Aufwachen unter Riesen: Wildes Campen in den Bergen von British Columbia

In den entlegenen, wilden Berglandschaften British Columbias zu zelten ist genau das Richtige, um wirklich abzuschalten, eins mit der Natur zu werden und magische Begegnungen mit den Größen der kanadischen Tierwelt zu erleben.

Von KERRY WALKER
Veröffentlicht am 24. Sept. 2021, 18:10 MESZ
Wälder, Berge, Seen und Flüsse, Wasserfälle, heiße Quellen und Sumpfgebiete: Muskwa-Kechika ist eines der größten Wildnisgebiete Nordamerikas.

Wälder, Berge, Seen und Flüsse, Wasserfälle, heiße Quellen und Sumpfgebiete: Muskwa-Kechika ist eines der größten Wildnisgebiete Nordamerikas.

Foto von Destination BC, Taylor Burk

Dies ist wahrlich ein Ort von epischer Dimension. Beim Campen oder Glampen in dieser entlegenen Wildnis an der Westküste Kanadas haben Sie mehr als genug Platz, um durchzuatmen, die Gedanken schweifen zu lassen und neue Kraft zu schöpfen. Nach langen, von der Pandemie überschatteten Monaten erleben Sie in British Columbia das Gefühl grenzenloser Freiheit: Paddeln Sie dem Licht einer rosarot leuchtenden Morgendämmerung entgegen, beobachten Sie Bären beim Fangen von Rotlachsen oder erklimmen Sie den Gipfel eines Gebirgskamms, um von einer Holzhütte aus den rotglühenden Sonnenuntergang zu bewundern. Um diese Erlebnisse abzurunden, fehlt nur noch ein Campingausflug in die Wildnis. Während der Sternenhimmel in all seiner Pracht funkelt, erwacht die Nacht um Sie herum zum Leben und belebt Ihre Sinne: Lauschen Sie den Rufen der Tiere, dem Plätschern des Regens in den Baumkronen und dem sanften Rauschen gigantischer Zedern im Wind. Das ist Ihre Zeit. Leben Sie im Moment und lassen Sie die heilende Kraft der Natur British Columbias auf sich wirken.

Die ersten Abschnitte des Sunshine Coast Trails wurden 1992 angelegt. Heute ist er Kanadas längster Hüttenwanderweg.

Foto von Destination BC, Andrew Strain

AUFWACHEN IN DER WILDNIS

1. Auf dem Sunshine Coast Trail von Hütte zu Hütte wandern

Schultern Sie Ihren Rucksack und brechen Sie mit den ersten Sonnenstrahlen, die durch die Baumkronen uralter Tannen und Zedern blinzeln, zur nächsten Etappe Ihrer Wanderung auf. Dieser anspruchsvolle, 180 Kilometer lange Wanderweg führt von den Ufern des Desolation Sound bei Sarah Point über Gipfel und durch Regenwälder, vorbei an Flüssen, Bächen und Fjorden bis nach Saltery Bay – ein wahrer Traum für Naturliebhaber. Sie können an markierten Stellen Ihr Zelt aufschlagen (denken Sie daran, Ihre Essensvorräte bärensicher in einem Beutel aufzuhängen), oder in einer der Schutzhütten entlang des längsten Hüttenwanderweges Kanadas übernachten. Sie möchten Wildtiere sehen? Bären, Wölfe, Kojoten, Elche, Waschbären, Adler, Otter, Robben und auch Wale sind hier keine Seltenheit.

2. Campen am Tatlayoko Lake in der Chilcotin-Region

Eine raue Wildnis aus Felsen und Eis dominiert den Horizont über dem windgepeitschten Tatlayoko Lake in der Region Chilcotin. Der 3.183 Meter hohe Razorback Mountain, der höchste Gipfel der Niut Range, zieht hier alle Blicke auf sich – den Aufstieg sollten allerdings nur Experten wagen. Doch auch der See hat einiges zu bieten. In unmittelbarer Nähe des tiefblauen Wassers finden Sie am nördlichen Ufer Campingplätze, die naturnaher nicht sein können. Gehen Sie Kanu oder Kajak fahren, angeln, windsurfen, wandern oder Rad fahren. Bringen Sie ein Fernglas und ein wenig Geduld mit, um Hirsche und Elche, Dickhornschafe und Grizzlybären in ihrer natürlichen Umgebung rund um den See zu beobachten.

BELIEBT

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    Der Chilko River ist ein erstklassiger Ort zum Beobachten von Grizzlybären. Vor allem im Spätsommer und frühen Herbst, wenn die Lachse in Scharen zur Flussmündung zurückkehren, um zu laichen, sind sie zahlreich vertreten.

