Galerie: Naturfotografie des Jahres 2022
Einzigartige Begegnungen mit Eisbären, Fröschen oder Walen: Die Gewinner- und Finalistenbilder des Wettbewerbs Nature Photographer of the Year laden zum Staunen, Schmunzeln und Nachdenken ein.

Fotografie ist für den hauptberuflichen Agraringenieur Zsolt Moldovan eine willkommene Abwechslung zum Arbeitsalltag. Da er diesen jedoch größtenteils draußen verbringt, kann er seine beiden Leidenschaften glücklicherweise gut kombinieren. Nach getaner Arbeit zieht es ihn meist noch weiter in die Natur – Bienenfresser und Füchse sind dabei seine liebsten Motive. Diesen verspielten Moment zwischen einem Blatthornkäfer und einem jungen Fuchs fing er ein, als er eigentlich nach seinen Lieblingsvögeln Ausschau hielt.
Während einer Exkursion auf der kleinen Insel Kolyuchin bemerkten Dmitry Kokh und seine Mitreisenden Bewegungen in den heruntergekommenen Häusern eines verlassenen Dorfes. Der Blick durch das Fernglas und seine Drohnenaufnahmen brachten Gewissheit: Eine neugierige Gruppe Eisbären hatte sich in und um den von Zerfall geprägten Ort niedergelassen. Um die Tiere möglichst wenig bei ihrem Streifzug zu stören, flog Kokh mit geräuscharmen Propellern, um die Eisbären zu fotografieren.
Das Gewinnerbild der Kategorie „Vögel“ zeigt eine scheinbar familiäre Situation von Dreizehenmöwen. Fotograf Knut-Sverre Horn gelang diese Aufnahme nachts, mithilfe des goldenen Lichts der Mitternachtssonne. Dafür fotografierte er die durchsichtige Glasfaserplatte und die dahinterliegenden schattigen Umrisse einer Vogelfamilie, die sich auf einem der Fensterbretter niedergelassen hatte. „Die Hintergrundgeschichte des Bildes ist jedoch auf eine gewisse Art eine traurige“, so der Fotograf. Zwar steige die Population der Möwen, jedoch würden viele ihren natürlichen Lebensraum der Küstenfelsen verlassen. Jagddruck durch eine zunehmende Zahl an Seeadlern, zu deren Beute auch Möwen zählen.
Ein scheinbar wahrer Glückstreffer, hinter dem in Wirklichkeit stundenlange Arbeit steckt. Nachwuchsfotograf Jomtup Charoenlapnumchai gelang dieses Bild von seinem Boot aus, auf dem er im Regen bereits 10 Stunden nach Walen Ausschau hielt. Kurz nachdem sich das Wetter beruhigt hatte, zeigte sich ein Brydewal vor der Skyline von Bankok. Das Warten hat sich gelohnt – er wurde Finalist der Nachwuchs-Kategorie, bei der sich Kinder und Jugendliche zwischen zehn und siebzehn Jahren unter Beweis stellen konnten.
„Im Winter, wenn die Wasseroberfläche mit Eis bedeckt ist, lohnt es sich, die Löcher darin genau zu beobachten“, so Ernst Dirksen. Denn diese werden etwa von Fischottern durch gezielte Bewegungen offen gehalten. Nachdem der Fotograf mit dem Einverständnis eines Försters seine Kamera über der Öffnung platzierte und das Verhalten der Otter lange genug beobachtete, zahlte sich seine Geduld aus. Ihm gelang nicht nur diese Aufnahme – sie brachte ihm auch den ersten Platz in der Kategorie „Schwarz und Weiß“ ein.
Mit dem Einzug des Frühlings verbrennen Bauern nahe Aurangabad in Indien die nicht zu gebrauchenden Überreste ihrer Ernte auf den Äckern. Die fliehenden Insekten schwirren empor und werden wiederum von den furchtlosen Königsdrongos erspäht, die sie zwischen den lodernden Flammen als willkommene Nahrung jagen. Seitdem Fotograf Nitin Sonawane dieses Spektakel zum ersten Mal erblickte, hatte er dieses Motiv im Kopf. Schließlich gelang ihm das Bild, das durch die flimmernde Hitze beinahe einem Gemälde gleicht.
„Einmal im Jahr, zu Beginn des Frühlings, kommt für nur eine Woche ein seltener endemischer Frosch aus den Bergen herunter, um sich zu paaren und seine Eier zu legen. Dieses Jahr war ich vorbereitet“, sagt Kazushige Horiguchi, Gewinner der Kategorie „Unterwasser“. An diesem regnerischen Tag irgendwo in den Bergen der japanischen Präfektur Mie fanden sich neben ihm hunderte Frösche entlang des kleinen Flusses ein. Der Fotograf konnte sowohl das rege Treiben Unterwasser festhalten, als auch die fast schon mystische Bergkulisse, die sich ihm bot.
Mit seiner Fotografie will Sascha Fonseca die Menschen auf das Leben der Wildtiere aufmerksam machen. „Ich glaube, dass ein größeres Verständnis zu einer tieferen Verbundenheit und Fürsorge führt, die wiederum hoffentlich zu aktiver Unterstützung und als Multiplikator für Naturschutzbemühungen beiträgt“, so der Fotograf. Sein Gewinnerbild der Kategorie „Säugetiere" zeigt einen Schneeleopard in windigen Höhen des indischen Ladakh-Gebirgzuges. Über drei Jahre hinweg hatte er hierfür eine Kamerafalle angebracht. Dadurch gelang es ihm, das seltene Tier vor die Linse zu bekommen.
Ein Bild, das zum Träumen einlädt – und eventuell eines zweiten, genaueren Blicks bedarf. Es zeigt einen zum Teil zugefrorenen, ungarischen Badesee. Auf dessen Eisfläche zeigt sich ein spektakuläres Muster von sternförmigen Rissen. Diese entstehen durch Sonneneinstrahlung durch das Eis hindurch. Infolgedessen erwärmt sich das Wasser und wird durch Konvektionsströmungen an die Oberfläche gebracht. Laut Fotograf Csaba Daróczi hielt das schöne Schauspiel nicht lange an – machte ihn jedoch zum Gewinner der Kategorie „Natur Kunst“.
In der Kategorie „Natur der Niederen Länder“ suchte der in den Niederlanden ansässige Wettbewerb explizit nach Naturaufnahmen, die im eigenen oder dem Nachbarland Belgien aufgenommen wurden. Gewinnerin Franka Slothouber gelang es mithilfe eines Polarisationsfilters das Wasser eines kleinen Teiches beinahe schwarz aussehen zu lassen. Ein kleiner Trick mit großer Wirkung, der das goldbraune Herbstlaub mitsamt des herbeischwimmenden Blässhuhns beinahe abstrakt hervorhebt.
Dmitry Kokh wurde mit dieser Drohnenaufnahme aus sicherer Entfernung zum Gesamtsieger des diesjährigen Wettbewerbs gekürt. Während einer Reise erkundete der Fotograf die kleine Insel Koljutschin, im äußersten Osten Russlands. Sie ist bekannt für die seit 1992 verlassene Wetterstation. Auch das dazugehörige Dorf verfällt langsam und wurde längst von anderen Lebewesen eingenommen. Für Kokh gleicht es einer dystopischen, eventuell nicht nicht allzu fernen Zukunft. „Die Welt, wie wir sie kennen, ist sehr zerbrechlich“, mahnt der Fotograf.