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WINZIGE KATALYSATOREN: WARUM DIE KLEINEN DINGE IN GRÖNLAND ZÄHLEN
Forschungen haben ergeben, dass Veränderungen bei arktischen Mikroorganismen Auswirkungen auf die Ökosysteme weltweit haben könnten. Das gilt auch für kleine Veränderungen des menschlichen Verhaltens.
VON Johnny Langenheim
PHOTOGRAPHIE DE NATIONAL GEOGRAPHIC
EISBERGE
Eisberge treiben in der Nähe der Diskoinsel vor der Küste von Westgrönland. Diese Eisberge haben sich aus dem Jakobshavn Isbræ geformt. Es wird angenommen, dass von diesem Gletscher auch der Eisberg stammte, der zum Untergang der Titanic führte. Grönland, die größte Insel der Welt, ist das Objekt umfangreicher wissenschaftlicher Studien, von der sich ein Großteil mit dem Klima beschäftigt. Wie der Rest der Arktis, erwärmt sich Grönland schneller, als es überall sonst auf der Welt der Fall ist. Der Grönländische Eisschild, der in seiner Größe nur vom Antarktischen Eisschild übertroffen wird, trägt aktuell am stärksten zum weltweiten Anstieg des Meeresspiegels bei. Er ist eine überdeutliche Warnung, welche Folgen der Klimawandel haben kann.
Foto von National Geographic
VORSTELLUNG DER ARKTISSTATION
Der Mikrobiologe Martin Nielsen steht am Bug des Forschungsschiffs Porsild, das zur Arktisstation der Universität Kopenhagen, die sich bereits seit mehr als 100 Jahren auf der Diskoinsel befindet, gehört. Jeden Sommer begeben sich Forscher aus aller Welt auf die Insel, um Feldforschung zu betreiben. Nielsen fungiert hier 12 Monate lang als wissenschaftlicher Leiter der Station. Neben der Unterstützung von Forscherkollegen konzentriert sich Nielsens Arbeit auf die Auswirkungen des Klimawandels auf marine Mikroorganismen, die er an einem bestimmten Ort ein paar Kilometer vor der Küste sammelt.
Foto von National Geographic
VORSTELLUNG IHRER BODENFORSCHUNG
Die Geographin und Bodenforscherin Birgitte Danielsen protokolliert die Gaskonzentrationen an einem Ort, der etwa eine Stunde von der Arktisstation entfernt ist. Wie Nielsen, der auch ihr Lebenspartner ist, konzentriert sich Danielsen auf kleinere Lebensformen – mikrobielle Gemeinschaften im Boden, die CO2 und Methan ausstoßen. Die Daten werden in ihre Doktorarbeit über die Gasdynamik unter der Oberfläche einfließen, aber über einen längeren Zeitraum werden sie zeigen, wie diese Gemeinschaften auf ein sich erwärmendes Klima und extreme Wintererwärmungsereignisse reagieren. Die Sorge ist, dass es eine Rückkopplungsschleife geben kann, in der wärmere Temperaturen die mikrobielle Aktivität im Boden erhöhen, wodurch mehr CO2 in die Atmosphäre freigesetzt wird.
Foto von National Geographic
MARINE NAHRUNGSKETTE
Martin Nielsen und Eli Martensen, ein Inuit-Fischer und Besatzungsmitglied der Porsild, holen ein Netz ein, um Phytoplankton aus einer bestimmten Tiefe der Wassersäule zu studieren. Phytoplankton und Zooplankton gehören zu den kleinsten Lebewesen, aber sie sind auch die zahlreichsten – und eine wichtige Nahrungsquelle für unzählige Fisch- und Walarten. Wie ihre Verwandten an Land sind auch sie von Klimaveränderungen betroffen, wobei bestimmte Arten gedeihen, während andere sterben oder migrieren. Das hat Auswirkungen auf alle endemischen Meereslebewesen – und die lokalen Gemeinschaften, die sich auf diese Arten als Nahrungs- und Einkommensquelle verlassen.
Foto von National Geographic
HÄUSLICHER ALLTAG IN DER ARKTIS
Das zwischenzeitliche Zuhause von Nielsen und Danielsen mit Blick auf die Diskobucht: Während der Sommermonate treiben die Eisberge an ihren Fenstern vorbei, so langsam, dass man die Bewegung kaum wahrnehmen kann, und der Tag wird nie zur Nacht. Buckelwale kommen auf der Suche nach Nahrung wegen der großen Menge an Lodden und Krill in die Bucht. Im Winter friert das Meer zu. Diese Naturwunder direkt vor der Haustür haben dafür gesorgt, dass sich das Paar schmerzhaft bewusst ist, wie sich ihr Verhalten im Haushalt auf die Umwelt auswirkt. Im Jahr 2018 entsprach die CO2-Bilanz der Europäischen Union sieben Tonnen CO2 pro Person. Die Emissionen weltweit tragen zu massiven Veränderungen in den verschiedenen Ökosystemen der Arktis bei, deren langfristige Folgen noch unbekannt sind.