    Foto von Destination BC, Yuri Choufour

    3. Grizzlybären am Chilko River

    Grizzlybären dabei zuzusehen, wie sie mit ihren mächtigen Pranken Lachse aus dem Wasser fischen und verspeisen, ist ein wahrlich packendes Erlebnis. Am Chilko Lake im Ts'ilʔos Provincial Park können Sie genau das tun – bei einem Spaziergang in der Natur, auf einer Flussfahrt oder während eines Bootsausflugs zum Sonnenuntergang. Wenn Sie am Ufer in einem Riverside Safari Tent übernachten, sind Sie mittendrin in dieser fantastischen, artenreichen Natur und können Schwarz- und Grizzlybären, Elche und Pumas, Vielfraße sowie Weißkopfadler aus sicherer Entfernung mit einem Führer beobachten. Und das vor einer nicht weniger fesselnden Kulisse aus dunklen, knapp 3.000 Meter hohen, vergletscherten Gipfeln, die über türkisblauem Wasser thronen.

    4. Fernab von allem in Muskwa-Kechika

    Hören Sie das? Absolute Stille. Wenn Sie dem Alltag entfliehen wollen, gibt es dafür kaum einen besseren Ort als die Wildnis der Muskwa-Kechika im Norden der kanadischen Rocky Mountains. Mit einem Wasserflugzeug geht es über den Alaska Highway und den Toad River hinweg bis zum entlegenen Mayfield Lake, wo Sie inmitten der rauen Landschaft abgesetzt werden. Als Basislager für Ausflüge, zu Fuß oder mit dem Pferd dienen Ihnen handgefertigte Tipis. Begleitet werden Sie von dem Naturschützer, Autor und Fotografen Wayne Sawchuk. Hier können Sie Wochen verbringen und, abgesehen von ein paar Bären, Elchen oder Karibus, kaum einer Seele begegnen. Im Camp helfen Yoga, Meditation, Kanutouren und Lagerfeuer dabei, Sie in Einklang mit dem sanften Rhythmus der Natur zu bringen.

    Der Bowron Lake ist ein Traum sowohl für begeisterte Kajakfahrer als auch für Liebhaber des Wildcampens. In diesem wilden, ungezähmten Hinterland treffen Sie eher auf Wildtiere als auf Menschen. 

    Foto von Destination BC, Adam Wells

    5. Den Bowron Lake Circuit im Kanu befahren

    Das Frühjahr im Bowron Lake Provincial Park ist etwas ganz Besonderes: Das Wasser wird wieder wärmer, die Wälder erwachen allmählich aus ihrem Winterschlaf und die Berge verlieren nach und nach ihre Schneehaube. Während Sie in stiller Begeisterung durch das glasklare Wasser paddeln, rührt sich etwas am Ufer: Schwarzbär, Elch oder Karibu? Es könnte alles sein. Denn entlang des 150 Kilometer langen Bowron Lake Circuit, der selbst für das kanadische Hinterland abgelegen ist, werden Sie auf mehr Wildtiere als Menschen treffen. Wenn Sie alle kreisförmig miteinander verbundenen Seen abwandern wollen, sollten Sie dafür rund sechs bis zehn Tage einplanen. Für die Hälfte, also nur die westlichen Seen, benötigen Sie zwei bis vier Tage. Egal, ob Sie dieses Abenteuer im Rahmen einer geführten Tour oder allein unternehmen – verbringen Sie Ihre Tage auf dem Wasser und die Nächte unterm Sternenhimmel beim Wildcampen oder auf Plätzen mit Kochstellen.

    6. In der Valkyr Range von Hütte zu Hütte wandern

    Die von Wanderern selten besuchte Valkyr Range in den Columbia Mountains ist ein, im wahrsten Sinne des Wortes, alpines Natur-Highlight. Die Landschaft ist weitläufig und bietet unzählige Optionen und Pfade zur Erkundung des Hinterlands und dem Erklimmen von Gipfeln. Mit der siebentägigen Hüttenwanderung des Familienbetriebs Valkyr Adventures zu hoch in den Bergen gelegenen Lodges, erreicht das Bergwandern ein neues Level. Hier sind Sie so fernab von allem, dass Sie per Hubschrauber anreisen müssen. Wildblumenwiesen, Seen, Flüsse und uralte Wälder mit riesigen Zedern sind Ihre Begleiter. Zwar können Sie den Weg auch eigenständig in Angriff nehmen, doch dann entgeht Ihnen nach einem langen Wandertag der Genuss der frisch zubereiteten Mahlzeiten, die in einem geführten Hüttenwander-Paket enthalten sind, bevor Sie sich erst in der Sauna und danach im gemütlichen Federbett entspannen.

    Die historischen Thermalquellen des Radium Retreats enthalten mineralreiches Wasser, das Körper und Geist dabei hilft zu entspannen.

    Foto von Radius Retreat

    GLAMPING IN DER WILDNIS VON BRITISH COLUMBIA

    Wenn es Sie in die Wildnis zieht, Sie aber auf ein wenig Luxus nicht verzichten wollen, sind diese Glamping-Locations in British Columbia genau das Richtige für Sie.

