Kleinstadtromantik: Ontarios schönster Roadtrip

Die Künstlerin Rachel Ryle erkundet zwei charmante Kleinstädte in Ontario.

Von Maryellen Kennedy Duckett
Künstlerisch eingefangen: Das Mermaid in Elora, ein Antiquitätenladen in der kleinen Stadt am Grande River.
Künstlerisch eingefangen: Das Mermaid in Elora, ein Antiquitätenladen in der kleinen Stadt am Grande River.
Foto von Susan Seubert

National Geographic schickte die Zeichnerin Rachel Ryle auf einen Roadtrip in eine einzigartige Region Kanadas, die für ihre Geschichte und ihre künstlerischen Besonderheiten ebenso bekannt ist wie für ihre Outdoor-Aktivitäten. Begleitet sie auf ihrer Reise in die zwei idyllischen Städtchen Elora und Fergus in Ontario, durch die der Grand River verläuft. Etwa 120 Kilometer nordwestlich von Toronto warten in diesen historischen Orten, die von schottischen Einwanderern gegründet wurden, Künstlerateliers, Antiquitätenläden und zahlreiche Outdoor-Aktivitäten nur darauf, entdeckt und erlebt zu werden.

Die fünf besten Gründe für eine Reise

1. Erlebt nur 90 Minuten von Toronto entfernt ein gelassenes Lebensgefühl.

2. Lernt die örtlichen Künstler kennen und ergattert in den charmanten Läden einzigartige Mitbringsel.

3. Erfahrt mehr über die Geschichte von Ontarios Mühlenstadt und ihre Architektur.

4. Vergnügt euch im, auf dem und rund um den Grand River und Elora Gorge.

5. Genießt die feldfrische Küche in den idyllischen Dörfern Ontarios.

TAG 1: ELORA

Die Geschichte der Elora Mill

Die Elora Mill am Grand River ist das historische Herzstück und berühmteste Wahrzeichen von Elora. Ursprünglich wurde das Gebäude zwischen 1851 und 1859 eigenhändig von schottischen Arbeitern errichtet. Seither wurde es mehrmals wiederaufgebaut und saniert. Im Laufe der Zeit beherbergte der Kalksteinbau über dem Elora Gorge eine Getreidemühle, eine Sägemühle, eine Wollfabrik, diverse Läden und ein Gasthaus. Seit Juli 2018 verbirgt sich hinter seinen Wänden das luxuriöse Elora Mill Hotel & Spa. Auf einer Fahrradtour mit einem GPS-gestützten Audio-Guide können Besucher die Geschichte der Mühle, der Flussschlucht und der kulturell vielfältigen Stadt auf eigene Faust erkunden.

Insidertipp: „Schaut zum Sonnenuntergang für einen Cocktail in der Elora Mill vorbei oder gönnt euch das Vier-Gänge-Menü zum Festpreis. Aber zieht euch schick an, das ist ein edler Laden“, sagt Rayle.

Shoppen & Spazieren

In der Innenstadt von Elora lässt sich die Zeit hervorragend mit einem Spaziergang und einer kleinen Shoppingtour vertreiben. Das Mermaid in Elora ist eine echte Schatzkiste, in der sich die wohl größte Sammlung an Türklopfern, alten Briefkästen, Kunstwerken aus Landkarten, Antikschmuck-Nachbildungen und anderen ungewöhnlichen Raritäten verbirgt, die Kanada zu bieten hat. Weitere einzigartige Fundstücke warten in den Läden der Elora Mews – einem idyllischen, offenen Innenhof mit kleinen Geschäften in der Nähe der Mühle. Im dortigen reFIND Salvage finden sich neben Old-School-T-Shirts, Sammelobjekten und anderen Vintage-Schätzen auch lokal hergestellte Waren wie Hygieneprodukte der Buck Naked Soap Company und liebevoll gestaltete Holzschilder von reFIND. Bei einer Übernachtung in Elora’s White Garden können Besucher in die Geschichte der Stadt eintauchen. Das gemütlich elegante Bed & Breakfast gehört einem Nachkommen des ursprünglichen Mühlenbesitzers. Die Verbindung zeigt sich auch in einigen Designelementen des White Garden, beispielsweise in den Buntglasfenstern, die noch aus der alten Mühle stammen.

