Neue Technik enthüllt antikes Porträt, das durch Vulkanausbruch verschüttet wurde

Die antike Stadt Herculaneum erlitt das gleiche Schicksal wie Pompeji, aber neue Technologie enthüllt nun die Schönheit ihrer Gemälde.

Von Sarah Gibbens
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:40 MEZ
Dieses beschädigte Porträt einer römischen Frau wurde in der Stadt Herculaneum entdeckt, die nach dem Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 unterging.
Foto von Roberto Alberti
Karten der chemischen Elemente, die mit Röntgentechnologie erstellt wurden, zeigten die Kunstfertigkeit des Bildes.
Foto von Roberto Alberti

Es ist Jahrhunderte her, dass menschliche Augen ein bescheidenes kleines Porträt der Antike in seiner originalen Form erblickt haben.

Dank eines interdisziplinären Netzwerks aus Archäologen, Historikern und Chemikern ist das Abbild der namenlosen Frau jetzt wieder deutlicher zu erkennen.

Das kleine, runde Bild von dem Gesicht einer Frau wurde in der kleinen Stadt Herculaneum gefunden. Es befand sich rechts von einer Tür, die zu einem Gebilde aus mehreren Räumen führte. Herculaneum erlitt ein ähnliches Schicksal wie Pompeji, als der Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 das Leben in der Stadt zum Erliegen brachte. Bis zum frühen 20. Jahrhundert war das Haus, in dem das Porträt gefunden wurde, unter Ruß und Asche begraben gewesen. Ironischerweise könnten die Ausgrabungen, die vor 70 Jahren begannen, auch den Verfall des Bildes eingeläutet haben, das seitdem Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit und menschlichem Einfluss ausgesetzt war.

Hier kann man sich eine 360°-Sicht des Raums ansehen.

Die Forscher, die ihre Befunde zum 254. Treffen und der Ausstellung der American Chemical Society vorstellten, erklärten auch, wie sie in der Lage waren, das empfindliche Artefakt wieder sichtbar zu machen.

Das tragbare Röntgengerät ermöglichte es den Forschern, das Bild zu rekonstruieren, ohne es physisch zu beschädigen.
Foto von Roberto Alberti

Das Unterfangen wurde von Eleonora Del Federico geleitet, einer Chemieprofessorin am Pratt Institute. Mit einem transportablen Werkzeug namens Elio, das von XGLab entwickelt wurde, konnten Del Federico und ihr Team das Gemälde mit Hilfe sogenannter Makro-Röntgenfluoreszenz scannen. Atom für Atom wurde mit den Daten eine Karte der chemischen Bestandteile des Gemäldes erstellt, darunter Eisen, Blei und Kupfer. Blei deutet beispielsweise auf das Vorhandensein roter Verbindungen hin, während Kupfer oft auf Blau oder Grün hinweist.

Bei einer ACS-Pressekonferenz erklärte Del Federico, dass bestimmte Farben in den Gemälden bisher falsch dargestellt wurden. Das eisenbasierte Gelbpigment beispielsweise wird durch Hitze rot, weshalb Rekonstruktionen mit falschen Farben erstellt wurden. Jetzt können Chemiker ein exakteres Bild davon erhalten, wie Herculaneum und seine Artefakte zu jener Zeit ausgesehen haben müssen.

„Indem wir die Details von Wandgemälden sichtbar machen, die für das bloße Auge nicht mehr erkennbar sind, erwecken wir diese antiken Menschen im Grunde wieder zum Leben“, äußerte sich Del Federico in einer Pressemitteilung. Indem man mehr über die Qualität und Raffinesse eines Bildes in Erfahrung bringt, kann man auch die Besonderheiten einiger Aspekte des sozialen Lebens enthüllen, so glaubt sie.

Röntgenstrahlung wurde schon zuvor eingesetzt, um versteckte Bilder auf berühmten Kunstwerken sichtbar zu machen. 2015 enthüllte eine Röntgenuntersuchung von Rembrandts Gemälde „Alter Mann in Militärkostüm“ eine versteckte Figur. Auch Pablo Picassos Gemälde haben durch Röntgenuntersuchungen ihre Geheimnisse offenbart. Scans der berühmten Werke des abstrakten Malers haben gezeigt, dass er manchmal gewöhnliche Wandfarben nutzte anstatt der kostspieligeren Künstlerölfarben. Damit zählte er zu den ersten bekannten Künstlern, die das taten.

Del Federicos Maschine ist allerdings die erste ihrer Art, die sich leicht transportieren lässt und somit auch in den Ruinen einer antiken Stadt zum Einsatz kommen kann.

Ihre Forschung betrieb sie in Zusammenarbeit mit dem Herculaneum Conservation Project, welches die chemischen Karten nutzen wird, um die besten Methoden für den Erhalt, die Säuberung und die Restauration der Gemälde zu wählen.

Als sie auf der Pressekonferenz gefragt wurde, wie viele antike Gemälde mit dieser Technik noch entdeckt werden könnten, war Del Federicos Antwort kurz und deutlich: unzählige.

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