NASAs „unmöglicher Antrieb“ in deutschem Labor getestet

Die ersten unabhängigen Tests des EmDrive deuten darauf hin, dass es eine einfache Erklärung für die kontroversen Testergebnisse von 2016 gibt.

Von Nadia Drake
Veröffentlicht am 23. Mai 2018, 15:03 MESZ
Eine Illustration des EmDrive.
Eine Illustration des EmDrive.
Foto von iStock, Getty Images

Die Raumfahrt ist keine leichte Angelegenheit. Schwere Lasten, Raumfahrzeuge und vielleicht sogar Menschen auf eine angemessene Geschwindigkeit zu beschleunigen, um interstellare Reisen zu ermöglichen, würde eine Menge an Treibstoff erfordern, die für derzeitige Raketen einfach zu schwer wäre. Ganz zu schweigen von dem Luxus, nach der Beschleunigung auch wieder an einem Zielpunkt anhalten zu können.

Allerdings würde sich das Problem erübrigen, wenn man einen Antrieb hätte, der ohne Treibstoff Schub erzeugen könnte.

Das klingt zwar unmöglich, aber Wissenschaftler der Eagleworks Laboratories der NASA haben ein solches Gerät gebaut und getestet. Der sogenannte EmDrive, der gegen mehrere Gesetze der Physik verstoßen würde, produziert anscheinend Schub, indem er einfach die Mikrowellen in einem geschlossenen, kegelförmigen Hohlraum nutzt – ganz ohne Treibstoff.

Das wäre ein bisschen so wie bei Han Solo, der den Millennium Falken einfach per Knopfdruck startet. Das klingt nicht nur kontrovers – das ist es auch.

Zuletzt machte das Gerät im November 2016 Schlagzeilen, als eine Studie von den Ergebnissen der damals aktuellsten NASA-Tests berichtete. Jetzt haben unabhängige Forscher in Deutschland ihren eigenen EmDrive gebaut, um innovative Antriebskonzepte zu testen und zu überprüfen, ob der scheinbare Erfolg der Maschine tatsächlich auf der Funktionsweise des Antriebs beruht.

Was haben sie herausgefunden?

Der EmDrive von NASA Eagleworks in einer Testkammer.
Foto von NASA, Alamy

„Der ‚Schub‘ kommt nicht vom EmDrive, sondern von elektromagnetischer Interaktion“, erklärte das Team in einem Bericht für eine Konferenz zu Weltraumantrieben.

Die Gruppe unter der Leitung von Martin Tajmar der Technischen Universität Dresden testete den Antrieb in einer Vakuumkammer mithilfe diverser Sensoren und Geräte. So konnten die Forscher Vibrationen, Temperaturveränderungen, Resonanzen und andere potenzielle Schubquellen überwachen, auch wenn sie nicht vollständig in der Lage waren, das Gerät gegen die Auswirkungen des Erdmagnetfelds abzuschirmen.

Als sie das System anstellten, aber die Energie für den eigentlichen Antrieb abdrehten – sodass im Grunde keine Mikrowellen durch die Antriebskammer schossen –, produzierte der EmDrive trotzdem noch Schub. Wenn das Gerät wirklich so funktionieren würde, wie es das Team der NASA behauptet, hätte das nicht passieren sollen.

Die Forscher kamen daher unter Vorbehalt zu dem Schluss, dass die gemessenen Effekte das Ergebnis der Interaktion zwischen dem Erdmagnetfeld und den Stromkabeln in der Kammer sind. Auch andere Experten stimmen dieser Schlussfolgerung zu.

„Im Falle des EmDrive scheint das Erdmagnetfeld die beste Erklärung für den geringen messbaren Schub zu sein“, sagt Jim Woodward von der California State University in Fullerton. Woodward hat seinen eigenen theoretischen Antrieb namens Mach Effect Thruster entwickelt, der ebenfalls von der Dresdner Gruppe getestet wurde.

Um herauszufinden, was genau im EmDrive geschieht, muss die Gruppe den Antrieb allerdings in einen Schild aus Mu-Metall hüllen, welches ihn vor dem Erdmagnetfeld abschirmt. Diese Art von Schild war auch im ursprünglichen Versuchsaufbau von Eagleworks nicht vorhanden, was vermuten lässt, dass deren Ergebnisse ebenfalls aus Magnetfeldeffekten resultieren.

Das klingt nach einem schweren Schlag für das Konzept des EmDrive, aber Woodward ist noch nicht bereit, den Fall zu den Akten zu legen. Neben dem bisherigen Fehlen eines Mu-Metall-Schilds wurden die Labortests in Dresden auch nur bei geringer Energie durchgeführt, was bedeutet, dass „jedes echte Signal wahrscheinlich von dem Rauschen aus falschen Quellen überdeckt worden wäre“.

Nadia Drake auf Twitter folgen.

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