Der Tiger, der sich in eine russische Stadt verirrt hatte, wurde wieder ausgewildert

Der seltene Amurtiger, der in Sibirien durch ein Stadtgebiet streifte, wurde rehabilitiert und im Anschluss in einem Nationalpark freigelassen.

Von Sarah Gibbens
Veröffentlicht am 6. Nov. 2017, 09:49 MEZ
Der seltene Amurtiger, der in Sibirien durch ein Stadtgebiet streifte, wird in einem Nationalpark freigelassen.

Nach Monaten in Gefangenschaft ist Vladik der Tiger endlich frei.

Am 15. Mai wurde der Sibirische Tiger im Bikin-Nationalpark im Fernen Osten Russlands in die Wildnis entlassen, nachdem er acht Monate im Rehabilitationszentrum verbracht hatte.

Vladik wurde nach der Stadt benannt, in der er letztes Jahr eingefangen wurde – Wladiwostok. Laut einer Pressemitteilung des Amur Tiger Center streifte er im Oktober 2016 durch die Stadt und wurde schnell zum Star vieler Handyvideos, die von den verblüfften Stadtbewohnern aufgenommen wurden.

In einer Stellungnahme sagte Sergei Aramilev, der Leiter für die Zweigstelle des Amur Tiger Center im Fernen Osten, dass es nicht klar sei, wie Vladik in die Stadt gekommen ist.

Männliche Tiger sind allerdings bekannt dafür, auf der Suche nach Beute oder einer Partnerin viele Kilometer zurückzulegen. Es ist gut möglich, dass er das Gebiet des Nationalparks verlassen hat, in den er entlassen wurde. Dieser befindet sich etwa 560 km von Wladiwostok entfernt. Am 20. Oktober 2016 erhielt die Polizei den Hinweis, dass Vladik sich im Bereich einer Bucht nahe der Stadt aufhielt. Sie machten sich schnell auf den Weg dahin und schossen einen Betäubungspfeil auf das Tier.

Vladik auf seine Auswilderung vorzubereiten, war jedoch keine einfache Aufgabe. Zum Zeitpunkt seiner Gefangennahme war er laut Schätzung seiner Retter etwa drei Jahre alt, wog an die 140 kg und hatte keinerlei Verletzungen. Während seiner Rehabilitation wurde er auf Krankheiten getestet, untersucht und mit einem Peilsender versehen.

In einer E-Mail an National Geographic teilte der Pressesprecher für das Amur Tiger Center Andrey Shorshin mit, dass das Rehabilitationszentrum „Konflikttigern“ sowie anderen Tigern hilft, die im Park nicht gesund und wohlbehalten leben. Im Zentrum erhalten sie tierärztliche Versorgung und werden gelegentlich im Jagen unterrichtet, um sie auf ihre Rückkehr in die Wildnis vorzubereiten.

Als Vladik in die Stadt kam, befürchteten Tierretter zuerst, dass er krank oder verletzt sei. Laut einem Nachrichtenbericht, der kurz vor seiner Gefangennahme geschrieben wurde, sieht man Sibirische Tiger beziehungsweise Amurtiger, wie man sie auch nennt, nur selten in der Region. Da Tiger oft in Familienverbänden unterwegs sind, ist es sogar noch seltener, dass man sie allein antrifft.

Für seine Auswilderung wurden Vladik stark betäubt und in eine Metallkiste verfrachtet. Retter vom Tigerzentrum sowie Repräsentanten des WWF Russland und Russlands Minister für Naturressourcen, Sergeya Donskogo, reisten zusammen mit Vladik, als er in einem kleinen Hubschrauber zum Park geflogen wurde.

Die Funktionäre wählten einen abgelegenen und dicht bewaldeten Ort in der Nähe eines Flusses. Sie hoffen, dass die Abgeschiedenheit des Ortes verhindern wird, dass Vladik in der Zukunft erneut in ein städtisches Gebiet wandert.

Das Amur Tiger Center wird seine Bewegungen weiterverfolgen und dafür die Daten des GPS-Halsbands nutzen, das ihm während der Rehabilitation angelegt wurde.

Nun wird sich Vladik wieder zu den anderen Amurtigern im Bikin-Nationalpark gesellen, der zehn Prozent der gefährdeten Amurtigerpopulation der Welt ein Zuhause bietet.

In Russland gelten Sibirische Tiger als geschützte Art. Seit den 1930ern hat sich ihr Bestand von ehemals nur noch 30 Tieren erheblich vergrößert.

Der WWF schätzt den aktuellen Bestand auf über 500 Tiere, die durch den Fernen Osten Russlands streifen.

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