„Für ein gutes Foto muss es eine besondere Lichtstimmung sein“

Bis 13. Juli sucht das National Geographic Magazin auf Instagram den Fotograf des Jahres. Die Fotografin Ulla Lohmann gibt Tipps für das perfekte Bild.

Von Kathrin Fromm
Veröffentlicht am 23. Apr. 2018, 06:00 MESZ
Vulkan auf Vanuatu
Ein Vulkan auf Vanuatu im Sonnenuntergang: Das Motiv ist eines der Lieblingsbilder von Fotografin Ulla Lohmann.
Foto von Ulla Lohmann

Wie finden Sie als Fotografin Ihre Motive?
Die besten Motive finden sich, wenn man mit ganzem Herzen dabei ist und sich richtig für einen Ort oder ein Thema interessiert. Mich faszinieren zum Beispiel Vulkane und die Südsee. Ich will das Gefühl, das ich habe, wenn ich mein Motiv anschaue, in ein Bild packen.

Wie machen Sie das?
Ich versuche über die Orte, die ich fotografiere, so viel wie möglich herauszufinden: Wie ist eine Landschaft entstanden? Gibt es irgendwelche Sagen? Warum ist der Ort für die Menschen wichtig? Es geht um Respekt für die Sache und um Wissen. Die besten Tipps kommen immer von Einheimischen. Ich will mehr wissen, über den Ort, den Mensch, das Tier. Ein Foto soll nicht nur ein Abbild der Wirklichkeit sein, sondern es kann auch informieren, nachdenklich machen, unterhalten. Es weckt idealerweise Emotionen im Betrachter.

Haben Sie einen Tipp, wie das auch Hobbyfotografen gelingen kann?
Wer einen schönen Ort gefunden hat, setzt sich dort einfach fünf Minuten hin und macht erst einmal gar kein Bild, sondern überlegt nur, wie der Ort auf einen wirkt. Das, was einen berührt, was einen anspricht, dieses Gefühl muss man versuchen zu fotografieren. Nur so lässt sich auch beim Betrachter ein Gefühl entwickeln.

Sie haben viel in der Südsee fotografiert, aber auch in den Alpen. Macht das einen Unterschied, ob Sie einen Ort kennen oder nicht?
Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich die Welt am anderen Ende besser kenne, als das, was vor der eigenen Haustür ist. Dass ich da anders fotografiere, weil ich mit offenen Augen durch die Gegend gehe. Alles ist neu, anders und überraschend! Hier diesen Blick zu haben, diese Neugierde auf das Bekannte, finde ich relativ schwierig. Aber diese Neugierde, die Welt mal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, muss man sich unbedingt erhalten. Ich stelle mir dafür gerne selbst Aufgaben.

Was für Aufgaben sind das?
Als ich für ein Fotoprojekt in den Dolomiten unterwegs war, habe ich acht Mal einen Tag lang auf nur einem Quadratmeter verbracht. Die Erkenntnis dabei: Überall ist es schön – man muss es nur sehen. Selbst auf einer unspektakulären Frühlingswiese, die vor allem aus braunem Matsch besteht, passiert bei näherem Betrachten, wenn man ein Tag draufstarrt, total viel. Ich habe die Pflanzen und Tiere bestimmt, die ich stundenlang beobachtet habe und viel über sie gelernt. Das war ein Aha-Erlebnis! Gerade starte ich ein neues Projekt. Ich will in allen europäischen Ländern den jeweils höchsten Berg besteigen.

Ulla Lohmann, 40, ist für ihre Bilder oft auf den Inseln von Vanuatu unterwegs. Für ihr nächstes Projekt hat sie es nicht ganz so weit: Die Fotografin will in allen europäischen Ländern den jeweils höchsten Berg besteigen.
Foto von Elena Rossini

Wenn Sie dann ein Motiv gefunden haben, wie gehen Sie weiter vor?
Ich bleibe da und warte auf gutes Licht. Ein schöner Ort reicht nicht. Für ein gutes Foto muss es eine besondere Lichtstimmung sein. Morgens und abends ist das Licht weich, deshalb machen viele Fotografen ihre Bilder gerne bei Sonnenauf- oder -untergang. Da gibt es Apps, die einem sagen, wann das genau ist. Ich habe aber auch schon tolle Bilder mitten am Tag gemacht, wenn ein Gewitter kommt zum Beispiel. Ich gehe gerne vor oder während eines Unwetters irgendwo hin und warte bis die ersten Sonnenstrahlen aus den dunklen Wolken hervorbrechen. Auch Regen kann spannend sein.

Wie viel Zeit planen Sie für ein Foto ein?
Das kann ich so nicht sagen. Sicher ist auf jeden Fall: Mehr Zeit lohnt sich eigentlich immer. Genau so wie jeder extra Schritt. Wenn ich mir überlege, ob ich da jetzt noch hinlaufen soll, lautet die Antwort immer Ja. Man kann als Fotograf nicht einfach an einen Ort gehen, den nächstbesten Punkt wählen und ein Bild machen.

Was gibt es sonst noch zu beachten?
Bilder sollten nicht Zuhause auf irgendwelchen Festplatten schlummern. Wichtig ist, dass man etwas daraus macht. An Wettbewerben teilnimmt oder eine kleine Ausstellung organisiert. Ich finde auch Instagram eine gute Plattform. Dort kann man sich Inspirationen holen, sich mit anderen Fotografen vernetzen und erste Reaktionen zu einem Foto bekommen. Im besten Fall wird es geteilt und verbreitet sich so. Ich bin mir sicher: Gute Bilder finden ihren Weg!

Das National Geographic Magazin sucht bis zum 13. Juli den Fotograf des Jahres 2018 auf Instagram. Jedes Bild mit dem Hashtag #fotorgrafdesjahres2018 nimmt teil. Alle weiteren Informationen stehen hier. Zu gewinnen gibt es unter anderem einen Workshop mit der Fotografin Ulla Lohmann.

Mehr von Ulla Lohmann gibt es auf ihrer Website und bei Instagram.

loading

Nat Geo Entdecken

  • Tiere
  • Umwelt
  • Geschichte und Kultur
  • Wissenschaft
  • Reise und Abenteuer
  • Fotografie
  • Video

Über uns

Abonnement

  • Magazin-Abo
  • TV-Abo
  • Bücher
  • Disney+

Folgen Sie uns

Copyright © 1996-2015 National Geographic Society. Copyright © 2015-2024 National Geographic Partners, LLC. All rights reserved