7 brillante Erfindungen, die unsere Art zu reisen verändert haben

Die überraschenden Geschichten von alltäglichen Objekten, die das Reisen für immer verändert haben

Von Soo Youn
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:31 MEZ
Flugzeuge
Vor der Erfindung des iPads führten Flugzeuge eine umfangreiche „Flugzeugbücherei“ aus technischen Anleitungen mit sich.
Foto von Michael H, Getty Images

Viele der grundlegenden Gegenstände des modernen Reisens haben spannende Geschichten. Ob sie nun vom US-Verteidigungsministerium oder von Steve Jobs‘ Brain-Trust in Auftrag gegeben wurden – sie haben das massentaugliche Reisen auf der ganzen Welt ermöglicht, es demokratisiert und beschleunigt. Hier sind sieben Erfindungen, die wir zu schätzen wissen.

RUCKSACK

Auch wenn es schon seit Jahrhunderten Militärrucksäcke gibt, entstand der moderne Rucksack erst 1938. Gerry Cunningham, ein Kletterer aus Boulder, Colorado, führte ein Modell ein, das Nylon statt Leinen verwendete und integrierte Reißverschlüsse besaß. „Der Rucksack ermöglicht es dem Träger, bequem und mit freien Händen zu reisen und eine Menge Zeug zu tragen, das leicht zugänglich ist – mit Sicherheit die beste Art zu reisen“, sagte Jamie Cormack, der Mitbegründer der hippen Herschel Supply Company. „In den 60ern und 70ern wurde Klettern fortschrittlicher – die Art, auf die Leute kletterten und Ausrüstung und Sicherheitsgurte nutzten. Ob beim Militär oder beim Bergsteigen, man wollte leichter und effizienter sein.“ Die rautenförmige Lederlasche auf ihren Heritage-Rucksäcken erinnert an diese Ära, in der Kletterer ein Stück Gurtband durch die zwei Schlitze schoben, um daran Ausrüstung wie beispielsweise Eispickel zu befestigen.

HOTELSCHLÜSSELKARTEN

Der Ursprung der elektronischen Schlüsselkarte ist eine Geschichte darüber, wie etwas Gutes aus etwas Schlechtem entstand. 1974 hörte der norwegische Erfinder Tor Sørnes, der in einer Fabrik für Schlösser und Schlittschuhe arbeitete, einen Bericht von einer Frau, die in ihrem Hotelzimmer von einem Eindringling angegriffen worden war. Zu der Zeit waren Hotelschlüssel üblicherweise aus Metall und enthielten oft den Namen und die Adresse des Hotels sowie die Zimmernummer. Auf der Suche nach einem sichereren Mechanismus entwickelte Sørnes die erste programmierbare Schlüsselkarte: VingCard. „Solche Karten sind besonders für Hotels interessant, weil es dort nicht ungewöhnlich ist, dass Gäste vergessen, ihren Schlüssel beim Auschecken abzugeben, oder der Schlüssel auf andere Weise verlorengeht“, schrieb Sørnes 1978 in seinen Patentantrag. „Aus Sicherheitsgründen ist es erstrebenswert, die Kombination des Schlosses für einen neuen Schlüssel zu ändern.“ Es gab bereits Varianten von wiederverwendbaren Schlüsseln, aber VingCard beseitigte Fehler in der Magnetisierung und ist noch heute der Industriestandard. Die Karten wurden zum ersten Mal 1978 außerhalb Norwegens eingesetzt. Das Atlanta Peachtree Plaza Hotel in Georgia, Atlanta, war zu der Zeit das höchste Gebäude der Welt und installierte das neue Kartensystem auch aufgrund der vielen Einbrüche.

GPS: GLOBAL POSITIONING SYSTEM

Vor dem GPS verließen sich verschiedene Zweige des US-Militärs auf ihre jeweils eigenen Arten, in der Luft, an Land und zu Wasser zu navigieren. Zivilisten nutzten Karten aus Papier und Kompasse zum Fahren, Wandern und Spazieren. Am ersten Septemberwochenende 1973 veränderte eine Direktive des US-Militärs dann die Bewegung auf dem gesamten Planeten. Funktionäre der Air Force, der US-Armee, der Navy und des Verkehrsministeriums hockten in einem Raum im Pentagon und hatten die Anweisung, erst wieder rauszukommen, wenn sie sich auf ein universelles Navigationssystem geeinigt hätten. Sie entwickelten den Aufbau des GPS, erzählt Paul Ceruzzi, Kurator der Smithsonian Institution und Co-Autor des Buches „Time and Navigation: The Untold Story of Getting from Here to There“ (dt. Zeit und Navigation: Die unerzählte Geschichte davon, wie wir von hier nach dort kommen). Vier Jahrzehnte später wird das System aus 24 Satelliten noch immer von der U.S. Air Force betrieben. „Das wird durch Steuern [der US-Bürger] finanziert. Jeder auf der Welt kann es kostenlos nutzen. Man hat darüber nachgedacht, eine Gebühr dafür zu erheben, aber hat keine Lösung dafür gefunden, wie man das anstellen kann.“ Richtig gelesen, das GPS-System, auf das derzeit der ganze Planet zugreift, gehört den USA. Allerdings versuchen Europa, China und Russland, ihre eigenen Systeme zu fertigen, die dann mit einer Nutzungsgebühr einhergehen könnten.

