Drei ausgezeichnete grüne Startups

Die Startups Sirplus, Numaferm und Social-Bee sind Gewinner des 4.Next Economy Awards. Der Preis soll bei innovativen „Grünen Gründern“ und Sozialunternehmen für Rückenwind sorgen. 

Von Andrea Henke
Veröffentlicht am 21. Feb. 2019, 22:28 MEZ
Sirplus Gründer Martin Schott (links) und Raphael Fellmer mit Claudia Dörr-Voß vom Bundesministerium für Wirtschaft und ...
Sirplus Gründer Martin Schott (links) und Raphael Fellmer mit Claudia Dörr-Voß vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie bei der Preisverleihung. Der Next Economy Award wird von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. in Zusammenarbeit mit dem Rat für Nachhaltige Entwicklung vergeben.
Foto von Darusz Misztal

Das Berliner Startup Sirplus will die Rettung von Lebensmitteln zum Normalfall machen. Es bewahrt Produkte vor der Tonne, die nicht der Norm entsprechen, weil sie zu klein, zu krumm oder zu alt sind. Sirplus übernimmt Obst und Gemüse, Backwaren, Getränke und verpackte Trockenware, aber auch Kühlprodukte und Kosmetika von Händlern und Lebensmittelproduzenten für einen symbolischen Preis und überprüft deren Genießbarkeit, bevor die Ware in einem der drei Berliner „Rettermärkte“ oder online angeboten wird.

Davon sollen alle profitieren: Händler, Produzenten Umwelt und Kunden: Schließlich entfallen die Kosten für die Entsorgung; Rohstoffe, Energie und Wasser werden eingespart, die sowohl für die Erzeugung als auch für die Vernichtung von Waren benötigt werden. Wer die Produkte für etwa die Hälfte des gewöhnlichen Supermarktpreises bei Sirplus kauft, spart nicht nur viel Geld, sondern kämpft auch gegen die enorme Lebensmittelverschwendung an: In Deutschland landen laut Berechnungen des WWF jährlich 18 Millionen Tonnen essbare Lebensmittel im Müll – davon könnten mehr als zehn Millionen Tonnen problemlos verwertet werden.

Das Startup will keine Konkurrenz für die Tafeln und anderer Hilfsprojekte sein: Verkauft werden ausschließlich Waren, die dort nicht angenommen wurden – weil diese Lebensmittel mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum nicht annehmen dürfen, die Einhaltung der Kühlkette nicht gewährleisten können oder nicht über die entsprechende Logistik verfügen. 

Sirplus hat den Next Economy Award in der Kategorie „Resources“ erhalten.

 

Numaferm, ein Biotechnologie-Spinoff der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, entwickelte ein nachhaltiges Verfahren zur Gewinnung von Peptiden. Peptide sind Eiweißmoleküle und chemische Alleskönner, man findet sie beispielsweise in Arzneien, Kosmetika, Dünger und Nahrungsmitteln. Ihre herkömmliche Herstellung ist jedoch teuer und belastet die Umwelt. Ein Kilogramm Peptide kostet etwa eine Million Euro und benötigt viele Tonnen Rohstoffe, darunter Feinchemikalien und organische Lösungsmittel. In dem Verfahren von Numaferm braucht man Kolibakterien, die als „Biofabriken“ einfache Nährstoffe in Peptide umwandeln. Um ein Kilogramm Peptid zu produzieren reicht dann schon weniger als eine Tonne Roh- und Hilfsstoffe.

Die Gründer wollen so die Kosten für Peptide drastisch senken, den weltweiten Zugang zu günstigeren Medikamenten ermöglichen und zahlreiche neue Einsatzgebiete erschließen. Gelingt das, sind funktionale Beschichtungen, Konservierungsmittel oder Spezialklebstoffe nur einige Anwendungen, bei denen Peptide schon bald eine wichtige Rolle spielen könnten. 

Numaferm ist in der Kategorie „Change“ausgezeichnet worden.

 

Das gemeinnützige Münchener Startup Social-Bee vermittelt Flüchtlinge in die Lagerlogistik und Produktion von Unternehmen und kümmert sich auch um das Drumherum. Social-Bee arbeitet wie eine Zeitarbeitsfirma. Es stellt die Flüchtlinge selbst an und leiht sie gegen eine Vermittlungsgebühr für ein bis eineinhalb Jahre an Betriebe aus. Während der gesamten Zeit unterstützt ein „Integrationsmanager“ die geflüchteten Menschen: Er begleitet sie zu Asylanhörungen, hilft beim Ausfüllen von Anträgen, der Wohnungssuche und organisiert Deutschkurse und Weiterbildungen. Einzelne Unternehmen, die bereit wären, Flüchtlinge einzustellen, scheuen oft den bürokratischen Aufwand, die Rechtsunsicherheit und die fordernde zusätzliche Betreuung. Manchmal wissen sie auch schlicht nicht, wie sie Kontakt zu Flüchtlingen aufnehmen können. Der Rundum-Service von Social-Bee ist sehr erfolgreich: Mehr als 80 Prozent der Flüchtlinge, die mindestens drei Monate in einem Unternehmen eingesetzt wurden, arbeiten dort anschließend dauerhaft. Alle Flüchtlinge werden tarifgebunden bezahlt, das gemeinnützige Startup investiert die Vermittlungsgebühren in sein Integrationsprogramm. Inzwischen hat das soziale Startup auch eine zweite Niederlassung in Stuttgart –  Berlin und Hamburg sollen folgen. Geplant ist auch die Erweiterung der Zielgruppe auf höherqualifizierte Geflüchtete und einheimische Langzeitarbeitslose.

Social-Bee ist Gewinner des Next Economy Awards in der Kategorie „People“.

Lesen Sie auch unsere Reportage über Startups im Silicon Valley in Heft 2/2019 des National Geographic-Magazins.

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