Skelettkreis in präkolumbianischer Grabstätte entdeckt

Die zehn Skelette wiesen mitunter bewusst herbeigeführte Schädelverformungen auf und könnten Teil eines rituellen Begräbnisses gewesen sein.

Von Sarah Gibbens
Veröffentlicht am 6. Feb. 2018, 17:32 MEZ
Kreisförmig angeordnete, vor-aztekische Skelette gefunden

Mindestens zwei von ihnen sind weiblich, eines ist männlich. Es gibt Erwachsene, ein Kind und einen Säugling.

Insgesamt wurden zehn Skelette in einer Fundstätte in Tlalpan südlich von Mexiko-Stadt entdeckt. Heutzutage befindet sich die Stätte in einem geschäftigen Stadtgebiet. Lokale Medien berichteten, dass sich die Grabstätte unter einem Gebäude mit Klassenzimmern und Schlafräumen für Priester befand.

Archäologen des Nationalen Instituts für Anthropologie und Geschichte von Mexiko sagten in einer Mitteilung, dass die 2.400 Jahre alten Überreste Teil eines rituellen Begräbnisses sein könnten.

Sie wurden in einer kreisförmigen Anordnung gefunden und lagen alle auf der Seite, wobei ein Arm jeweils unter dem Körper des Leichnams vor ihnen lag.

Das Video wurde von Mitarbeitern des Instituts gemacht und zeigt die menschlichen Skelette im Boden.

Anhand erster Beobachtungen konnten die Archäologen feststellen, dass mindestens zwei der Skelette einen Schädel mit bewusst herbeigeführten Verformungen aufwiesen. Auch einige der Zähne der Skelette schienen bearbeitet worden zu sein.

Bei den Skeletten fanden sie außerdem besondere Tongefäße namens Cajetes sowie Tecomates – runde Schüsseln mit kleinen, kreisrunden Öffnungen.

Ob ihr Tod beabsichtigt war oder nicht, lässt sich laut Vertretern des Instituts nicht sagen.

DIE PRÄKLASSISCHE PERIODE

Die Grabstätte wurde auf eine Zeit datiert, die Archäologen in der Geschichte Mesoamerikas als Präklassik bezeichnen.

Damit ist sie deutlich älter als das Reich der Azteken, das zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert existierte. Bevor die Azteken die Region dominierten, war eine Zivilisation an der Macht, die sich rund um die Stadt Teotihuacán ausbreitete, aber etwa im 7. Jahrhundert unterging.

Archäologen, die auf der Suche nach der Geschichte Mexikos Ausgrabungen durchführen, mangelte es bisher durchaus nicht an schockierenden Begräbnissen. 2011 fand man im Norden Mexikos Knochen, die Spuren von Kannibalismus aufwiesen. 2013 entdeckte man über 150 Köpfe, die vermutlich mit einer Opferzeremonie in Zusammenhang stehen.

Das Dorf, in dem das Begräbnis gefunden wurde, wurde 2006 entdeckt und auf die präklassische Periode datiert. Seither hat das archäologische Institut dort Grabungen durchgeführt.

PLÖTZLICH VERSCHWUNDEN

In einem Interview mit dem Institut sagte die Grabungsleiterin Jimena Rivera Escamilla, dass das Dorf wohl etwa 500 Jahre lang bewohnt war.

Damit liegt es genau zwischen zwei großen Phasen der mexikanischen Geschichte: der Ticoman-Phase von 400 bis 200 v. Chr. und der Zacatenco-Phase von 700 bis 400 v. Chr.

Die Archäologen glauben, dass die frühen menschlichen Siedlungen in der Region von Jägern und Sammlern bewohnt wurden.

Laut Christopher Morehart, einem Archäologen der Arizona State Universität, konnten sich die Archäologen bisher noch nicht auf eine Erklärung dafür einigen, weshalb einige der frühen Zivilisationen Mexikos so plötzlich verschwunden sind. Man vermutet, dass die aktiven Vulkane der Region dafür verantwortlich sein könnten.

Escamilla zufolge könnte der neue Fund Archäologen dabei helfen, einige der frühsten Aspekte der mexikanischen Gesellschaft besser zu verstehen.

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