Schottland einmal anders

Mit ausgedehnten, unentdeckten Naturschutzgebieten, vergessenen Schlössern und versteckten Herrenhäusern hält Schottland selbst für erfahrene Besucher eine Fülle von Überraschungen bereit.

TEXT VON JAMIE LAFFERTY

FOTO VON JIM RICHARDSON/NATIONAL GEOGRAPHIC

Natur im hohen Norden

Hoch oben im wenig erforschten Nordosten der wilden Highlands liegt das RSPB Forsinard Flows National Nature Reserve im Flow Country, ein riesiges Gebiet mit empfindlichen Torfmooren, das sich über Caithness und Sutherland erstreckt. Dieses unberührte, kohlenstoffspeichernde Land ist ein Paradies für Vögel – Vogelbeobachter nutzen Beobachtungstürme wie den hier abgebildeten, um Kornweihen und Grünschenkel sowie viele andere Arten zu beobachten. Der ständig aufgeweichte Boden kann über einen Holzsteg begangen werden, der sich durch das Schutzgebiet zieht und sowohl den Schutz des Landes als auch dessen Erkundung ermöglicht.

FOTO VON JIM RICHARDSON/NATIONAL GEOGRAPHIC

Erinnerung an eine bewegte Geschichte

Gemeinden wie beispielsweise die in Bhaltos auf der Isle of Lewis liegen auf den rauen, windgepeitschten Äußeren Hebriden und damit nicht weit genug entfernt, um nicht unter den berüchtigten Highland Clearances im 19. Jahrhundert gelitten zu haben. Dieses Denkmal, An Sùileachan, erinnert an diejenigen, die während der Zeit der Zwangsräumungen in einem Gebiet, das noch immer reich an gälischer Sprache und Kultur ist, ihre Heimat oder sogar ihr Leben verloren. Die Künstler Marian Leven und Will Maclean haben das eindringliche Werk für die Gemeinde entworfen, um an diese Zeit ihrer Geschichte zu erinnern und die Gründung des Bhaltos Community Trust zu feiern.

FOTO VON JIM RICHARDSON/NATIONAL GEOGRAPHIC

Alte Wälder entdecken

Der mächtige Cairngorms-Nationalpark ist besonders für seine aufragenden Berge und schimmernden Seen bekannt. In Abernethy befindet sich auch einer der größten Wälder des Landes. Das heutige Abernethy National Nature Reserve ist zwar nur ein Teil des einst riesigen Caledonian Forest, aber es ist nach wie vor ein wichtiger Lebensraum für mehrere typisch schottische Tier- und Pflanzenarten. Aufmerksame Besucher können bei einem Spaziergang unter den Ästen der alten schottischen Kiefern scheue Kreaturen wie Eichhörnchen oder vergleichsweise ungestüme Bewohner wie den Auerhahn entdecken.

FOTO VON JIM RICHARDSON/NATIONAL GEOGRAPHIC

Weit entfernte Inseln

Selbst für erfahrene Seefahrer wie Henry Anderton, dessen Familie die Insel Vaila rund 100 Jahre lang bis 1993 besaß, erfordert das Navigieren in den stürmischen Gewässern um die exponierte Westküste der Shetland-Inseln ein hohes Maß an Konzentration und Geschick. Der eindrucksvolle Archipel wurde von den Stürmen des Nordatlantiks auf spektakuläre Weise geformt und seine Klippen und Höhlen sind besonders beeindruckend. Aufgrund der Reinheit der natürlichen Umgebung und der reichen Artenvielfalt ist Vaila eine von über 100 Inseln, die 2015 von der UNESCO zum Shetland Global Geopark erklärt wurden.

FOTO VON CHARLIE HAMILTON MARMELADEN/NATIONAL GEOGRAPHIC

Stätte vergangener Kulte

Die Geschichte der Abtei von Iona an der Westküste Schottlands reicht bis ins Jahr 563 n. Chr. zurück. Die Abtei ist ein zäher Überlebenskünstler, denn trotz ihrer langen und mitunter aufwühlenden Geschichte ist sie eine Kultstätte, die Wikingerüberfälle, die Reformation und den mehrmaligen Besitzerwechsel der Insel überlebt hat. Es verlief nicht immer alles glatt, aber seit 1938 wird sie von engagierten Mitgliedern der Iona Community Group geleitet und ist heute eine ökumenische Kirche. Neben der einzigartigen Geschichte und kühnen Architektur der Abtei werden Besucher auch die reiche Vogelwelt in dieser weit abgelegenen Umgebung bemerken, darunter die auffälligen Papageientaucher und die wandernden Wachtelkönige, die man am besten auf den nahe gelegenen Inseln Lunga oder Staffa beobachten kann.

FOTO VON ERIKA SKOGG/NATIONAL GEOGRAPHIC

Ein vergessenes Paradies

Das St. Cyrus National Nature Reserve wird auf der Fahrt von Dundee nach Aberdeen im Norden oft übersehen und bekommt so nur einen Bruchteil der Besucher, die es verdient hätte. Obwohl das Schutzgebiet bereits in den frühen 1960er Jahren ausgewiesen wurde, mag es einigen immer noch unbekannt vorkommen – zumindest außerhalb des Kreises ausgewiesener Vogelliebhaber. Wer sich auskennt, wird schnell viele der 70 verschiedenen Vogelarten aufzählen können, die hier leben, darunter Wanderfalken und Bussarde. Es gibt auch Rehe, Hermeline und sogar Eidechsen. Die Sumpforchideen und Ginsterbüsche leuchten in sensationellen Farben vor den goldenen Sandstränden.

