Wunder mit Flügeln und Jungfernflüge

Jedes Jahr begeben sich Säugetiere, Vögel und Insekten auf der ganzen Welt auf rekordverdächtige Reisen. Parallel dazu beginnt der Mensch seine eigene, rekordverdächtige Reise – ein historischer Sprung in Richtung einer praktikablen, emissionsfreien kommerziellen Luftfahrt.

Johnny Langenheim

Foto von Ralph Lee Hopkins

Monarchfalter im Schmetterlingsschutzgebiet Sierra Chincua, Mexiko

Die Wanderung der Monarchfalter ist eine der längsten unter den Insekten. Jeden Herbst verlassen Millionen von ihnen ihre Sommerbrutgebiete im Nordosten der USA und im Südosten Kanadas und fliegen mehr als 4.800 Kilometer nach Süden in die Berge Zentralmexikos. Dort überwintern sie, bevor sie sich im Februar oder März wieder auf den Weg nach Norden machen. Monarchfalter sind die einzigen Schmetterlinge, von denen bekannt ist, dass sie wie manche Vogelarten in beide Richtungen wandern. Im Gegensatz zu den Vögeln erstreckt sich ihre Reise nach Norden allerdings über drei bis vier Generationen.

Foto von Joël Sartore

Millionen von Wandernden Monarchfaltern steigen in den Himmel auf

Jedes Jahr von Dezember bis Januar schätzen Wissenschaftler, wie viele Monarchfalter die jährliche Wanderung nach Mexiko überstanden haben. Dazu berechnen sie die Größe der Fläche, welche die Schmetterlinge bedecken, wenn sich Millionen von ihnen in den gemischten Kiefern- und Tannenwäldern in den Bergen Zentralmexikos versammeln. Doch die Zerstörung von Lebensräumen und der Klimawandel bedrohen die Wanderungswege der Monarchfalter und damit auch die Existenz der Art. Im Jahr 2022 wurde der Wandernde Monarchfalter von der International Union for the Conservation of Nature (IUCN) in die Rote Liste der bedrohten Arten aufgenommen und als gefährdet eingestuft.

Foto von Frans Lanting

Fliegende Palmenflughunde

Schätzungsweise acht bis zehn Millionen Palmenflughunde kommen jedes Jahr zwischen Oktober und Dezember im Kasanka-Nationalpark in Sambia an, nachdem sie eine Reise von Tausenden Kilometern hinter sich gebracht haben. Wissenschaftler glauben, dass es sich um die weltweit längste Wanderung einer Säugetierart handelt. Sobald die riesige Kolonie im Park angekommen ist, verlässt sie jeden Abend bei Sonnenuntergang in Massen ihren Schlafplatz in den Sumpfbäumen, um nach Früchten und Beeren zu suchen, und kehrt im Morgengrauen wieder zurück. Die Flughunde spielen eine wichtige Rolle bei der nächtlichen Verbreitung von Samen und fördern damit die Ausbreitung der Bäume. Ebenso wie die Wandernden Monarchfalter sind die Palmenflughunde durch die Zerstörung ihres Lebensraumes bedroht, auch wenn rechtliche Schritte unternommen werden, um die Abholzung der Wälder entlang der Grenzen des Parks einzudämmen.

Foto von Cagan H. Sekercioglu

Ein Adeliepinguin springt von einem Eisvorsprung bei Brown Bluff in der Antarktis

Adeliepinguine legen jedes Jahr knapp 13.000 Kilometer zurück. Dabei orientieren sie sich an den Rändern des Meereises, das sich im Laufe der Jahreszeiten ausdehnt und zusammenschrumpft, damit sie immer Nahrung, Licht und einen sicheren Platz zum Ausruhen haben. Die weitschweifende Nahrungssuche der Pinguineltern kann für die wartenden Küken lang und bisweilen gefährlich werden: Jedes Jahr erleben bis zu 80 Prozent der Adeliepinguinküken nicht einmal ihren ersten Geburtstag, weil sie von Seevögeln gejagt oder von den Eltern zurückgelassen werden. Mit einer Lebenserwartung von elf bis 20 Jahren werden diese Pinguine sehr alt, und die bereits große und wachsende Population hat dazu geführt, dass der Adeliepinguin von der IUCN als eine der am wenigsten gefährdeten Arten eingestuft wird.

