Zufallsfund: Ichthyosaurus-Fossil in Museum in Hannover entdeckt

Der Paläontologe, der die Entdeckung machte, wollte sich in dem Museum eigentlich ein Fossil ansehen, das an das Ungeheuer von Loch Ness erinnert.

Von Sarah Gibbens
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:40 MEZ
Künstlerische Darstellung eines trächtigen Ichthyosaurus.
Künstlerische Darstellung eines trächtigen Ichthyosaurus.
Foto von Joschua Knüppe

Sven Sachs, ein Paläontologe vom Naturkunde-Museum Bielefeld, war im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover, um ein uraltes Meeresreptil zu untersuchen, als eines der Ausstellungsstücke seine Aufmerksamkeit erregte.

Das Exemplar wurde ursprünglich Mitte der 90er im englischen Somerset ausgegraben, wurde aber seitdem größtenteils nicht näher untersucht. Sachs vermutete, dass es sich um einen Ichthyosaurus handelte. Die Art, die oft für einen Dinosaurier gehalten wird, war eigentlich ein Meeresreptil mit einem langen, wendigen Körper, mit dem es vermutlich ähnlich einem Aal durch den Ozean geschwommen ist.

„Das fand ich ganz außergewöhnlich“, sagte Sachs. „[Es war] größer als jedes Exemplar, das ich untersucht hatte.“ Er erklärte, dass das Tier als Exemplar einer kleineren Art in der Gruppe der Ichthyosaurier ausgeschrieben war.

Sachs nahm Kontakt zum Ichthyosaurus-Experten Dean Lomax von der Universität Manchester auf. Zusammen untersuchten sie das Exemplar Anfang 2017 und entdeckten, dass es sich um einen Vertreter der Art Ichthyosaurus somersetensis handelte.

Skelett des Ichthyosaurus.
Foto von Dean Lomax

Ihre Erkenntnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift „Acta Palaeontologica Polonica“. Während der Untersuchungen entdeckten sie auch, dass das Museum dem Skelett einen Schwanz einer anderen Ichthyosaurus-Art gegeben hatte, damit es vollständiger aussah. Unabhängig davon errechneten die Wissenschaftler aber, dass das Tier etwa drei bis dreieinhalb Meter lang gewesen ist und damit das größte bekannte Exemplar seiner Art darstellt. Im Körper des Ichthyosaurus befand sich zum Todeszeitpunkt außerdem ein kleiner, sieben Zentimeter langer Embryo.

Lomax und sein Forscherteam hatten die Somerset-Art gerade erst letztes Jahr offiziell benannt.

„Es erstaunt mich, dass Exemplare wie dieses immer noch in Museumssammlungen ‚wiederentdeckt‘ werden können. Man muss nicht zwingend Feldforschung betreiben, um eine neue Entdeckung zu machen“, sagte er in einer Pressemitteilung.

Für Sachs war es ein arbeitsreiches Jahr.

MEHR FOSSILIEN AUS DEM MEER

Der Paläontologe veröffentlichte gestern eine zweite Forschungsarbeit im „Journal of Vertebrate Paleontology“, in der er über seine Arbeit an einem Plesiosaurier-Fossil berichtet – dem ältesten seiner Art. Das entsprechende Skelett, das sich ebenfalls im Niedersächsischen Landesmuseum befindet, gehört zu einer neu bestimmten Plesiosaurier-Art, die auf den Namen Lagenanectes richterae getauft wurde.

Skizzen des Tieres erinnern an die typische Darstellung des Ungeheuers von Loch Ness. Mit 75 Halswirbeln hatten diese Plesiosaurier die längsten Hälse aller prähistorischen Meeresreptilien. Sachs merkte an, dass der Plesiosaurus Kerben im oberen Bereich seines Mauls hatte. Diese könnten zum Aufspüren von Beute gedient haben, ähnlich wie bei heutigen Krokodilen, deren pockenartige Erhebungen an der Schnauze unter Wasser Vibrationen spüren können.

Die 200 Millionen alte Ichthyosaurus-Art schwamm wahrscheinlich deutlich vor dem Plesiosaurus durch das Meer. Letzterer lebte vor etwa 132 Millionen Jahren.

Sachs glaubt, dass auch in anderen unerforschten Museumssammlungen noch unentdeckte Arten schlummern könnten.

Laut ihm sind solche Zufallsfunde in der Paläontologie keine Seltenheit. „Mir passiert das ziemlich oft.“

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