Insidertipp: „Stattet der Elora Brewing Company zum Mittagessen oder für einen Snack zwischendurch einen Besuch ab: tolle Atmosphäre und tolles Bier“, sagt Ryle. „Mir hat das Elora Borealis Citra Pale Ale [ein klares, helles Malzbier] am besten geschmeckt.“

 

TAG 2: ELORA

Eloras kreative Seite

Der Künstler A. J. Casson, der zum Kreis der kanadischen Landschaftsmaler gehörte, der als Group of Seven bekannt ist, nannte Elora einst „Ontarios schönstes Dorf“. Dieses idyllische Fleckchen ist aber auch ein wahrer Nährboden für Kreativität. Besucher können Künstler bei der Arbeit treffen, Ausstellungen besuchen oder auf einer Tour durch die Studios handgefertigte Unikate erwerben. Den perfekten Ausgangspunkt dafür bietet das Elora Center for the Arts. Die Öffnungszeiten der Studios und Galerien variieren, weshalb es sich anbietet, sich vorher online zu informieren. Bei Marquetry by Stephen Haigh können Besucher etwas über die alte Kunst der Holzintarsie lernen. Durch das Aneinanderlegen von Holzteilen unterschiedlicher Färbungen und Maserungen entstehen dabei dekorative Muster und Bilder. Im Hanscomb Glass Studio gibt es handgefertigte Glasarbeiten wie Windspiele oder Glaskugeln zu kaufen. Wer schon immer mal selbst töpfern wollte, kann bei Elora Pottery eine private Unterrichtsstunde nehmen. Besucher, die nicht selbst Hand anlegen wollen, können als Andenken einen handbemalten Teller oder eine andere Kreation aus der Werkstatt der Eigentümerin Staci Barron mit nach Hause nehmen. Zwischen den Besuchen in den Künstlerateliers bietet es sich an, bei Elora Bread vorbeizuschauen, um sich für unterwegs ein Sandwich aus frischem Sauerteigbrot mitzunehmen (Tipp: Schinken mit Apfel-Zwiebel-Konfitüre, körnigem Senf und Cheddar).

Insidertipp: Plant etwas mehr Zeit für das Marquetry-Studio ein“, sagt Ryle. „Ich war so von der Handwerkskunst und der lebenslangen Hingabe beeindruckt, mit der sich Stephen Haigh seiner Kunst widmet, die im Hinblick auf den Zeitaufwand und die Detailverliebtheit meiner eigenen Arbeit ähnelt. Es ist einfach ein wirklich cooler Ort für einen Besuch. Das Ladengeschäft geht direkt in sein gemütliches Künstlerstudio über und verleiht dem Raum eine einzigartige Atmosphäre.“

Wandern und Wasserspaß

Der Elora Gorge Park ist ein idealer Ausgangspunkt für einen Nachmittag voller Abenteuer im Freien. Der Park ist von Mai bis Oktober geöffnet und kann gleich auf mehrere Arten sowohl im, auf oder neben dem Wasser erkundet werden. Ein etwa drei Kilometer langer Wanderweg belohnt seine Besucher am Ende mit einem freien Blick auf die 22 Meter hohen Klippen der Schlucht. Wer nicht wasserscheu ist, kann sich einen Reifen leihen und darauf auf dem Grand River durch die Schlucht reiten. Weitere feucht fröhliche Abenteuer warten auf dem ruhigen Wasser des Elora-Mill-Damms. Dort können Besucher entweder selbst ein englisches Flachboot steuern oder sich einer Fahrt von Elora Raft Rides anschließen. Von Juni bis Anfang September können sich Badegäste im naturnahen Gewässer des 8.000 Quadratmeter großen ehemaligen Tagebaus im Elora Quarry Park entspannen. Am Ende des Tages wartet ein Abendessen auf dem Riversite Patio des Cellar Pub and Grill.

Insidertipp: „Die Flachboote gehörten zu meinen absoluten Favoriten“, sagt Ryle. „Der Eigentümer Ken Thompson liebt seine Arbeit ganz offensichtlich und ist stolz auf seine Heimatstadt. Er hat viele Geschichten und Anekdoten erzählt, als wir den Fluss hinuntertrieben. Nachdem er sich während seines Aufenthalts in Europa in Flachboote verliebt hatte, kam er zurück nach Elora und hat sein wunderschönes Flachboot von Hand gebaut.“

Rachel Ryle lässt sich in einem handgefertigten Flachboot über den Grand River gleiten und genießt eine authentische und unvergessliche Bootsfahrt.
Foto von Susan Seubert

