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Fotograf Seite
Dmytro Geshengorin
Für Naturliebhaber hat das Naturschutzgebiet auch einiges über die Flamingos hinaus zu bieten. Zum Beispiel die mit etwa 5.000 Brutpaaren größte Kolonie von Lachmöwen in Westfalen, und verschiedene Gänsearten, die etwa zur gleichen Zeit wie die Flamingos aus ihren Winterquartieren ins Münsterland zurückkehren.
Der Zwillbrocker Venn ist bei Fotograf*innen und Tourist*innen beliebt. Einblicke in das Leben der Flamingos können Besuchende über den Rundwanderweg des Zwillbrocker Venn, zwei Aussichtskanzeln und einen Aussichtsturm bekommen.
Rosa sind Flamingos aufgrund ihrer Nahrung. Sie filtrieren aus dem Wasser kleine Krebse, deren Schale Farbstoffe, die sogenannten Carotinoide, enthalten. Diese färben die Federn der Flamingos charakteristisch rosa. Neugeborene Flamingos sind deshalb auch noch weiß-grau.
In den letzten Jahren hatte das Zwillbrocker Venn mit Trockenheit zu kämpfen. „Dadurch war teilweise kaum Wasser im See und Prädatoren, wie zum Beispiel der Fuchs, konnten auf die Brutinsel gelangen. So wurde teilweise der Bruterfolg verhindert“, so Mensing. Schnell wurden Schutzmaßnahmen umgesetzt: Es wurde ein Zaun durch Venn gezogen, der Prädatoren abhalten soll, auf die Insel zu gelangen, und ein Graben um die Lachmöveninsel gezogen, der „auch bei längerer Trockenheit das Wasser etwas länger halten und den Flamingos und anderen Arten eine Nahrungsquelle sowie eine natürliche Schutzbarriere bieten“ soll.
Flamingos stehen übrigens auf einem Bein, um Energie zu sparen: Das Wasser, in dem sie nach Nahrung suchen, ist meist kalt. Mit nur einem Bein im Wasser kühlen sie weniger schnell aus.
Das Zwillbrocker Venn ist Teil des europäischen Vogelschutzgebietes „Moore und Heiden des westlichen Münsterlandes“. Wohl fühlen sich die Flamingos hier vermutlich aufgrund der Existenz einer vor Prädatoren geschützten Brutinsel und des Nahrungsvorkommens: „Auf der Insel brüten noch circa 1.000 Lachmöwen. Diese sorgen für sehr viel Futter im See, da sie durch ihren Kot besonders viele Nährstoffe in das Wasser eintragen“, sagt Helma Mensing von der Biologischen Station Zwillbrock. Diese würden von den Flamingos als Futter verwertet.
Ihre Eier legen die Flamingo-Paare zwischen April und Mai. Jedes Paar legt nur eins, und zwar in ein Schlammnest, das durch seine erhöhte Position geschützt ist. Erste Küken schlüpfen im Juni und werden in sogenannten Kindergärten – also in Kleingruppen von Elterntieren und wenigen frisch geschlüpften Küken – betreut.
Das Balzverhalten ist laut Mensing sehr auffällig: „Oft wird das Verhalten mit einem Tanz verglichen, da die Flamingos auch Gruppenbalz betreiben“, sagt sie. Dieser Flamingo unterbrach seine Futtersuche immer wieder, um zu balzen. Dabei schlug er heftig mit den Flügeln aufs Wasser.
Von den weltweit sechs Flamingo-Arten wurden bereits vier im Zwillbrocker Venn gesichtet. Zwei davon kommen regelmäßig: Der Chileflamingo und der Europäische Rosa Flamingo. „Wenn sie hier ankommen, sind sie recht mobil, erkunden ein wenig die Gegend und beginnen dann, sich ihren Partner zu suchen“, erklärt Mensing.
Von den etwa 120 Individuen in der Kolonie kehren hauptsächlich die geschlechtsreifen Individuen nach Deutschland zurück. Sie überwintern am niederländischen Veluwe- und Grevelingenmeer. „Daher legen sie tatsächlich nur ein paar 100 Kilometer zurück, zwischen Überwinterungsgebiet und ihrem Brutgebiet“, sagt Mensing.