    1. Radius Retreat und Radium Hot Springs

    Oft blockieren Dickhornschafe die Straßen, die an den Thermalquellen vorbei zu dieser naturverbundenen, nachhaltigen Hotelanlage hoch oben am bewaldeten Hang führen. Die Rocky Mountains ragen am Horizont in den Himmel und schmale Pfade schlängeln sich unauffällig durch die Wildnis zu selbstgebauten Yurten, die nach heimischen Tieren benannt sind (Fischadler und Elch, Fuchs und Rabe). Ob Yoga, Waldbaden oder eine Höhenwanderung durch den Kootenay-Nationalpark: Sie wählen, wonach Ihnen gerade der Sinn steht. Alternativ können Sie auch im Thermalwasser der historischen Radium Hot Springs baden, das reich an Mineralien ist und Körper und Geist entspannt. Zurück in der Anlage werden Sie von der wohltuenden Wärme eines Feuers im Holzofen empfangen.

    2. Boulder Mountain Resort bei Revelstoke

    Die Natur weiß sich hier in Szene zu setzen: Weißkopfadler kreisen hoch oben am Himmel über den ganzjährig verschneiten Gipfeln des Glacier-Nationalparks. Gleichzeitig können auch kleine Lebewesen Sie bezaubern: Beobachten Sie bei einem Spaziergang zwischen haushohen Hemlocktannen, gigantischen Zedern und Fichten des einzigartigen gemäßigten Regenwalds, wie der Lazulifink in seinem schillernd blauen Federkleid umherflattert und lauschen Sie dem melodischen Zwitschern der Meisen. Die Glampingzelte des Boulder Mountain Resort bieten einen Hauch von Luxus inmitten tiefster Wildnis. Nachdem Sie den Tag an der frischen Luft rund um den Columbia River verbracht haben, warten dort schon ein Jacuzzi und ein flackerndes Feuer auf Sie.

    3. Camp Moose Trail bei Golden

    In der Geborgenheit Ihres charmant-rustikalen Zelts mit großem Doppelbett aus Holz schlafen Sie so tief und fest, dass selbst die Grizzlys, Karibus und Vielfraße im Wald nicht stören. Am Fuße der Granitfelsen der Purcell Mountains winden sich Wanderwege malerisch unterhalb verschneiter Gipfel und entlang der eisblauen Seen der Nationalparks Glacier, Yoho und Banff. Tage, die Sie mit Wanderungen, Traillaufen, Radfahren oder Paddleboarding verbracht haben, lassen Sie unter dem Sternenhimmel im heißen Jacuzzi oder am knisternden Lagerfeuer gemütlich ausklingen.

    Neuesten Schätzungen zufolge leben in British Columbia rund 170.000 Elche. Die meisten halten sich im mittleren und nördlichen Hinterland sowie in den borealen Nadelwäldern der Provinz auf.

    Foto von GETTY IMAGES

    Wissenswertes

    Anreise und Transport

    Air Canada und Lufthansa bieten Nonstop-Verbindungen von Frankfurt und München zum internationalen Flughafen Vancouver ab  500 Euro für Hin- und Rückflug an. British Columbia ist wie gemacht für Roadtrips. Ein Mietwagen ist deshalb die beste Möglichkeit, um die wilde Natur zu erkunden. Fähren von BC Ferries fahren beinahe 50 verschiedene Häfen entlang der Küste an, einschließlich Vancouver Island, Haida Gwaii, Sunshine Coast und die Inselgruppe Gulf Islands.

    Was es zu beachten gilt

    Prüfen Sie, ob Sie für Tagesausflüge oder Übernachtungen eine Genehmigung von Parks Canada oder BC Parks benötigen, je nachdem, welche Orte Sie besuchen möchten. Geführte Ausflüge werden meist im Voraus für die Gruppe organisiert. Bei allen Parkbesuchen gilt: Nehmen Sie Ihren Müll wieder mit und hinterlassen Sie keine Spuren.

    Beste Reisezeit

    British Columbia ist das ganze Jahr über wunderschön. Zwar regnet es im Winter in den Tälern viel, dafür liegt aber hoch in den Bergen Schnee. Um möglichst viel von der natürlichen Schönheit der Provinz sehen zu können, sollten Sie erst im späten Frühjahr (für die subalpinen Höhenlagen) oder im Sommer (für die alpinen Höhenlagen) nach British Columbia reisen, wenn die Temperaturen milder und mehr Gebiete für Besucher zugänglich sind.

    Die Natur hat einen nachhaltigen Einfluss auf uns, und laut Experten ist dieser umso größer, je ursprünglicher die Natur. Wir laden Sie ein, bereits vor Abreise eine wohltuende kleine Auszeit in British Columbias großartiger Wildnis zu verbringen. Ihr Weg in die Natur:

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