Detroit steht wieder auf
Veröffentlicht am 10. März 2022, 07:30 MEZ

Automobilarbeiterin, freut sich über Detroits neues Image als innovative Stadt. In den vergangenen Jahren wurden 240 Kilometer Radspuren angelegt. Seit etwa die Hälfte der Bevölkerung abgewandert ist, sind die Straßen ohnehin nicht mehr so voll.
Foto von Wayne LawrenceKenneth Morgan kehrte nach 30 Jahren nach Detroit zurück. Als er neun war, zog die Familie weg und reiste mit dem Vater, einem Soldaten, durch die Welt. Jetzt will er mit seiner eigenen Familie, seiner Frau Robin und den Kindern Gary, Kenneth D. und Korey, wieder hier leben. Morgan renoviert ein Doppelhaus an der East Side, das er billig gekauft hat. „Ich habe mir gesagt, wenn ich für mein Land kämpfen kann, kann ich auch für meine Stadt kämpfen“, sagt der Golfkriegsveteran.
Foto von Wayne LawrenceManager im Ruhestand aus Singapur, hat mit einem Partner 150 Häuser gekauft, einige davon für nur 500 Dollar. Sie sanieren und vermieten die Gebäude. Sein eigenes, „langsam vor sich hin rottendes“ Haus kaufte er von einem Mann, der dort 50 Jahre lang gewohnt hatte. Bei der Sanierung legten die Bauarbeiter am Kamin die grüne Umrahmung aus Pewabic-Fliesen frei, ein Detroit-Klassiker, der unter einer dicken Farbschicht versteckt war.
Foto von Wayne LawrenceShervette Michelle Standford hat ihren 46. Geburtstag hier im Jazzklub „Bert’s Market Place“ in Eastern Market gefeiert, mit Karaoke zu Songs von Gladys Knight und Whitney Houston. Sie ist als Kind nach Detroit gekommen, nachdem ihre Eltern 1971 beim Erdbeben in Kalifornien ihr Haus verloren hatten. Seinen schlechten Ruf hat Detroit nicht verdient, sagt sie: „Es ist meine Stadt. Man kann es sich hier gut gehen lassen.“
Foto von Wayne LawrenceDie Innenstadt mit ihren Wolkenkratzern blieb erhalten, doch die sie umgebenden Viertel starben seit den 1950er-Jahren langsam aus. Viele der verlassenen Häuser wurden nun abgerissen und die Grundstücke zu Grünflächen umgewandelt.
Foto von Alex S. Maclean, New York Times, ReduxJasmine Moore und Shanika Owens studieren Jura an der Wayne State University. Gemeinsam mit hundert Kommilitonen gärtnern sie in einem Projekt der Michigan Urban Farming Initiative in Midtown. Nach ihrem Studium wollen die beiden Detroiterinnen vielleicht als Richterinnen arbeiten. Owens wählte Jura, weil sie die „Spielregeln“ kennenlernen möchte, nach denen die Stadt funktioniert.
Foto von Wayne LawrenceEddie Chrzan alias „Bullethead“ (Dickkopf) ist in Detroit aufgewachsen. Er legt auch größere Entfernungen in der Stadt mit dem Fahrrad zurück. Wenn er nur zum Spaß eine Runde dreht, nimmt er seinen Chopper mit extra breitem Hinterreifen. Er ist Mitglied im Kleinbus- und Lastwagenklub „Ritter der Tafelrunde“. „Wir sind mehr als ein Klub. Wir sind eine Familie. Wenn es hart auf hart kommt, sind wir füreinander da.“
Foto von Wayne LawrenceLyrikerin, kehrte 2007 mit ihrem Sohn nach Detroit zurück, weil sie nach dem Scheitern ihrer Ehe zur Ruhe kommen wollte. Sie hatte nicht vor zu bleiben, aber sie verliebte sich in die Kunstszene. Im Gedicht „You May Not Know My Detroit“ (Dann kennen Sie vielleicht mein Detroit nicht) beschreibt sie Kämpfe und Triumphe der Bewohner: „Vielleicht haben wir ja Häuser verlassen, aber wir sind kein verlassenes Volk.“
Foto von Wayne LawrenceAntonio Agee, der seine Graffitis mit „Shades“ signiert, kennt noch die Zeiten, als in Detroit Anarchie herrschte und er jede Wand besprühen konnte, ohne dass die Polizei kam. Der Künstler sagt, seine Heimatstadt, das seien zehn Quadratkilometer Optimismus, umgeben von der Realität. „Es gibt noch sehr viel zu tun. Die Leute sagen, Detroit floriert. Ach, ja? Dann gehen Sie mal zur West Side, wo meine Mom lebt. Da werden Sie eine Überraschung erleben.“
Foto von Wayne LawrenceEhemaliger Schweißer und Kontrolleur am Fließband bei Ford, arbeitet jetzt in Teilzeit in einer Karosseriewerkstatt. Er wirft sich auch ohne besonderen Anlass in Schale. „Allen gefällt es, wie ich mich anziehe. So mache ich das nun mal. Auch früher bei der Ford Motor Company bin ich so aus der Tür gekommen. Wenn ich mit der Arbeit fertig bin, dusche ich, ziehe meinen Anzug an – und dann schnell raus.“
Foto von Wayne Lawrence