Das Geheimnis des Maya-Kalenders
Veröffentlicht am 10. März 2022, 07:31 MEZ

Astronomie hatte für die Maya eine außerordentliche Bedeutung. Aus der Beobachtung der Himmelskörper – hier über dem „Haus des Zauberers“ in Uxmal – entwickelten sie ihre erstaunlich präzisen Kalender.
Foto von Simon Norfolk, National Geographic StockDie Maya richteten viele Bauten nach den Himmelsrichtungen aus, wie hier in Palenque im Urwald Südmexikos. In den „Tempel der Inschriften“ (links im Bild), eine Stufenpyramide mit dem Grab des Königs Pakal, fallen die Lichtstrahlen der Abendsonne nur einmal im Jahr: am Tag der Wintersonnenwende.
Foto von Simon Norfolk, National Geographic StockAuf einem Wandgemälde in Bonampak durchstechen diese Maya ihre Zungen – Teil eines heiligen Rituals zu Ehren der Götter. In solchen Momenten waren die menschlichen Herrscher deren Verkörperung auf Erden. Die Könige waren auch die Verfasser der Kalender, durch die sie das Wort der Götter verkündeten.
Foto von Enrico Ferorelli, National Geographic StockIn der Sächsischen Landesbibliothek liest der Altamerikanist Nikolai Grube im „Dresdner Codex“. Dieses 3,56 Meter lange Werk aus 39 doppelseitig beschriebenen Blättern gilt als wertvollster erhaltener Maya-Kalender. Die 20,5 Zentimeter hohen und zehn Zentimeter breiten Einzelteile (vier Beispiele auf den nächsten Seiten) wurden als Faltbuch benutzt.
Foto von Thomas ErnstingDer Kalender entstand um das Jahr 1250 wohl auf der nördlichen Halbinsel Yucatán. Er diente Priestern oder Königen für Weissagungen. Folio 6 (oben) ist Teil der Einleitung. Darin werden die Götter bei rituellen Handlungen vorgestellt: in der Mitte mit Stab und Stein beim Feuerbohren, unten links beim Empfang von Opfergaben. Unten rechts der Todesgott.
Foto von Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden SLUBDie Venus galt den Maya als kriegbringendes Wesen. Bestimmungen ihrer Position machten es möglich, durch Zeremonien Unheil abzuwenden. Die Bilder auf Folio 48 zeigen: den Planeten als Morgensterngott (oben), ein Opfer der Venus (Mitte) und den Kriegsgott, wie er andere Götter tötet. Die Tageszeichen links bezeichnen die Stationen der Venus am Himmel.
Foto von Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden SLUBEin k’atun entspricht in der Zeitrechnung der Maya einem Abschnitt von 7200 Tagen. Eine mit diesen 20 Jahren verknüpfte Prophezeiung ist auf Folio 60 dargestellt. Die Könige und Priester erwarten Krieg und Veränderung der politischen Struktur. Oben auf der Seite ist ein Kriegszug dargestellt, die Szene unten zeigt die Unterwerfung eines Besiegten.
Foto von Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden SLUBFür die Maya ist die Schöpfung ein bis heute andauernder Prozess aus Zerstörung und Neubeginn. Folio 74 gibt das dramatische Geschehen einer kosmischen Katastrophe wieder. Die entfesselten Gewalten sind durch drei furchterregende Gestalten dargestellt: das Himmelskrokodil, einen Unterweltsgott mit Eule im Kopfputz und die alte Göttin Ix Chel.
Foto von Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden SLUBChichén Itzá war eine in der Spätzeit der Maya bedeutende Stadt (hier die im Puuc-Stil errichtete „Iglesia“). Ihr raffiniertestes Gebäude ist das Caracol, ein Observatorium: Die Plattform und die Kammer im obersten Stock des Turms wurden exakt am Lauf von Himmelskörpern ausgerichtet.
Foto von Simon Norfolk, National Geographic Stock