FOTO MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON VISITSCOTLAND

Eine Insel der Strickkünstler

Die Fair Isle, die ganz allein an der Stelle liegt, wo der Nordatlantik auf die Nordsee trifft, gehört zwar zu den Shetland-Inseln, fühlt sich aber oft wie ein ganz eigener Ort an. Diese außergewöhnliche Insel, die sich seit den 1950er Jahren im Besitz des National Trust for Scotland befindet, beherbergt weniger als 70 Einwohner und beflügelt seit Langem die Fantasie. Es liegt in der Natur der Dinge, dass auf einer Insel, auf der es weit mehr Schafe als Menschen gibt, Strickwaren zu einer Art Spezialität geworden sind. Auch wenn es auf anderen schottischen Inseln eine ähnliche Demografie gibt, so hat doch keine den Ruf der Fair Isle, deren außergewöhnliche Strickmuster Fans in aller Welt gefunden haben.

FOTO VON ACACIA JOHNSON

Geheimnisse des Südwestens

Dumfries und Galloway werden von denen, die in den Norden reisen, oft umgangen, wenn sie zügig den schottischen Central Belt erreichen und noch weiterreisen wollen. Hier im Herzen der Lowlands gibt es zwar keine dramatischen Gipfel wie in anderen Teilen des Landes, aber es ist auch nicht flach. Die Region ist dünn besiedelt und von stiller Schönheit, reich an Weideland und sanften Tälern. Sie ist Teil des UNESCO-Biosphärenreservat Galloway und südliches Ayshire und beherbergt den Galloway Forest Park, den ersten International Dark Sky Park Großbritanniens.

FOTO VON ROBERT HARDING PICTURE LIBRARY/NATIONAL GEOGRAPHIC IMAGE COLLECTION

Die Kuriositäten von Culross

Die Tatsache, dass Culross Palace erst durch seinen Auftritt im romantischen Zeitreise-Drama Outlander populär wurde, spricht Bände über seine relative Unbekanntheit. Culross Palace ist über 400 Jahre alt und wurde von historischen Persönlichkeiten wie Jakob VI besucht, daher scheint sein geringer Bekanntheitsgrad etwas ungerecht zu sein. Aber auch ungeachtet seiner Geschichte ist der Palast mit seinen auffallend gelben Mauern ein bemerkenswertes Gebäude, das dank der sorgfältigen Pflege durch den National Trust for Scotland in einem hervorragenden Zustand ist. Im Dorf lassen sich außerdem das Culross Town House und die Culross Abbey besichtigen.

FOTO MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON VISITSCOTLAND

Ein Blick durch den Pollok Park

Die größte Stadt Schottlands bewahrt einen bemerkenswerten Teil ihres Stadtgebiets als Grünfläche, doch der Pollok Country Park sticht als seltene Schönheit aus allen Grünanlagen heraus. Trotz des bald wiedereröffnenden Kunstmuseums, der Burrell Collection und des prächtigen Pollok House aus dem 18. Jahrhundert scheint der Park jedoch nicht so viel Aufmerksamkeit wie andere Grünanlagen in Glasgow zu bekommen. Besonders fotogen ist der Park an klaren Herbst- und Wintertagen. Ein Besuch lässt sich prima mit einem geführten Stadtrundgang von Invisible Cities verbinden. Das sozial ausgerichtete Unternehmen beschäftigt geschulte Fremdenführer, die selbst Erfahrungen mit Obdachlosigkeit gemacht haben, um die weniger besuchten Teile der Stadt in ein besonderes Licht zu rücken.

FOTO MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON GLASGOW LIFE

Morgendämmerungen in alten Burgen

So wie einst das Pollok House gehörte auch das weniger bekannte Caerlaverock Castle im äußersten Süden Schottlands dem Clan Maxwell und das Bauwerk und seine Umgebung sind nicht weniger spektakulär. Die dreieckige Wasserburg war aufgrund ihrer Grenznähe während der schottischen Unabhängigkeitskriege ein Ort der Auseinandersetzung. Heute geht es am Rande des Caerlaverock National Nature Reserve viel friedlicher zu – so friedlich sogar, dass jeden Winter Zehntausende von wunderschönen Nonnengänsen hierherziehen.

FOTO MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON VISITSCOTLAND

Altes und neues Erbe

Der Calton Hill, der das UNESCO-Weltkulturerbe der Alt- und Neustadt von Edinburgh überragt, hat etwas Anziehendes an sich, denn er ist unübersehbar. Von diesem Hügel sieht man über die schottische Hauptstadt: Es gibt viele historische Denkmäler, doch das National Monument of Scotland und das Nelson Monument sind am auffälligsten. Vom Nelson Monument kann man einen Großteil von Edinburghs zahlreichen UNESCO-Stätten sehen. Diese und viele weitere Denkmäler sind jetzt auf dem schottischen UNESCO-Trail zu finden, der die verschiedenen Welterbestätten, globalen Geoparks, Biosphären und Kreativstädte des Landes zusammenfasst.

FOTO VON SHUTTERSTOCK

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