Eine Reise durch die Zeit
Monumentale Felsengräber und erloschene Vulkane: Auf Entdeckungstour durch die antike Stadt AlUla und die epische Wüstenlandschaft Saudi-Arabiens.
FOTO VON MATTHIEU PALEY
Einmalige Architektur
In der hervorragend erhaltenen antiken Stadt Hegra geht es auf rötlichem Sand nach Khuraymat, einem Gebiet mit zerklüfteten Felsen, die von Hand zu einzigartigen architektonischen Wundern geformt wurden. Hegra war die südlichste Hauptstadt der Nabatäer, eines einst nomadisch lebenden arabischen Stammes, der sich hier niederließ und durch den Handel mit Weihrauch, Gewürzen und anderen Luxusgütern zu Reichtum gelangte. Jede der kunstvollen Fassaden von Khuraymat, die eine für die Nabatäer charakteristische Mischung verschiedener Kultureinflüsse aufweisen, war ein Grab, in dem vor zweitausend Jahren Einzelpersonen und ganze Familien beigesetzt wurden, oft zusammen mit Schmuck und anderen kostbaren Besitztümern.
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Spektakuläre Schönheit der Natur
Nirgendwo zeigt sich die natürliche Schönheit von AlUla auf so spektakuläre Weise wie im Sharaan-Naturreservat. Schluchten aus rotem Gestein, Wüstendünen und mit Wildblumen übersäte Täler bedecken eine Fläche von 1.500 Quadratkilometern, die heute unter strengem Schutz steht. In diesem empfindlichen Ökosystem sind nach wie vor Gazellen, Nubische Steinböcke, Rothalsstrauße und sogar der scheue arabische Wolf beheimatet. Langfristig soll zudem der majestätische, vom Aussterben bedrohte arabische Leopard wieder angesiedelt werden. Auf einer Safari-Tour im Geländewagen kann man die Landschaft perfekt erkunden und Wildtiere beobachten – am besten am frühen Morgen, wenn die Sonne den Wüstensand erwärmt.
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Vergessene Naturphänomene
Wie zwei hohle Hände schmiegt sich die riesige, herzförmige Schale eines erloschenen Vulkankraters in die Ebenen von Harrat 'Uwayrid nördlich von AlUla. Dieses gewaltige Naturphänomen ist ein weiterer Höhepunkt jeder Wandertour, die es Besuchern erlaubt, die Gegend zu Fuß zu erkunden, und die das wenig bekannte Wunder der Hunderten von erloschenen Vulkanen zeigt, die über die nördlichen Wüsten Saudi-Arabiens verstreut sind.
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Fels der Zeiten
Die von Wind, Regen und Sand geformten Felsen von AlUla haben seltsame und wunderbare Formen angenommen. Man kann sie zu Fuß, auf dem Rücken eines Pferdes oder auf einem Kamel erkunden. Entdecken kann man so den berühmten Elephant Rock, einen Buntsteinfelsen in Elefantenform, riesige natürlich geformte Steinbögen wie den Rainbow Rock, die gespenstischen Felssäulen von Al-Gharameel – eine perfekte Kulisse, um unter dem kristallklaren Nachthimmel von AlUla die Sterne zu beobachten – und vieles mehr: Dancing Rocks, Face Rock und den hier abgebildeten Jar Rock, der wie ein Krug geformt ist. Empfehlenswert ist auch eine Tour im Geländewagen, die auch eine Wanderung zum „Krug“ selbst beinhaltet.
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Ein Spiegel der Natur
Nein, das ist keine optische Täuschung, sondern Maraya, das größte verspiegelte Gebäude der Welt. Dieses atemberaubende Kunstwerk, das sich in einem Wüstencanyon befindet und die Schönheit von AlUla im wahrsten Sinne des Wortes widerspiegeln soll, erhebt sich wie eine Fata Morgana aus dem Sand. Das mit 9.740 Spiegeln verkleidete Maraya zelebriert AlUla als Wunder der Natur und einzigartiges Zeugnis der Geschichte und bildet eine zeitgenössische Kulisse für Kultur. Der hochmoderne Veranstaltungskomplex beherbergt Konzerte und Theateraufführungen, Galerien und Workshops, Gastronomie und Konferenzen – alles von exquisiter Qualität, wobei das kulturelle Erbe der Vergangenheit spielend mit den Innovationen von heute verschmilzt.
