18 Spinnenarten, die wie Pelikane aussehen

Die ungewöhnlichen Tiere schleichen sich durch den Wald und spießen andere Spinnen auf.

Von Jason Bittel
Veröffentlicht am 19. Jan. 2018, 17:13 MEZ, Aktualisiert am 23. Nov. 2021, 11:00 MEZ
Diese neu entdeckte Art, Eriauchenius workmani, ist der größte bisher bekannte Vertreter aus der Familie der Archaeidae. Mit einem Zentimeter ist er dabei kaum größer als ein Reiskorn.
Foto von Hannah Wood, Smithsonian

In den Regenwäldern Madagaskars ist ein Spinnenkiller unterwegs.

Er ist geräuschlos wie eine Eule, schnell wie eine Kobra, so groß wie ein Reiskorn – und wenn er zuschlägt, spießt er seine Opfer auf einem seiner langen Kieferklauen auf, die eher einer giftigen Lanze ähnelt.

Der Killer hält sein Opfer dann mitten in der Luft, bis das Licht aller vier Augenpaare erlischt.

Diese Spezialisten, die es auf Spinnen abgesehen haben, sind aber selbst Spinnen. Die Vertreter der Spinnenfamilie Archaeidae tragen im Englischen auch den Namen „pelican spiders“, weil einige Arten durchaus eine bizarre Ähnlichkeit zu Pelikanen aufweisen.

Hannah Wood, die Kuratorin für Spinnen und Tausendfüßer am Smithsonian National Museum of Natural History, ist die Autorin einer neuen Studie, die im Fachmagazin „Zookeys“ veröffentlicht wurde. Darin beschreibt sie 18 neu entdeckte Archaeidae-Arten, die auf Madagaskar leben.

Wood hat die Tiere in der Wildnis beobachtet und sagt, dass sie mitunter einfach zufällig vorbeieilende Spinnen packen. Und obwohl die „Pelikanspinnen“ keine eigenen Netze spinnen, lauern sie manchmal über den Netzen fremder Spinnen.

Spinnen der Archaeidae-Familie (abgebildet ist ein ausgewachsenes Männchen der Art E. workmani) sind „lebende Fossilien“, da sie große Ähnlichkeit mit einer fossilen Art haben, die vor 165 Millionen Jahren lebte.
Foto von Nikolaj Scharff

„Sie zupfen am Netz, damit ihre Beute zu ihnen kommt“, sagt sie.

KLEINE WÖLFE

Die Mitglieder der Archaeidae sind auf Madagaskar, in Australien und in Südafrika heimisch. Mit ihren gewaltigen Kieferklauen spießen sie ihre Opfer auf und heben sie in die Luft. Dort hängen sie hilflos herum, bis das Gift seine Wirkung zeigt.

Da die Spinnen ihre Opfer durch ihre langen Kieferklauen auch auf Abstand halten, vermeiden sie einen möglichen Gegenangriff ihrer ebenfalls giftigen Beute, vermutet Wood.

Sie hat auch den Verdacht, dass die Archaeidae irgendwie der Schleifspur der Spinnenseide folgen, die alle Spinnen beim Laufen hinter sich herziehen.

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„Sie wandern nachts durch den Wald und lassen ihr vorderes Beinpaar wie ein Paar großer Fühler herumschwirren. Sie schreiben damit diese großen Achten, während sie laufen. Ich glaube, sie suchen nach Schleifspuren.“

„Sie sind ein bisschen wie kleine Wölfe, die im Wald andere Spinnen fangen“, so Wood.

Wie vieles, was die Archaeidae betrifft, muss aber auch diese Vermutung erst noch getestet werden. Ein weiteres Mysterium? Wie erkennen diese Tiere den Unterschied zwischen anderen Archaeidae und Beute?

Wood sagt, dass sie noch nie beobachtet hat, wie ein Vertreter der Archaeidae einen anderen frisst. Sie hat mehrere von ihnen in eine Petrischale gesteckt und ihr Verhalten beobachtet, aber sie gehen einander einfach nur aus dem Weg.

„Wenn ich drei [von ihnen] hätte, würden sie ein Dreieck bilden. Vier würden ein Quadrat bilden“, sagt sie.

Ein Männchen der Art E. workmani hängt in seinen Fäden. Die heutigen Vertreter der Archaeidae leben in Südafrika, Australien und auf Madagaskar.
Foto von Nikolaj Scharff

Wood vermutet, dass sie gegen ihr eigenes Gift womöglich immun sind. Vielleicht sind sie aber auch nur so gut gepanzert, dass sie wissen, dass ein Angriffsversuch der Mühe nicht wert wäre.

RÄUBER IN GEFAHR

Wie bei so vielen neu entdeckten Arten, die einen Namen brauchen, wurde auch Wood hier kreativ. Einige der neuen Arten haben zum Beispiel einen Ring aus kleinen Hörnern auf dem Kopf, der an eine Krone erinnert. Diese Spinnen benannte Wood nach madagassischen Königen und Königinnen.

Eine andere Art, Eriauchenius milajaneae, benannte Wood nach ihrer Tochter Mila Jane.

„Die Entdeckung und Beschreibung von 18 neuen Arten ist eine aufregende Erinnerung an den Artenreichtum unserer Erde und daran, wie viel es noch zu entdecken gibt“, sagt Michael Rix, der die australischen Archaeidae-Vertreter am Queensland Museum erforscht.

Es ist außerdem eine Erinnerung daran, dass wir an dem Erhalt der Lebensräume dieser einzigartigen Tiere arbeiten sollten, sagt Mark Harvey, der Chefkurator für Spinnen und Tausendfüßer am Western Australian Museum.

Eine Spinne der Familie Archaeidae lässt ihre Beute kopfüber hängen.
Foto von Nikolaj Scharff

„Jede der madagassischen Arten findet sich in einem relativ kleinen Bereich der Insel. Das zeigt, dass der fortschreitende Verlust von Lebensraum diese faszinierenden Spinnen vermutlich in erheblichem Maße beeinträchtigen wird“, so Harvey.

„Hoffen wir, dass keine von ihnen durch die andauernde Abholzung und Brandrodung ausgerottet wird.“

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