Newcomer Tierfotografie: Spannende Tierfotos von jungen Talenten
Es ist die Disziplin großer Objektive, einfallsreicher Tarnung und der großen Geduld: die Tierfotografie. Um es in den Worten von Arthur Schnitzler zu sagen: „Bereit sein ist viel, warten zu können ist mehr, doch erst den rechten Augenblick nützen ist alles.” Spektakuläre Aufnahmen kann man überall machen: direkt vor der Haustür, auf Fotoreisen im Dschungel oder in der Wüste.
Auch unsere Sammlung beeindruckender und einzigartiger Tierfotos spiegelt diese Vielfalt wieder. Auf Social Media haben wir gefragt: Wer sind die Newcomer im Bereich Tierfotografie, die man 2022 auf dem Schirm haben sollte? Aus den vielen Einsendungen stellen wir hier sechs junge Talente vor.
Lea Milde
Lea Milde, 28, hat in den Niederlanden Wildtierökologie studiert. So hatte sie bereits früh die Möglichkeit, in vielen Teilen der Welt mit Wildtieren zu arbeiten. Immer dabei: ihre Kamera. „Mir liegt vor allem der Schutz von Arten und deren Lebensräumen am Herzen und genau das versuche ich auch mit meinen Fotos zu vermitteln”, sagt sie.
Richtig aktiv losgelegt mit dem Fotografieren hat sie erst Ende 2019. Mittlerweile ist sie sehr aktiv auf Social Media und möchte dort mit ihrem Account aufklären. An der Wildtierfotografie liebe sie vor allem das „Unplanbare“: „Du weißt nie, ob du das Tier, das du suchst, überhaupt findest. Und wenn du es findest, weißt du nicht, wie es sich verhält.” Für sie sei die Tierfotografie die pure Form der Entspannung. Ob bei einem Praktikum in Uganda oder im heimischen Wald, Motive findet sie seitdem überall.
Milde lebt in Leer, Ostfriesland. Seit 2020 ist sie eine von weltweit 24 Botschafterinnen für Girls Who Click, einer gemeinnützigen Organisation, die Mädchen und junge Frauen im Feld der Tierfotografie unterstützt.
Daniel Dencescu
Daniel Dencescu lebt seit zehn Jahren in Deutschland und arbeitet in Frankfurt am Main für die Lufthansa. Auch in der Fotografie beschäftigt sich der 36-Jährige mit dem Geschehen in den Lüften: Seine Aufnahmen von Star-Schwärmen in Rom haben schon einige Preise gewonnen. „Diese Bilder haben meine ganze Fotografie geändert und ich bin süchtig geworden. Seitdem fotografiere ich oft Vögel, auch hier in Frankfurt im Ostpark.”
Das Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und den Auslöser zu drücken, beschreibt er als berauschend. „Für mich bringt Schnee, Regen und vor allem Nebel eine ganz besondere Stimmung, eine Magie, die ein Foto zu etwas Besonderem macht.” Dencescu will den Betrachtern seiner Aufnahmen die Stille der eingefangenen Momente vermitteln. Genauso wie die besonderen Details an anscheinend ganz banalen Orten. „Es steckt so viel Poesie im Alltäglichen, in Orten, von denen wir denken, dass wir sie schon in- und auswendig kennen, in Plätzen, die wir täglich sehen und oft gar nicht mehr beachten.”
Aufgewachsen ist Dencescu in Rumänien. Er hat Wirtschaftswissenschaften studiert.
Levi Fitze
„Tierfotografie bedeutet nicht, am Wochenende ein Tier aufzuspüren”, sagt Levi Fitze. „Sie begleitet einen überall hin.” Ob verspielte Fuchswelpen gleich neben dem Spazierweg oder ein Wanderfalke, der in der Stadt mit 120 km/h über die Köpfe fliege – „diese Wunder zu entdecken, an denen die meisten Menschen gedankenversunken vorbei sehen, das fasziniert mich.”
