Galerie: 10 wilde Orte für imposante Naturfotografie
Veröffentlicht am 10. März 2022, 07:31 MEZ

NATIONALPARK MANÚ, PERU: Es ist beinahe unmöglich, die riesige Weite des Amazonas zu begreifen. Erst, wenn man darüberfliegt, bekommt man eine vage Vorstellung von seiner Größe. Ich habe an vielen Orten des Amazonas gearbeitet, aber es gibt einen, an den ich immer wieder zurückkehre: der Nationalpark Manú in Peru. Manú ist offiziell der Ort mit der größten Biodiversität der Welt. Für einen Tierliebhaber wie mich können das nur wenige Orte toppen. Auf diesem Bild schlängelt sich der Manu an einem toten Flussarm vorbei, dem Cocha Salvador. Ich habe hier mehr als sechs Monate damit verbracht, große Otter zu fotografieren. Aber als ich dieses Bild gemacht habe, habe ich ihn zum ersten Mal aus der Luft gesehen. Das hat seine Größe für mich relativiert. Man braucht fast zwei Stunden, um von einem Ende zum anderen zu rudern. Aber im Vergleich zum größten Regenwald der Welt sieht er so klein aus.
Foto von Charlie Hamilton JamesVICTORIAFÄLLE, SAMBIA: Die Victoriafälle sind der größte Wasserfall der Welt. Er erstreckt sich entlang der Grenze zwischen Sambia und Simbabwe und sieht so ziemlich aus jedem Blickwinkel überwältigend aus. Ich habe mehrere Wochen damit zugebracht, an den Victoriafällen die Tiere und das Flusssystem zu filmen und zu fotografieren. Auch wenn ich die Regenzeit sehr beeindruckend fand, empfand ich die Trockenzeit als fotogener. Durch den kleineren Wasserschleier konnte ich dann mehr von der Weite des Wasserfalls sehen. Das ist einer der Gründe, warum ich dieses Bild mag. Durch das fast versiegte Wasser kann man die Geologie des Wasserfalls erkennen, als wäre ein Vorhang weggeschoben worden. Das hat beinahe schon eine Atmosphäre des Verfalls.
Foto von Charlie Hamilton JamesSHETLAND, GROSSBRITANNIEN: Shetland ist ein windgepeitschter, karger Archipel etwa 160 km nordöstlich von der nördlichsten Spitze Schottlands entfernt. Ich habe mich mit 16 in Shetland verliebt. Ich bin dort hingereist, um Otter zu fotografieren, und besuche die Inseln seitdem regelmäßig. Es ist oft sehr windig, und wenn es nicht gerade regnet, ist es normalerweise bewölkt. Wenn sich aber der Wind legt und die Sonne rauskommt, dann können es nur wenige Orte der Welt mit dieser Schönheit aufnehmen. An genau einem dieser Tage habe ich dieses Foto meines Freunds Henry gemacht. Er hatte angeboten, mich auf seinem Boot um die Insel Vaila herum mitzunehmen, um an einer Stelle zu fischen. Das Meer war absolut ruhig und das gab uns die Gelegenheit, durch diesen Bogen zu fahren.
Foto von Charlie Hamilton JamesSERENGETI-NATIONALPARK, TANSANIA: Die Serengeti ist einer meiner Lieblingsorte auf der Erde. Sie ist unfassbar weit und leer und ungefähr so unberührt, wie heutzutage überhaupt noch etwas sein kann. Als ich 2007 zum ersten Mal dort hinkam, um Hyänen zu filmen, habe ich mich sofort in sie verliebt. Ich reise dort oft zwischen Februar und März hin, wenn die Große Wanderung die südliche Serengeti erreicht und die Gnus kalben. Der gewaltige Zustrom von Tieren bringt auch Raubtiere und Aasfresser mit sich. Für einen Fotografen gibt es kaum etwas, das mit diesem Spektakel mithalten kann. Dieses Foto habe ich früh am Morgen geschossen. Wir haben diesen Löwen im Nebel kurz vor dem Sonnenaufgang getroffen und haben mit ihm und zwei Löwinnen gewartet. Mir gefällt die Einsamkeit des Bildes. Einsamkeit fasst die Serengeti gut zusammen. Sie ist leer und flach.
Foto von Charlie Hamilton JamesGRAND-TETON-NATIONALPARK, WYOMING: Ich werde oft gefragt, wo mein Lieblingsort auf der Welt ist, und dann sage ich Grand-Teton-Nationalpark in Wyoming. Es ist die schönste, gewaltigste und ikonischste Landschaft der Erde. Es ist die Traum-Location eines jeden Fotografen. Sie kombiniert umwerfende Landschaften mit aufregenden Tieren wie Bären, Wölfen und Elchen und ist nur einen Steinwurf vom Tal Jackson Hole entfernt. Grand Teton ist wie die Serengeti, nur mit gutem Kaffee und Internet. Der Sonnenaufgang ist die beste Zeit, um dort Fotos zu machen. Wenn die Sonne langsam aufgeht, hüllt sie zuerst die Spitze des Grand Teton in Licht und breitet sich dann langsam über die Berge aus. Oft kontrastiert dann ein fantastisches Pink mit dem Blau des Himmels. Auf diesem Bild sieht man den Mount Moran kurz nach Sonnenaufgang, wie er im stillen Wasser des Oxbow Bend reflektiert wird – ein Ort, den ich wahrscheinlich mehr als jeden anderen liebe.
