Faszinierend: Eine Reise durch die Scottish Borders

Die Scottish Borders beeindrucken mit ihrer atemberaubenden Landschaft und Architektur. Die vor Ort lebenden Menschen sind stolz auf die Besonderheiten dieser Region und teilen sie gerne mit anderen.

TEXT UND FOTOS VON MICHAEL GEORGE

Foto von Michael George

Auf Erkundungstour in einem sagenumwobenen Anwesen

Bowhill ist ein sorgfältig erhaltenes historisches Haus aus dem 18. Jahrhundert im Herzen der Scottish Borders. Ein kleiner Weg führt durch ein riesiges Eisentor – ein Vorbote für die Größe des Hauses selbst. Das Anwesen ist so stimmungsvoll, dass ich im Takt meiner Schritte einen klassischen Soundtrack im Kopf habe. Ich betrete die viktorianische Küche, die in den 1970er Jahren restauriert wurde, und bin erstaunt über die Größe der Feuerstelle und die sanfte Farbpalette des komplett aus Kupfer bestehenden Kochgeschirrs. In Bowhill kann man in die Vergangenheit reisen. Das erstaunlich gut erhaltene Haus, das jetzt vom Buccleuch Living Heritage Trust verwaltet wird, ist ein Denkmal für den Erhalt der schottischen Landschaft, an dem sich auch künftige Generationen erfreuen können.

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Die Vision eines berühmten Schriftstellers

Trotz seiner Größe sieht Abbotsford aus, als sei es in der Landschaft versteckt – ein geheimnisvolles Miniaturschloss, das darauf wartet, entdeckt zu werden. Das Haus ist der ehemalige Wohnsitz des berühmten Schriftstellers Sir Walter Scott, dem Autor des historischen Romans Ivanhoe. Eine Arkade aus gotischen Bögen trennt den Eingang des Hauses von den üppigen ummauerten Gärten. Ich spaziere die Wege entlang, die sich hin und her schlängeln und die Besucher dazu verleiten, sich viel Zeit zu nehmen, um die Landschaft zu genießen. Schon von Weitem sieht man, dass das Haus auf einem 120 Hektar großen Anwesen steht, das Scott mit Blick auf künftige Generationen angelegt hat.

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Ein Blick in Scotts Schatzkiste

Wenn man durch den Eingang von Abbotsford geht, werden die Sinne auf wunderbare Weise überwältigt. Scott war ein begeisterter Sammler von natürlichen und menschlichen Artefakten. Das Licht im Haus ändert sich schnell, je nach Wetter, wobei viele der kleinen Fenster gerade genug Licht einfallen lassen, um etwas Geheimnisvolles anzudeuten. Hinter dem Haus wird es heller, denn Scott liebte seinen Blick auf den Fluss Tweed und die vielen Bäume, die er pflanzte, um die Gesundheit der harmonischen Landschaft zu erhalten. Auf dieser Seite des Hauses befinden sich eine große Bibliothek und kunstvolle Räume wie dieser Salon mit handgemalten chinesischen Tapeten.

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Blick auf die Eildon Hills

Ich spüre ein Brennen in den Beinen, als ich zu dem großartigen Aussichtspunkt Scott's View hinaufradele. Dies war einer der Lieblingsplätze von Sir Walter Scott, den er besuchte, um nachzudenken. Ich freue mich über die gut platzierte Bank, auf der ich verschnaufen und die weite Landschaft mit den Eildon Hills, einer beeindruckenden Formation aus Vulkangestein, auf mich wirken lassen kann. Besucher können zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto zu diesem Punkt gelangen, um die vielen geologischen Besonderheiten der Gegend zu erkunden. Im Spätsommer findet man mit etwas Glück sogar frische Brombeeren, die man von den Büschen auf dem Gipfel pflücken kann.

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Ein Viadukt mit Aussicht

Ich schlendere am Fluss Tweed entlang und sehe in der Ferne das eindrucksvolle Leaderfoot Viaduct unweit der Stadt Melrose. Das Viadukt erhebt sich etwa 38 Meter über dem Fluss und ist wegen seiner landschaftlich reizvollen Lage ein beliebter Halt für Reisende auf der Four Abbeys Cycling Route. Rundherum gibt es Wanderwege, auf denen die Besucher das Bauwerk aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten können. Obwohl das Viadukt nicht mehr in Betrieb ist, wurde es von 1865 bis 1948 als Teil der Berwickshire Railway genutzt. An diesem klaren Tag kann ich mir gut vorstellen, wie hier ein Dampfzug am Horizont entlangpfeift.

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Der Fluss fließt langsam vor sich hin

Der Fluss Tweed ist ein symbolträchtiger, 150 Kilometer langer Wasserlauf, der Fischer aus aller Welt anlockt. Es handelt sich um einen träge dahinfließenden Fluss, der allen, die sich an seinen Ufern eine Pause gönnen, Ruhe bietet. In seinem Wasser lebt eine gesunde Population von Lachsen und Forellen. Man sieht viele Einheimische beim Fliegenfischen in Wathosen oder typischen lokalen Outfits. Der Fluss fließt durch viele Städte, darunter auch Peebles, und bildet stellenweise sogar die Grenze zwischen England und Schottland. Auch durch Abbotsford fließt er, was Sir Walter Scott dazu veranlasste, sich schon früh für den Schutz und den Erhalt der Gesundheit des Flusses und der darin lebenden Tiere einzusetzen.

