Mehr als Science Fiction: Die magische Welt der Schleimpilze

Sie sehen aus wie Wesen von einem andern Stern. Manche sprießen aus kurzen Stängeln, besetzt mit lachsfarbenen Kugeln. Andere bilden schäumende Strukturen oder wuchern in gelben Knäueln.

Von Maya Wei-Haas
Veröffentlicht am 7. Dez. 2023, 20:09 MEZ
Lamproderma scintillans

Lamproderma scintillans: An feuchten Stellen im Wald wachsen an Blatträndern diese winzigen Exemplare mit den kugeligen, juwelenfarbenen Köpfen. Unsere Aufnahmen zeigen Schleimpilze im  Stadium der Fruktifikation, wenn sich die gut erkennbaren Sporenbehälter (Sporangien) ausbilden.

Foto von Andy Sands

Als Schleimpilze bezeichnet man ein Sammelsurium verschiedenster Arten aus mehreren Gruppen, von denen manche nur entfernt miteinander verwandt sind. Und trotz ihres Namens sind die seltsamen Kreaturen nicht etwa mit Pilzen verwandt – sie gehören zur riesigen Gruppe meist einzelliger Organismen, der Amoebozoa. Schleimpilze gedeihen weltweit in feuchten Umgebungen, etwa in den Furchen verrottender Baumstämme auf Waldböden oder auch im Mulch im heimischen Garten.

Die Mykologin Marie Trest von der University of Wisconsin-Madison erinnert sich an einen feuchten Sommer, in dem ihr Garten von Schleimpilzen wie gesprenkelt war. Als sie die Flecken mit einem Schlauch bespritzte, platzten die sporengefüllten Kapseln und brachten die nächste Generation hervor. Es handelte sich um die Gelbe Lohblüte, auch „Hexenbutter“ genannt, aus der Ordnung der Physarida. Eine bestimmte Phase ihres Lebens verbringen sie als Kleckse auf der Suche nach fressbaren Mikroorganismen, eine weitere Phase mit dem Herausbilden vielfarbiger und vielgestaltiger Sporenstrukturen. Zu den Physarida zählt auch der „Star“ unter den Schleimpilzen: Physarum polycephalum.

Die als „Blob“ bekannte Art verblüfft mit ihrer rudimentären Intelligenz: Obwohl gehirnlos, ist sie in der Lage, den kürzesten Weg durch ein Labyrinth zu finden und sich den Standort von Nahrungsmitteln zu merken, indem sie ihn in die Röhren ihres Körpers einprägt. Schleimpilze stecken voller Rätsel. Warum die leuchtenden Farben, die fantastische Vielfalt an Formen? Wie viele Arten sind noch zu entdecken? „Es ist erschütternd, wie viel wir nicht wissen“, sagt die Mykologin Anne Pringle, eine Kollegin von Marie Trest. „Ein großer Teil der Artenvielfalt der Erde bleibt unbemerkt und unerforscht.“ Schleimpilze sind eine wunderbare Erinnerung an die unermesslichen Reichtümer, die nur darauf warten, entdeckt zu werden.

Metatrichia floriformis: Bestimmte Sporangien setzen beim Öffnen eine Art Fadenknäuel frei. Dieses sogenannte Kapillitium kann zur Verbreitung der Sporen beitragen. Die gerade freigesetzten Sporen (hier als gelbe Flecken erkennbar) bilden die nächste Schleimpilzgeneration.

Foto von Andy Sands

Physarum leucophaeum: Schleimpilze vermehren sich durch sporenbildende Fruchtkörper in Form polsterförmiger Strukturen (Aethalien) oder farbiger Knollen an Stängeln (Sporangien) – wie diese sogenann­ten Breitfuß-Stielkügelchen, die auf Moos wachsen.


 

Foto von Andy Sands

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Foto von National Geographic

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