Foto von Ralph Lee Hopkins

Eine rastende Wanderlibelle

Die Wanderlibelle ist die am weitesten verbreitete Libellenart, denn sie kommt auf allen Kontinenten außer der Antarktis vor. Man vermutet, dass diese Libelle (im Verhältnis zu ihrer Körpergröße) den längsten ununterbrochenen Migrationsflug aller Tierarten zurücklegt. Die Wanderlibelle legt jedes Jahr schätzungsweise 18.000 Kilometer auf einer generationenübergreifenden Reise zurück, wobei sie im Herbst den Indischen Ozean von Indien nach Ostafrika überquert, während sich die nächste Generation im Frühjahr auf den Rückweg macht. Wissenschaftler glauben, dass diese kleinen Libellen eine Mischung aus Schlag- und Segelflugtechniken anwenden und die Windverhältnisse ausnutzen, um ihren Nonstop-Flug von 3.200 Kilometern pro Strecke über den offenen Ozean zu bewältigen.

Foto von Shutterstock

Eine Doppelschnepfe in langem Gras

Wenn es um Schnelligkeit anstatt um Distanz geht, liegen die Doppelschnepfen ganz vorne. Jahr für Jahr verlassen diese Vögel ihre Sommerbrutgebiete in Schweden und fliegen mehr als 6.400 Kilometer nach Afrika südlich der Sahara. Bei ihnen wurden Fluggeschwindigkeiten von bis zu 96 Stundenkilometern gemessen. Und wenngleich die meisten Vögel in etwa 5.800 Meter Höhe fliegen, erreichte eine Doppelschnepfe eine rekordverdächtige Höhe von etwa 8.600 Metern. Es überrascht daher nicht, dass sie auf der Reise die Hälfte ihres Körpergewichts verlieren.

Foto von Klaus Nigge

Ein Schwarm Pfuhlschnepfen sucht am Ufer nach Nahrung

Wenn es darum geht, in einem einzigen Flug eine große Strecke zurückzulegen, liegen die Pfuhlschnepfen ganz vorne. Diese Küstenvögel migrieren jeden Herbst von der nördlichen zur südlichen Hemisphäre und fliegen im Frühjahr wieder zurück. Dabei legen sie auf einem einzigen Flug regelmäßig über 9.600 Kilometer zurück. Im November 2022 zeichnete ein Team von Wissenschaftlern den längsten bekannten ununterbrochenen Flug eines Vogels auf. Sie konnten belegen, dass eine vier Monate alte Pfuhlschnepfe in elf Tagen erstaunliche 13.559 Kilometer geflogen war, nachdem sie im Oktober ihr Brutgebiet in Alaska verlassen hatte, um der Sommersonne ins australische Tasmanien zu folgen.

Foto von Jason Edwards

Küstenseeschwalben: die ultimativen Ausdauerspezialisten

Die Küstenseeschwalbe ist der unangefochtene Spitzenreiter, wenn es um Langstreckenflüge geht. Mit einem verschwindend geringen Gewicht von 90 bis 120 Gramm legen diese Langstreckenspezialisten jedes Jahr schätzungsweise 40.000 Kilometer zurück und fliegen dabei von Pol zu Pol, dem Sommer hinterher. Inzwischen vermuten Forscher, dass sie sogar noch viel weiter fliegen: Eine Küstenseeschwalbe hat kürzlich unfassbare 95.998 Kilometer in einem Jahr zurückgelegt – das entspricht einer zweimaligen Umrundung der Erde plus zusätzlichen 16.000 Kilometern.

Foto von Keith Ladzinski

Jungfernflug des Elektroflugzeugs „Alice“

Der vom Menschen verursachte Klimawandel wirkt sich überall auf die Wanderung von Tieren aus. Wenn wir die Forderung der Vereinten Nationen erfüllen wollen, die CO2-Emissionen bis 2050 auf null zu reduzieren, ist die Verringerung der CO2-Emissionen im Luftverkehr entscheidend. Eine der Lösungen ist das elektrische Fliegen – und das kommerziell nutzbare elektrische Fliegen ist nun Realität. Eviation hat ein Flugzeug entwickelt, in dessen Rumpf rund vier Tonnen Batterien eingebaut sind. Das Flugzeug hat im September 2022 erfolgreich seinen Jungfernflug absolviert und soll in einem einzigen Flug 250 Seemeilen zurücklegen können.

Foto von Eviation

Einführung elektrischer Frachtflugzeuge bei DHL

Das Logistikunternehmen DHL hat zwölf Frachtflugzeuge vom Typ „Alice“ mit einer Tragfähigkeit von bis zu einer Tonne bei Eviation bestellt, um bis zum Jahr 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Die Flugzeuge werden voraussichtlich im Jahr 2027 ausgeliefert und sollen auf Zubringerstrecken eingesetzt werden, die an Strecken mit höherem Verkehrsaufkommen anschließen. Das Unternehmen deckt bereits 86 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energiequellen, elektrifiziert seine Fahrzeugflotte, verwendet nachhaltige Biokraftstoffe für den Flugverkehr, baut klimaneutrale Lagerhäuser und schult mehr als 70.000 seiner Mitarbeitenden zu zertifizierten GoGreen-Spezialisten.

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Foto von DHL

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