Foto von Charlie Hamilton JamesBARBADOS: Wann immer ich Urlaub mache, nehme ich haufenweise Ausrüstung mit. Ich kann nichts dafür, ich bin einfach ein besessener Fotograf. Vor ein paar Jahren habe ich meine ganze Unterwasserausrüstung mit nach Barbados in den Urlaub genommen. Wir hätten eigentlich nur zehn Tage lang dort sein sollen, aber dann ist der Vulkan Eyjafjallajökull auf Island ausgebrochen. Dadurch konnten auf der ganzen Welt etliche Flugzeuge nicht abheben und wir waren auf Barbados gestrandet. Das Endergebnis davon war ein dreiwöchiger Urlaub – also hab ich fleißig geknipst. Diese Schildkröten werden jeden Tag von Touristen besucht, die in Booten ankommen, um sie zu sehen. Daher sind sie sehr zahm und das hat mir Gelegenheit gegeben, in Ruhe Bilder von ihnen zu machen. Mir gefällt die Gelassenheit dieses Bildes. Die entspannte Schildkröte und die Fische, die sie begleiten, machen es zu einem sehr ruhigen Foto.
Foto von Charlie Hamilton JamesLILLEHAMMER, NORWEGEN: Norwegen ist ein wunderschönes Land. Meine erste Reise dorthin war ein verrückter Familienausflug nach Lillehammer. Er war deshalb verrückt, weil wir als Eltern sechs Kinder, alle unter sechs Jahre, in einer kleinen Holzhütte mitten im Winter ertragen mussten. Nachts, wenn die Kinder im Bett waren, schlich ich mich hinaus und fotografierte die verschneiten Alpenwälder im Mondlicht. Das Licht im nordischen Winter ist ziemlich unschlagbar. Die kurzen Tage und die niedrige Sonne können den ganzen Tag lang tolles Licht für Shootings bieten. Dieses Foto eines einsamen Schwans habe ich an einem bewölkten Tag in Oslo geschossen. Ich mag die Schlichtheit und den Rahmen, den die Äste des Baumes bilden, die von oben in das Bild herabzurinnen scheinen. Es ist ein kaltes und einsames Foto.
Foto von Charlie Hamilton JamesNAMIB-NAUKLUFT-NATIONALPARK, NAMIBIA: Vor ein paar Jahren war ich im Auftrag von National Geographic in Namibia. Ich wollte schon immer mal dorthin, um die unglaubliche Wüstenlandschaft zu sehen. Als ich schließlich da war, wurde ich nicht enttäuscht. Mein Job war es, ein paar Wochen lang die Geier in der Wüste Namibias zu fotografieren. Es war eine unglaubliche Erfahrung, über die Dünen zu fahren und nachts zu ihren Füßen zu campen. Ich liebe die Textur der Dünen: Von Weitem sind sie glatt und seidig und haben sanfte Kurven und Wellenformen. Dieses Bild mag ich hauptsächlich wegen des Lichts. Die Düne selbst hat eine großartige Form, und die Abendsonne betont diese, während sie gleichzeitig den Bildausschnitt ausbalanciert und ihn in zwei Hälften teilt.
Foto von Charlie Hamilton JamesMASAI MARA, KENIA: Als ich groß wurde, gab es eine Menge Orte, die ich als Naturfotograf sehen wollte. Aber ganz oben auf der Liste war die Masai Mara in Kenia. Von Juli bis September ist die beste Zeit für einen Besuch. In dieser Zeit erreicht die Große Wanderung den Norden der Serengeti (die Masai Mara ist Teil des Serengeti-Ökosystems). Dann überqueren die Gnus und Zebras den Mara und versuchen, den schnappenden Kiefern der Krokodile auszuweichen. Es ist ganz einfach das beeindruckendste Naturschauspiel, das es gibt. Dieses Foto habe ich vor ein paar Jahren am Flussufer gemacht. Ich mag es wegen der subtilen Grün- und Grautöne, aber auch, weil es die Gnus in Zusammenhang mit dem Regen setzt, der mit den Wolken im Hintergrund aufzieht.
Foto von Charlie Hamilton JamesBORNEO, INDONESIEN: Borneo ist auch einer dieser Plätze von der Wunschliste, die ich immer mal besuchen wollte. Vor Jahren war ich dort für die Recherche für einen Film, und mein Job war es, alle Rehabilitationszentren für Orang-Utans zu besuchen. Ich hab mich sofort verliebt. Ich hatte Orang-Utans eigentlich nie viel Beachtung geschenkt, aber als einer meine Hand genommen und mir in die Augen gesehen hat, da war es vorbei. Was mir an Borneo aber sehr unangenehm aufgefallen ist, ist die Verwüstung, die wir dort angerichtet haben. Der dortige Regenwald war zerstörter als jeder andere, den ich gesehen habe. In den Bereichen, in denen er noch intakt war, habe ich allerdings unglaubliche Natur gesehen. Dieses Bild habe ich in der Nähe von Tanjung Putting gemacht, einer Wissenschaftsstation, die durch den Orang-Utan-Forscher Biruté Galdikas berühmt wurde.
Foto von Charlie Hamilton James