Die letzten Geheimnisse von Nofretete und Tutanchamun

Zum dritten Mal haben Experten die Wände von Tutanchamuns Grabkammer mittels Radarmessung untersucht. Die Ergebnisse stehen noch aus, doch Ägyptens Antikenminister Khaled El-Anani mahnte zur Geduld und kündigte weitere Untersuchungen an.

Von Peter Hessler
bilder von Kenneth Garrett, National Geographic, Egyptian Ministry
Eric Berkenpas und Alan Turchik haben sich vor den Sarkophag von Tutanchamun gehockt, um die Radarmessungen vorzubereiten.
Foto von Kenneth Garrett, National Geographic, Egyptian Ministry of Antiquities

Die Grabkammer von Tutanchamun behält ihre Geheimnisse weiterhin für sich. Bei einer Pressekonferenz im ägyptischen Tal der Könige verkündete der Antikenminister Khaled El-Anani, dass neue Radarmessungen noch keinen physischen Beweis für die Existenz verborgener Grabkammern erbracht haben. „Wir können noch nicht über Ergebnisse reden“, sagte El-Anani, der seit neun Tagen im Amt ist. Man würde mindestens noch eine Woche brauchen, um die Daten zu analysieren. Ältere Untersuchungen würden „einige Unregelmäßigkeiten“ aufweisen. Details dazu wurden jedoch nicht bekannt gegeben, weitere Analysen seien nötig.

In der Nacht zuvor hatten Techniker, gefördert von der National Geographic Society, das Grab von Tutanchamun mittels Radar vermessen, um die bestehenden Datensätze zu vervollständigen. Innerhalb von zehn Stunden erstellte das Team mehr als 40 Scans.

Radarmessungen weisen auf Hohlräume und organisches Material hin
Bereits Mitte März sowie im vergangenen November hatte der japanische Radarexperte Hirokatsu Watanabe die nördliche und westliche Wand der Grabkammer untersucht. Seine Messungen ergaben, dass sich hinter Tutanchamuns letzter Ruhestätte weitere Räume befinden könnten. Demnach scheint die linke Seite der Wand aus massivem Fels zu bestehen, während der rechte Abschnitt eine Trennwand sein könnte. Auch wiesen seine Daten auf eine kleine Durchgangstür hin. Die Experten verkündeten damals außerdem, dass es hinter der Wand sowohl "Metall" als auch "organisches Material" gebe. Diese Annahme konnte jedoch immer noch nicht einwandfrei belegt werden und wird einigen Wissenschaftlern, wie dem ehemaligen Antikenminister Zahi Hawass, stark bezweifelt.

Initiiert wurden die Untersuchungen von dem britischen Ägyptologen Nicholas Reeves. Im Juli hatte er eine spektakuläre Theorie veröffentlicht: Demnach liege hinter der Grabkammer von Tutanchamun niemand Geringeres als die legendäre Königin Nofretete. Die Radarmessungen sollten seine These stützen.

Reeves zufolge überlebte Nofretete ihren Gatten Echnaton, der im Laufe der 18. Dynastie einen monotheistischen Kult um den Sonnengott Aton eingesetzt und seinen Regierungssitz von Theben nach Armana verlegt hatte. Nach seinem Tod kehrte seine Frau in die alte Hauptstadt zurück, versöhnte sich mit der Priesterschaft und regierte unter dem Namen Smenkhkare als Pharao weiter – so Reeves Hypothese. Damit wäre Nofretete nicht die erste Frau auf dem Pharaonenthron gewesen: Einige Jahrzehnte zuvor hatte Königin Hatschepsut ebenfalls als Pharao mit männlichen Insignien regiert – und das äußerst erfolgreich.

Musste Nofretetes Grab verlegt werden?
Reeves vermutet, dass man nach dem plötzlichen Tod des jungen Pharaos eine Trennwand an der Nordseite eingezogen, seine Stiefmutter Nofretete dorthin umgebettet und Tutanchamun in dem Raum bestattet hatte, der 1922 von Howard Carter entdeckt wurde. Die Fülle der Grabbeigaben – mehr als 5000 gut erhaltene Artefakte – sorgte damals weltweit für Schlagzeilen. Handfeste Beweise für Reeves Theorie fehlen jedoch.

Antikenminister Khaled El-Anani kündigte nun eine internationale Konferenz in Kairo für den kommenden Monat an, bei der sämtliche Theorien zu der Grabkammer vorgestellt werden sollen. „Wir suchen nicht nach verborgenen Kammern“, sagte El-Anani. „Wir suchen nach der Realität und Wahrheit.“

 

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