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Das goldene Licht von AlUla
Vor mehr als zweitausend Jahren gründeten die Menschen, die in und um die heutige Oase AlUlas lebten, die Stadt Dadan. Im Laufe der Zeit wuchs Dadan zur Hauptstadt des gleichnamigen Königreichs heran – ein Zentrum der Landwirtschaft und der Kultur. Nachdem das dadanitische Volk die Macht an die Lihyaniten abgetreten hatte, wurde Dadan zur Hauptstadt der lihyanitischen Könige, deren Wachstum zum Teil durch den lukrativen Handel mit Weihrauch und anderen Luxusgütern angekurbelt wurde. Im goldenen Licht der Wüste können heute die Tempel und Felsbilder bestaunt werden, die von der Kultiviertheit der alten Zivilisationen von AlUla zeugen.
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Unter schützenden Palmen
Im Herzen von AlUla liegt die riesige, etwa 20 Kilometer lange AlUla-Oase, die von mehr als zwei Millionen Dattelpalmen gesäumt wird. Dieser natürliche Reichtum bietet Schutz und spendet Leben in der Wüste und schaffte damit die Voraussetzungen für die Entwicklung von Zivilisationen. In der Oase und ihrer weiteren Umgebung befanden sich die antike Stadt Dadan, die Hauptstadt der Königreiche Dadan und Lihyan im ersten Jahrtausend v. Chr., Hegra, Teil des späteren Königreichs der Nabatäer, zu dem auch die großartige Stadt Petra gehörte, sowie Wüstensiedlungen, die bis in die Neuzeit vom Handel und der Landwirtschaft lebten.
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Bewahrung des kulturellen Erbes
Ein Blick aus der Vogelperspektive auf die Lehmziegelbauten der Altstadt von AlUla zeigt ein dichtes Mosaik von Höfen und Gassen, die das dörfliche Leben in der arabischen Wüste charakterisieren. Im 12. Jahrhundert wurde die Altstadt von AlUla zu einer wichtigen Station auf der Pilgerroute von Damaskus zur heiligen Stadt Mekka. Ihre Blütezeit dauerte mehr als 800 Jahre, und zeitweise wurde sie von 14 Toren geschützt. Bis ins 20. Jahrhundert hinein war sie bewohnt, und auch heute noch kann man zu Fuß durch die erhaltenen Viertel streifen, in Geschäften und auf Märkten stöbern und auf schattigen Terrassen speisen.
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Botschaften in den Bergen
Ein Strauß mit krummen Beinen schlägt aufgebracht mit den Flügeln. Breitbeinige Jäger mit Waffen umringen ihn, bereit zum Angriff. Eine solche Szene mag in den vergangenen Jahrhunderten in AlUla nichts Ungewöhnliches gewesen sein. Von den damaligen Künstlern wurde sie für immer an den Felswänden und in den Schluchten, die sich durch das Gebiet schlängeln, festgehalten. Diese sogenannten Petroglyphen (von den griechischen Wörtern petros, „Stein“, und glýphein, „schnitzen“) tanzen über die Felsen von AlUla und stellen Tiere wie Kamele, Kühe und Steinböcke sowie Menschen, Waffen, Werkzeuge und sogar altertümliche Spiele dar – ein einzigartiger Einblick in die Vergangenheit.
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Eine Vielfalt von Kulturen
Überall in Hegra findet man Zeugnisse für die Schönheit und Kunstfertigkeit der Zivilisation der Nabatäer. Kunstvoll verzierte Nischen, die von Bildhauern und geschickten Steinmetzen – deren Meißelspuren noch immer im Fels zu sehen sind – in die Sandsteinfelsen von Hegra gehauen wurden, zeigen, wie die visuelle Kultur der Nabatäer Elemente des arabischen Stils mit den klassischen Einflüssen des antiken Griechenlands und Roms vermischte. Oft markierten solche Nischen einen Ort der Anbetung oder des Gebets an eine Gottheit. Die zahlreichen Felsbilder und Inschriften die sich in Hegra finden, zeugen von der Bedeutung religiöser Bräuche im täglichen Leben der Bevölkerung.
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Kein Stein bleibt auf dem anderen
Die archäologische Untersuchung von AlUla hat gerade erst begonnen. Spezialisierte Archäologen, Historiker, Wissenschaftler und andere Experten widmen ihre Aufmerksamkeit nun der außergewöhnlichen Fülle historischer Zeugnisse, die AlUla birgt und die aus den frühesten Epochen der Menschheitsgeschichte stammen. Hier, auf den schuttbedeckten Ebenen des Harrat 'Uwayrid, nördlich von AlUla, untersuchen Archäologen in der sengenden Sonne Strukturen und Gräber aus der Jungsteinzeit, die möglicherweise bis zu zehntausend Jahre alt sind.
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