Australiens Giganten der Urzeit
Veröffentlicht am 10. März 2022, 07:31 MEZ

Dieses überdimensionale Beuteltier war etwa so groß wie ein Leopard. Auf der Suche nach Beute, zu der auch der Mensch gehört haben könnte, streifte der einst größte fleischfressende Säuger des Kontinents durch das Buschland. Er hatte eine Schulterhöhe von bis zu 75 Zentimetern, wog bis zu 160 Kilo und war vermutlich ein perfekter Lauerjäger. Mithilfe seiner messerscharfen Klauen und Vorderzähne konnte er selbst Wildtiere erlegen, die viel größer waren als er.
Foto von Adrie und Alfons KennisIm tasmanischen Nationalpark Cradle Mountain–Lake St. Clair sieht die Natur noch so aus wie die prähistorische Landschaft der Megafauna. Riesenkängurus hüpften hier durchs Gras und fraßen Eukalyptus. Hinter den Büschen lauerten Jäger mit Speeren.
Foto von Amy ToensingNationalpark-Ranger erkunden die Kelly-Hill-Höhlen auf Kangaroo Island. Sie sind wohl einer der letzten Orte, an denen Australiens Megafauna überlebte. In solchen Kavernen liegen Fossilien vieler Tiere, die einst hier hineinstürzten.
Foto von Amy ToensingDas können heute lebende Kängurus nicht: Über den Kopf greifen und Blätter vom Baum streifen – wie das Goliathkänguru mit seinen langen Fingern und Vorderpfoten. Im Stand maß das Tier zwei Meter. Es war das größte seiner Art, das jemals existiert hat, und gehörte zu den letzten Vertretern der Megafauna, die ausstarben. Einige Jahrtausende lang lebte es parallel mit den Menschen und inspirierte die Aborigines vermutlich zu Legenden über ein Känguru mit besonders langen Beinen.
Foto von Adrie und Alfons KennisMit seinen drei Metern Länge und 450 Kilo Gewicht ist der Dromornis stirtoni der vielleicht größte bekannte Vogel. Er gehörte zu den Dromornithidae (Donnervögeln), einer Familie von riesigen, aber flugunfähigen Tieren. Mit seinem papageienartigen Schnabel konnte er Nüsse öffnen. Menschen bekamen ihn nie zu sehen: Er lebte vor rund acht Millionen Jahren im späten Miozän, als Australiens Klima sehr trocken wurde. Kleinere, weniger spezialisierte Arten wie Genyornis newtoni überlebten bis ins Pleistozän. Obwohl sie den Emus ähneln, sind Donnervögel mit Enten und Gänsen verwandt.
Foto von Adrie und Alfons Kennis«Baumzerstörer» – so nennt der Paläontologe Tim Flannery diese kuhgroßen Beuteltiere. Sie fraßen Rinde und rissen Wurzeln aus. Ihre rüsselartige Nase ähnelt zwar der von Tapiren, sie sind aber nicht mit diesen verwandt, sondern mit Wombats und Koalas. Forscher hielten Zähne dieser Tiere irrtümlich für solche von Riesenkängurus, daher der Name: Er bedeutet „altertümlicher Springer“. Ein Klimawandel lange vor der Ankunft des Menschen be- siegelte vermutlich das Schicksal dieser Art. Im Pleistozän wurde sie von Palorchestes azael abgelöst, die besser an Trockengebiete angepasst war.
Foto von Adrie und Alfons KennisVor 45000 Jahren könnte sich ein Jagdtrupp von Aborigines unter so einem Felsvorsprung an der Südküste von Kangaroo Island versteckt haben. In dem halbtrockenen Buschland, das sie sahen, lebten riesige Tiere. Die Menschen jagten sie als Nahrung.
Foto von Amy ToensingVermutlich ein früher Beweis der Begegnung von Mensch und Megafauna: Die Felsenmalerei am Fluss Drysdale scheint einen Jäger zu zeigen, der ein großes Raubtier abwehrt – vielleicht einen Beutellöwen.
Foto von Amy ToensingDessen kräftige Kiefer und Zähne, wie am Skelett im Südaustralischen Museum in Adelaide zu sehen, waren eine tödliche Waffe.
Foto von Amy ToensingMit den Ausmaßen eines Nashorns ist Diprotodon optatum das bisher größte bekannte Beuteltier. Die Kolosse erreichten bis zu anderthalb Meter Schulterhöhe und drei Meter Länge. Ihre behaarten, säulenförmigen
Beine trugen drei Tonnen Gewicht. Ähnlich wie Afrikanische Elefanten ernährten sie sich von Pflanzen und sammelten sich an Wasserstellen. Sie waren nicht besonders beweglich – und deshalb wohl eine verlockende Beute für jagende Menschen und Beutellöwen.
Foto von Adrie und Alfons KennisSensationsfund 2007: Auf dem Grund eines austrocknenden Sees entdeckte ein Farmer diese gut erhaltenen Spuren eines Diprotodons. Der Gigant überquerte vor 100000 Jahren, als es noch viele Riesentiere gab, eine Vulkanebene.
Foto von Amy ToensingJessica Metcalf von der University of Adelaide quetscht sich in eine Höhle der Karst Region in Tansania. Sie sucht nach Überresten der Riesenkängurus um deren DNA zu erforschen. Prehistorische DNA aus gut erhaltenen Knochen hilft dabei die Entwicklung und das Verschwinden der Megafauna besser zu verstehen.
Foto von Amy Toensing