Der 17-jährige Schweizer interessiert sich bereits seit früher Kindheit für die Tierwelt der Schweizer Alpen – und die Fotografie: Mit sieben Jahren wünschte er sich seine erste Kamera zum Geburtstag. Mit zwölf Jahren kaufte er von seinem Ersparten eine einfache Spiegelreflexkamera. Seither verbringt er fast seine gesamte Freizeit in den Schweizer Alpen – ob mit dem Fahrrad oder zu Fuß – um dort zu fotografieren. „Ich weiß mittlerweile sehr gut, wann und wo ich nach welcher Tierart suchen muss.” Gerne macht er auch mehrtägige Touren, auf denen er explizit nach einer Tierart sucht.
Levi Fitze wohnt am Appenzellerland in der Ostschweiz. Im kommenden Sommer wird er seine Ausbildung zum Fotofachmann abschließen.
Ben Jahning
Es ist nicht die große Safari, die Ben Jahning reizt, sondern vielmehr das, was vor der Haustür liegt. „Ich habe oft nicht die Zeit und Möglichkeit, weit wegzufahren, deswegen gehe ich in den Grünanlagen, Parks und Wäldchen der Stadt München und im Umland spazieren und fotografiere, was mir vor die Linse kommt”, sagt der 25-Jährige.
Jahning fasziniert vor allem, wie facettenreich die Tierwelt ist. Ob rastlos arbeitende Ameisen, friedlich mümmelnde Kaninchen oder schreckhafte Schneehühner: „Ich finde alle Tiere auf ihre Weise spannend und interessant”, sagt er. Seine Bilder sind oft aus unerwarteten Winkeln oder Perspektiven geschossen. Dabei sieht er sich als stillen Beobachter, der mit seinen Aufnahmen einen kleinen Einblick in die verborgene Welt der Tiere bieten kann.
Jahning macht gerade seinen Master im Studiengang Skandinavistik an der LMU in München.
Meline Ellwanger
Meline Ellwanger ist erst 18 Jahre jung – und hat schon viel gesehen von der Welt. „Meine Mutter reist schon ihr ganzes Leben sehr gerne, ich durfte sie immer begleiten”, erzählt sie. Seit Ellwanger vor drei Jahren ihre Leidenschaft für Tierfotografie entdeckte, geht es nun umgekehrt: Die Mutter begleitet die Tochter auf ihren Fotoreisen, auf denen sie bedrohte Arten dokumentieren will.
Zunächst war ihr Hund Ellwangers liebstes Motiv, mittlerweile hatte sie schon große Wildtiere wie Polarbären, Gorillas und Löwen vor der Linse. „Tierfotografie hat unglaublich viele spannende Seiten an sich. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, das ich bekomme, wenn ich Auge in Auge vor diesen wilden Tieren stehe”, sagt sie. „Ich fühle mich geehrt, diese Tiere zu fotografieren. Es ist ein tolles Gefühl zu wissen, dass ich mit meinen Bildern etwas Gutes bewirken kann.”
Aktuell lebt Meline Ellwanger in Baden-Württemberg, ihren Schulabschluss hat sie jedoch in Kalifornien gemacht. Und in die USA will sie auch wieder zurück – um an der Montana State University Wildlife Ecology, Zoology und Wildlife Conservation zu studieren.
Jan Piecha
Jan Piecha liebte es bereits als Kind, die Natur zu entdecken. Als Teenager nahm er auf seine Erkundungstouren dann seine erste Digitalkamera mit, die er von seinen Eltern zum 14. Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Beim Fotografieren ist ihm vor allem der respektvolle Umgang mit den Motiven wichtig: „Bei der Naturfotografie sollte immer das Wohlergehen des Tieres oder der Pflanze im Vordergrund stehen, nicht das Foto selbst“, so Piecha.
Der 31-Jährige weiß, dass man für die Tierfotografie vor allem Geduld mitbringen muss. „Es ist ratsam, sich nicht unter Druck zu setzen, sondern sich als stiller Beobachter etwas Zeit zu nehmen. Dabei kommt es vor allem darauf an, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.“
Auch in seinem beruflichen Leben begleitet Piecha das Interesse an der Natur. Er ist aktuell als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Kassel tätig und arbeitet dort an verschiedenen Naturschutzprojekten mit. Er hat Umweltplanung und Ingenieurökologie an der TU München studiert.