TAG 3: FERGUS

Eine Hommage an das Erbe Schottlands

Mit einem geliehenen Fahrrad lässt sich der etwa fünfeinhalb Kilometer lange Abschnitt des Elora Cataract Trailway in östlicher Richtung bis nach Fergus bestreiten. Jedes Jahr finden in dem Ort die Fergus Scottish Festival and Highland Games statt. Seit 1946 beginnt das dreitägige Festival an einem Donnerstag im August mit einem abendlichen Festumzug unter dem Motto „Pipes, Plaid and Pageantry“ (dt.: „Dudelsäcke, Plaid und Prunk“). Im Wellington County Museum and Archives können Besucher mehr über die schottischen und irischen Einwanderer sowie die befreiten Sklaven aus den USA lernen, die sich in Fergus niederließen. Diese National Historic Site, die 1877 als Zufluchtsstätte für Arme, Obdachlose und hilfsbedürftige alte Menschen errichtet wurde, verfügt sowohl im Gebäude als auch auf dem Gelände über zahlreiche Ausstellungsstücke, darunter die Gärten und eine restaurierte Scheune von 1877.

Insidertipp: „Die Vault Coffee and Espresso Bar [die sich im ehemaligen Sitz der Imperial Bank of Canada befindet] in Fergus hat ausgezeichneten Filterkaffee“, sagt Ryle.

Das Kitras Glass Studio ist ein Familienbetrieb und die größte Werkstatt zur Heißglasverarbeitung in ganz Kanada.
Foto von Susan Seubert
Auf knapp 93 Quadratmetern können Besucher in der Galerie des Kitras Glass Studio die kunstvollen Werke aus mundgeblasenem Glas bewundern.
Foto von Susan Seubert

Traumhafte Aussichten

Nirgendwo kann man in Fergus besser durch ein lebendiges Stück Geschichte und Kulturerbe laufen als in den Templin Gardens. Der öffentliche Park mit den mehrstufigen Landschaftsgärten wurde zwischen 1920 und 1934 aus den Kalksteinwänden der Flussschlucht gehauen und führt von der Straße bis hinunter ans Flussufer. Die gepflasterten Pfade winden sich durch die Gartenanlage und schließlich auf den längeren Templin Garden Trail und den Riverfront Trail. Der kompakte, kaum 1.000 Quadratmeter große Gartenpark strotzt nur so vor fotogenen Schauplätzen, von den spiralförmig aus dem Stein gehauenen Stufen aus der Hand des schottischen Steinmetzmeisters Roger Bricker über die Stromschnellen des Flusses bis hin zu einem steinernen Bogen, der eine atemberaubende Szenerie einrahmt: den Grand River, die Wände der Schlucht und die Tower Street Bridge. Am Ende des Tages lohnt sich ein Besuch bei Kitras Art Glass, wo lokal gefertigte Glasornamente, Vasen und andere Glaskunstwerke verkauft werden. Die Glasbläserei, die seit 1988 in Fergus angesiedelt ist, ist ein Familienbetrieb und der größte seiner Art in ganz Kanada.

Insidertipp: „Plant einen Besuch bei I Love Chocolate ein, meinem Lieblingsspezialitätenladen in Fergus, der köstliche Pralinen aus eigener Herstellung verkauft.“

Foto von Karte Von Martin Walz

REISETIPPS

Von Toronto aus sind Elora und Fergus leicht per Auto zu erreichen. Auf dem Gardiner Expressway geht es einfach der Beschilderung ON-427/ON-401/Airport nach, dann auf der ON-427 North bis zur Ausfahrt ON-401 West. Auf der ON-401 West weiter bis zur Ausfahrt 295 ON-6 North nach Guelph. Auf der ON-6 geht es dann in nördlicher Richtung direkt bis nach Fergus. Elora liegt etwa acht Minuten westlich, dazu der Wellington County Road 18 folgen. Aufgrund der geringen Entfernung kann man bequem zwischen Elora und Fergus hin und her reisen, um den individuellen Charme der beiden malerischen Orte zu erleben.

ÜBERNACHTUNG

Schwelgt im Glanz des historischen Elora Mill Hotel & Spa, das 30 Zimmer zur Verfügung hat. Im Originalgebäude der Mühle kann man eine Terrace Suite buchen und auf der dazugehörigen Terrasse samt Feuerstelle den Blick auf den Elora Gorge genießen. In Fergus bietet das Breadalbane Inn schottisches Flair zum Verlieben. Das gut eingerichtete Bed & Breakfast mit seinen elf Suiten befindet sich in einem steinernen Gebäude aus dem Jahr 1851, das von George D. Fergusson errichtet wurde, dem Sohn von einem der Stadtgründer.

Das Wellington County Museum and Archives in Fergus ist eine Stätte von besonderer historischer Bedeutung und befindet sich im ältesten verbleibenden House of Industry and Refuge ganz Kanadas.
Foto von Susan Seubert

Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.com veröffentlicht.

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