Foto von National Geographic
MIKROSKOP
Zimmer mit Aussicht: Martin Nielsen untersucht in einem der Labors der Arktisstation einen Ruderfußkrebs unter dem Mikroskop, während Eisberge in der Bucht direkt vor dem Fenster treiben. An einem einzigen Tag können endemische Walarten wie Buckelwale und Nordkaper etwa tausend Kilogramm dieser Mikroorganismen und winzigen Fische, die sich vom Plankton ernähren, fressen. Veränderungen im Verbreitungsgebiet und in der Populationsdichte aufgrund von steigenden Temperaturen könnten sich auf die Migrationsmuster von Fischen und Walen auswirken. Störungen auf der niedrigsten trophischen Stufe haben Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem – deshalb ist es so wichtig, auf die kleinen Dinge zu achten.
Foto von National Geographic
ALLTAG
Nielsen und Danielsen entspannen sich in ihrem vorübergehenden Zuhause in der Arktisstation auf der Diskoinsel vor Westgrönland. Wenn sie keine Feldforschung durchführen oder in den Labors nebenan arbeiten, sind ihre häuslichen Routinen ziemlich vertraut. „Hier hat man einfach viel mehr Zeit“, sagt Nielsen. Egal, ob die kurzen Tage und das raue Wetter im Winter die Feldforschung unmöglich machen oder ob es im Sommer nie wirklich dunkel wird, man verbringt sehr viel Zeit zuhause. Und laut Danielsen wird man sich bewusster, wie viel Energie ein durchschnittlicher Haushalt von heute verbraucht. „Durch unser Leben hier haben wir erkannt, dass unsere täglichen Gewohnheiten tatsächlich Auswirkungen auf das Klima haben“, sagt sie.
Foto von National Geographic
WASCHMASCHINE
Es gibt einige einfache Möglichkeiten, um die Energieverschwendung im Haushalt zu reduzieren. Um nachhaltigere Wäscheprodukte herzustellen, führte Ariel eine Lebenszyklusbewertung (Life Cycle Assessment, LCA) durch, um die CO2-Bilanz seiner Waschmittel zu analysieren. Die LCA zeigte, dass durchschnittlich 60 % der CO2-Emissionen durch Wäsche in der EU auf die Erhitzung von Wasser in Waschmaschinen zurückzuführen sind – mehr als durch Verpackung oder Inhaltsstoffe. Das bedeutet, dass wir alle einen großen Beitrag leisten können, indem wir einfach die Temperatur reduzieren, bei denen wir unsere Waschmaschinen verwenden.
Photographs by National Geographic
EISBERG
Eine Möwe fliegt über kürzlich entstandene Eisberge im Ilulissat-Eisfjord im Westen Grönlands. Im August dauert es um 02:00 Uhr nur noch ca. eine Stunde bis zur Morgendämmerung. Eisberge sind eine natürliche Begleiterscheinung der Sommerschmelze – aber Langzeitdaten zeigen, dass der Grönländische Eisschild jedes Jahr etwa 500 Gigatonnen Eis verliert . Das Meereis ist nicht mehr stabil, extreme Wintererwärmungsereignisse werden immer häufiger, und wenn das schnelle Abtauen des Eisschilds nicht gestoppt wird, könnte dies bis zum Ende des Jahrhunderts zu katastrophalen Überschwemmungen führen, wie aktuelle Studien zeigen.
Foto von National Geographic
SPRINGENDER WAL
Die Zukunft der Arktis und ihrer charakteristischen Arten ist immer noch unsicher. Wenn jedoch das Schlimmste verhindert werden soll, müssen die Menschen ihre CO2-Emissionen drastisch reduzieren – und zwar schnell. Die Entscheidungen, die wir in unserem Alltag treffen, sind wichtig. So wie Mikroorganismen im Meer und an Land Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem und darüber hinaus haben können, können die Handlungen von Milliarden von Menschen Auswirkungen auf den Planeten haben. Ein reduzierter Energieverbrauch zuhause ist nur eine der Möglichkeiten, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Und das lässt sich schon einfach damit erreichen, die Temperatur unserer Waschgänge zu reduzieren.
Foto von Marcin Dobas/National Geographic