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Eine Reise in die Vergangenheit

Um mich herum erheben sich die monumentalen Ruinen von Melrose Abbey, auch wenn nur noch ein Bruchteil der ursprünglichen Struktur erhalten ist. Bei einem Spaziergang durch die kleine, malerische Stadt Melrose fühle ich mich beim Besuch der Zisterzienserabtei in die Zeit um 1100 zurückversetzt. Was übrig geblieben ist, ist tadellos erhalten und beherbergt angeblich die sterblichen Überreste einiger berühmter Schotten – darunter auch das Herz von Robert the Bruce, einem ehemaligen König der Schotten. Das Schicksal von Melrose wurde 1544 besiegelt, als König Heinrich VIII. Anordnete, die Abtei anzuzünden. Dennoch ist das, was von der Außenfassade übrig geblieben ist und einst 50 Fenster und mehr als 50 Strebepfeiler aufwies, ein spektakulärer Anblick.

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Diese Reliquien regen die Fantasie an

Bei einem Spaziergang durch Kelso kann man durch die ruhigen Straßen schlendern, am Ufer des Flusses Tweed verweilen oder die Kelso Abbey besuchen. Die Abtei ist Teil der Four Abbeys Cycling Route, einer Rundstrecke, die insgesamt 90 Kilometer durch Melrose, Dryburgh, Kelso und Jedburgh führt. Die leuchtenden Farben des Kelso War Memorial Garden bilden einen angenehmen Kontrast zu den warmen Tönen der Ruinen der Abtei. Nicht weit entfernt befindet sich der berühmte Marktplatz von Kelso, auf dem Märkte, Messen und andere Veranstaltungen stattfinden, bei denen Handwerker ihre Waren ausstellen.

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Sonnenaufgang am Smailholm Tower

Der mächtige Smailholm Tower ist meilenweit am Horizont zu sehen. Nach einer kurzen Wanderung bin ich an den Außenmauern angelangt – ein idealer Ort, um den Sonnenaufgang oder -untergang zu beobachten. Smailholm ist ein schottischer Schälturm, eine Art Bauwerk, das als Wachturm und auch als befestigter Bergfried diente, in dem Menschen und Vieh in Zeiten der Gefahr Schutz suchen konnten. Überfälle waren in den Scottish Borders vom 13. bis 17. Jahrhundert ein großes Problem. Heute sind die Felder rund um den Turm mit gefleckten Kühen und flauschigen Schafen bevölkert, die mich neugierig beim Wandern durch das Gelände beäugen.

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Ruheoasen zum Nachdenken

Das Auf und Ab der Scottish Borders mit dem Fahrrad zu erkunden, ist ebenso beschaulich wie anstrengend. Zum Glück gibt es in dieser Gegend genug Gelegenheiten, die Seele baumeln zu lassen, einen Spaziergang zu machen und die Landschaft auf sich wirken zu lassen. Ein solcher Ort ist Bowden Loch, etwas außerhalb der Stadt Melrose. Der See strahlt eine ruhige Energie aus und die Eildon Hills spiegeln sich in seinem stillen Wasser. Fischer machen hier oft Halt und Wanderer können eine kurze Runde um das Ufer drehen. Der See ist auf beiden Seiten von Ackerland umgeben und ein schöner Zwischenstopp für diejenigen, die auf der Four Abbeys Cycling Route unterwegs sind.

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Heimat für Zehntausende Seevögel

Die hektische moderne Welt entgleitet einem, sobald man die atemberaubende Küstenlinie des St. Abb's Head National Nature Reserve erreicht. Die Landschaft ist reine Poesie, denn die Klippen selbst sind das Ergebnis vulkanischer Aktivität durch tektonische Platten, die aufeinanderprallen. Das ganze Jahr über leben hier wilde Tiere, von Kegelrobben bis hin zu Dreizehenmöwen, die diese natürliche Umgebung nutzen, um ihre Jungen aufzuziehen. Ich spaziere zu einem Aussichtspunkt, von dem aus das Meer viele Meter unter mir liegt, und stelle mir diese Hänge im Frühling vor, wenn sie mit einer Vielzahl bunter einheimischer Wildblumen bedeckt sind. Bei einer Wanderung entlang der hoch aufragenden Klippen kann man mit Glück und Geduld sogar Delfine und Wale sehen. Da lohnt es sich, das Fernglas einzupacken!

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Die faszinierende Geschichte der schottischen Webkunst

Bei einem Spaziergang entlang der Great Tapestry of Scotland wird mir klar, dass ich dort einen ganzen Tag verbringen und trotzdem viele der aufwendigen Details übersehen könnte. Der Wandteppich ist ein riesiges Gemeinschaftskunstwerk in Galashiels, das aus 160 Tafeln besteht, die die Geschichte Schottlands mit Themen von Kriegen und Schlachten bis hin zu Dolly, dem berühmten geklonten Schaf, illustrieren. Für jede Tafel waren mehr als 400 Stunden Näharbeit erforderlich und insgesamt haben 1.000 Menschen ihr Können eingebracht, um das Werk zum Leben zu erwecken. Ich finde es toll, dass die Designer nicht nur Könige und Heilige, sondern auch ganz normale Menschen auf den Tafeln verewigt haben.

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