DAS IPAD

Neben seiner Fähigkeit, ruhelose Passagiere zu fesseln, revolutionierte das iPad Flüge, indem es die „Flugzeugbücherei“ ersetzte – eine umfangreiche Sammlung technischer Anleitungen, die im Cockpit verstaut wurden. „Ich vermute, die Passagiere würden gar nicht glauben, wie viel Papier wir um die Welt geflogen haben“, sagt Mark Vanhoenacker, Erster Offizier bei British Airways und Autor des Buches „Himmelhoch: Von der Faszination, in der Luft zu reisen“. Das schloss separate Bücher zu Starts, Landungen und Gewichtsverteilung ein sowie Papiere für alle vorstellbaren Eventualitäten, einschließlich einer Geburt während des Fluges. „Für ein Langstrecken-Flugzeug wie die 747 brauchen wir Karten für so ziemlich jeden Luftraum und alle größeren Flughäfen des Planeten.“

Jetzt sind all diese Informationen ins iPad gewandert, das zu den sogenannten Electronic Flight Bags zählt, also Geräten zur Informationsverwaltung. „Sie können auf Knopfdruck aktualisiert werden. Man muss nicht mehr in mühsamer Arbeit die Anleitungen aus Hunderten von Flugzeugen raussuchen, um einzelne Seiten auszutauschen“, fügte er hinzu. „Dann sind da noch die Treibstoffeinsparungen. Jedes Kilo, das man nicht mitnehmen muss, führt auf jedem Flug zu erheblichen Treibstoffeinsparungen.“

GELDAUTOMAT

Vor dem Aufkommen der 24/7-Geldautomaten gestaltete sich das Reisen deutlich unhandlicher, gefährlicher und weniger spontan. Selbst im amerikanischen Inland tauschten Touristen Bargeld gegen Reiseschecks, die als sicherer galten, weil sie durch Nummerierung rückverfolgbar waren. Auslandsreisen bedingten den Umtausch von Bargeld in die Fremdwährung, noch bevor man sich überhaupt ein Taxi gerufen hatte, und am Ende der Reise wieder zurück in die eigene Währung. Mit jeder Transaktion waren Gebühren verbunden. Der Geldautomat hat sich auch drei eigenständigen Geräten entwickelt – zwei aus Großbritannien und eines aus Schweden – und hat schließlich alles verändert. „Es war das Ergebnis von Bankern, die sich für eine Lösung an Ingenieure gewandt haben, und nicht die Genialität eines einzelnen Menschen“, sagt Bernardo Bátiz-Lazo. Er ist Professor an der Bangor Universität und Co-Autor des Buches „Cash Box:  The Invention and Globalization of the ATM“ (dt. Die Geldkassette: Die Erfindung und Globalisierung des Geldautomaten). Die Automaten waren „eine Möglichkeit, Bankdienstleistungen auch für die Arbeiterklasse zur Verfügung zu stellen und dabei den Andrang in Filialen zu vermeiden.“ Durch das Misstrauen der Verbraucher und Macken der Maschine brauchte es ein Jahrzehnt des Ausprobierens, bevor sich die Erfindung durchsetzte. Nachdem Kreditkartengrößen Mitte der 70er standardisiert wurden, wurden Geldkarten aus Kunststoff die Norm.

REISEKOFFER

Als das US-Patent Nummer 3.653.474 beantragt wurde, hatte der Reisekoffer das Reisen bereits revolutioniert. Vor seinem Erscheinen blieb das Reisen den Reichen vorbehalten, deren Dienerschaft ihre schweren Koffer trug. 1972 ließ Bernard D. Sadow schließlich seine Idee des „Rollenden Gepäcks“ patentieren. Er erklärte, dass „Gepäckstücke, die im Rahmen dieser Erfindung hergestellt wurden, sich bequem und einfach bewegen ließen. Das Gepäck gleitet genau genommen. Außerdem kann im Wesentlichen jede Person, unabhängig von ihrer Größe, Stärke oder ihrem Alter, das Gepäck mühelos und ohne Anstrengung mitziehen.“ Es dauerte allerdings Jahre, bis sich die Idee durchsetzte, da die Vermarkter vermuteten, dass Männer das Produkt nicht kaufen würden. Sadow, der 2011 starb, sagte der New York Times: „Es war ein ziemliches Macho-Ding.“

STECKDOSENADAPTER

Die Hersteller von Staubsaugern und Waschmaschinen haben bei der Entwicklung ihrer Produkte die internationalen Märkte nicht bedacht, sodass es auf der ganzen Welt nun verschiedene Standards für Strom und Steckdosen gibt. Zum Glück hat das Aufkommen von Konvertern und Adaptern dafür gesorgt, dass einem im ausländischen Badezimmer der Föhn vermutlich nicht durchbrennt und man nicht in jedem Land neue Geräte kaufen muss. Gabriela Ehrlich von der Internationalen Elektrotechnischen Kommission in der Schweiz zeigt sich zuversichtlich, dass die Zukunft zunehmend standardisiert sein wird. Die weltweite Zunahme von kleinen Geräten könnte zu einer Standardisierung des Niedrigspannungs-Gleichstroms führen. „Das würde bedeuten, dass wir gewisse Arten von Netzteilen gar nicht mehr bräuchten – diese kleinen schwarzen ‚Boxen‘, die sich aktuell zwischen Laptop und Stecker befinden“, erklärt sie. Bis dahin erleichtern die Steckdosenadapter weiterhin den Koffer vieler Geschäftsreisender.

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