Faszination Tiere: Die besten Wildtierfotos 2021

Auch in diesem Jahr kürte das National History Museum in London wieder den „Wildlife Photographer of the Year“ und zeichnete die Fotos aus, die am besten die Schönheit und Faszination der Tierwelt abbilden.
Von Natasha Daly
Veröffentlicht am 15. Okt. 2021, 09:26 MESZ

Im tiefen Meer Fakaravas erleuchtet das Blitzlicht einer Kamera das Wasser des Pazifischen Ozeans, um den Moment festzuhalten, in dem zwei Zackenbarsche, die sich soeben gepaart haben, in einer Wolke aus Eiern und Sperma zu erkennen sind – die Entstehung neuen Lebens in einer einzigen großen Explosion. Die Zackenbarsche vollziehen den Paarungsakt, der nach 30 Minuten beendet ist, nur einmal im Jahr, bei Vollmond im Juli. Um ihn zu fotografieren, brauchte Laurent Ballesta viel Geduld: Insgesamt 3.000 Stunden investierte er, bis ihm die Aufnahme gelang.

Für seine Mühen und das daraus resultierende Motiv mit Seltenheitswert erhielt der Fotograf, der regelmäßig für National Geographic arbeitet, den renommierten Titel „Wildlife Photographer of the Year“. Die Auszeichnung wird im Rahmen des jährlich stattfindenden Fotowettbewerbs des Natural History Museums in London verliehen, das den Wettbewerb organisiert und die Gewinnerfotos ausstellt.

Das Bild mit dem Titel „Schöpfung“ dokumentiere einen „magischen Moment“, so Roz Kidman Cox, Vorsitzende der Jury. „Es ist überraschend, energiegeladen, faszinierend und von einer fast übernatürlichen Schönheit.“

Museumsdirektor Doug Gurr bezeichnet die Aufnahme als „dringliche Erinnerung an das, was wir verlieren werden, wenn wir die negativen Einflüsse, die die Menschen auf den Planeten haben, nicht stoppen.“

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Das zu Französisch-Polynesien gehörende Atoll Fakavara ist ein Biosphärenreservat der UNESCO und Lebensraum einer Vielzahl von bedrohten und gefährdeten Spezies. Hier findet auch der Marmorierte Zackenbarsch (Dermatolepis inermis) Schutz. Er ist durch den industriellen Fischfang stark in Bedrängnis geraten. Auch für die Grauen Riffhaie, die zur Paarungszeit der Zackenbarsche nachts im Wasser des Atolls auf die Jagd gehen, sind die bis zu 91 Zentimeter langen Fische eine willkommene Mahlzeit.

Bei der Entstehung des prämierten Fotos spielte vor allem das richtige Timing eine große Rolle. Laurent Ballestas einziger Anhaltspunkt war die Information, dass sich die Fische während des Vollmonds im Juni oder Juli paaren. Aus Ermangelung einer präziseren Zeitangabe war Fotograf gezwungen, sehr viel Zeit unter Wasser zu verbringen. Hierzu erstellte er schon im Jahr 2014 einen Tauchplan, der es ihm ermöglichte, volle 24 Stunden in einer Tiefe von fast 20 Metern zu verbringen, und gleichzeitig die Dekompressionszeit zu einzuschränken. Möglich hätten das eine feine Kalibrierung, das exakte Mischverhältnis der Gase in den Sauerstoffflaschen, sein hochmotiviertes Team und ein hohes Maß an mentaler Stärke gemacht, so Laurent Ballesta.

Der sorgsam ausgearbeitete Plan ging auf, doch die Grauen Riffhaie, denen die Taucher ohne den Schutz eines Haikäfigs oder eines Haianzugs aus Metall begegneten, waren nicht so einfach zu ignorieren. „Es hat gedauert, bis wir dieses Sicherheitsgefühl entwickelten, dass sie uns nicht beißen würden“, erklärte der Fotograf im Jahr 2018 in einem Gespräch mit National Geographic. „Wir mussten lernen, ruhig zu bleiben, wenn sie mit uns aneinanderstießen – manchmal so hart, dass wir blaue Flecken hatten. Die Haie sahen uns nicht als Beute, sondern als Hindernis.“

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BELIEBT

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    Der Wildlife Photographer of the Year-Wettbewerb fand 2021 zum 57. Mal statt. Teilnehmer konnten ihre Beiträge in neunzehn Kategorien einreichen, darunter „Behavior“, „Photojournalism“ und „Portraiture“. Insgesamt erreichten die Jury in diesem Jahr 50.000 Einsendungen von Fotografen aus aller Welt. Bei der Beurteilung legten die Juroren besonderes Augenmerk darauf, wie innovativ die Aufnahmen waren, ob sie eine Geschichte erzählten und ob sie technisch einwandfrei umgesetzt waren.

    Der zehnjährige Vidyun R. Hebbar aus Indien gewann mit seiner Nahaufnahme einer Opuntienspinne vor dem bunten Hintergrund einer vorbeifahrenden Rikscha den Nachwuchspreis.

    Neben Laurent Ballesta konnten sich noch zwei weitere National Geographic Fotografen über eine Auszeichnung freuen. Jennifer Hayes gewann mit ihrer Luftaufnahme von Sattelrobben und deren Nachwuchs auf dem schmelzenden Meereis der Arktis in der Kategorie “Oceans: Bigger Picture”, die in diesem Jahr erstmalig eingeführt wurde. In ihr werden Fotografien berücksichtigt, in deren Fokus wichtige Ökosystem wie das Meereis der Arktis stehen, auf das die Sattelrobben für die Fortpflanzung dringend angewiesen sind. Um das Siegerfoto zu schießen, war Jennifer Hayes stundelang mit dem Hubschrauber unterwegs. Den Anblick der Robben auf dem Eis beschreibt sie „Puls des Lebens, der einem den Atem verschlägt“.

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    Brent Stirton wurde in der Kategorie „Photojournalist Story“ für seinen Beitrag über Schimpansen und ihre Pfleger Centre de Rehabilitation des Primates de Lwiro (CRPL) in der Demokratischen Republik Kongo ausgezeichnet. Das CRPL kümmert sich um verwaiste Primaten, deren Eltern Wilderern zum Opfer gefallen sind. Oft werden die Jungen als Haustiere verkauft. „Für viele dieser Schimpansen folgt darauf ein Leben der Isolation, des Leids und der Grausamkeit“, erklärt Brent Stirton. Im CRPL werden um die hundert Jungtiere intensiv betreut, damit sie sich von dem mentalen und körperlichen Trauma erholen können, dass sie so früh in ihrem Leben ertragen mussten.

    „Die Betreuer sind extrem engagiert. Sie kümmern sich um die Babyschimpansen als wären es ihre eigenen Kinder“, sagt der Fotograf.

    Dieser Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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