Die besten Wanderungen der Welt
Veröffentlicht am 10. März 2022, 07:30 MEZ

Ideal für: Alle, die ein wenig Nervenkitzel (und eine Aussicht über den berühmten Nationalpark) suchen, ohne eine wirklich gefährliche Wanderung auf sich zu nehmen
Wanderstrecke:
eine Richtung beläuft sich auf 22,5 km.
Dies ist die wohl beliebteste Wanderstrecke Norwegens. Sie lockt ein breites Publikum an Wanderlustigen an, das von blauäugigen College-Backpackern bis hin zu untersetzten Trekkern mittleren Alters reicht. Was aber nicht bedeutet, dass der Wanderweg nicht auch Nervenkitzel zu bieten hat. Darüber hinaus verfügt Besseggen beim Aufstieg und Überqueren des schmalen Felsgrats zwischen dem großen milchiggrünen, von einem Gletscher gespeisten Gjendesees im Jotunheimen-Nationalpark und dem hochalpinen Bessvatnetsee über eine der schönsten Aussichten der Erde. „Jotunheimen“ bedeutet auf Norwegisch „Heim der Riesen“, und man kann sich wunderbar vorstellen, wie der wilde Riese Jötunn aus der nordischen Mythologie in dieser gletschergespeisten Wildnis mit Thor gerungen hat. Doch die 30.000 Wanderer, die diese Strecke pro Jahr in Angriff nehmen, sorgen vermutlich dafür, dass die Riesen lieber in ihren Verstecken bleiben.
Wenn Sie die beliebteste Route wählen, starten Sie an der charmanten Memurubu-Hütte. Von dort aus geht es zunächst ganz entspannt per Fähre über den Gjendesee, bevor Sie knapp 366 Meter hinauf zum Felsgrat wandern, auf dem es zu beiden Seiten steil in die Tiefe geht. Die größte Gefahr hier ist allerdings nur, dass Sie zu oft anhalten, um Fotos zu schießen. Der höchste Punkt liegt bei 1.743 Metern mit einem beeindruckenden vertikalen Aufstieg von 1.066 Metern auf dem Weg dorthin. Die Wanderroute endet wieder dort, wo Sie die Fähre bestiegen haben: an der 170 Gäste fassenden Berghütte „Gjendesheim Turisthytte“, die vom norwegischen Wanderverein DNT betrieben wird. Es besteht aber auch die Möglichkeit, die Strecke auszuweiten: Wenn Sie in Gjendesheim starten und über den Feldgrat bis nach Memurubu wandern, können Sie in der Berghütte übernachten und am nächsten Tag die Fähre zurück nehmen (oder Sie wandern über den Felsgrat oder entlang des Sees zurück).
Nervenkitzel: Die achtstündige Wanderstrecke ist anspruchsvoll, verlangt aber keine technischen Fähigkeiten. Sie müssen allerdings fit sein und sich in der freien Natur sicher bewegen können.
Für die, die es etwas einfacher mögen: Es gibt einen Fußpfad entlang Gjende, der den Bergkamm umgeht. Nehmen Sie die Fähre nach Memurubu, und schlendern die knapp 10 km zurück nach Gjendesheim.
Foto von Bild: Steve Taylor, ARPS/AlamyIdeal für: Echte Draufgängertypen; GoPro-Fanatiker
Wanderstrecke: gut 3 km
Der spanische Caminito del Rey darf auf keiner Liste für abenteuerliche Wanderungen fehlen. Dieser jahrhundertealte, 90 Zentimeter breite, heruntergekommene Steinweg, der kaum noch an der Felswand gute 90 Meter über dem Fluss Guadalhorce befestigt ist, gelang durch unzählige, tausendfach angesehene Videos zu Berühmtheit. Dabei handelt es sich um die Art von Filmen, bei denen einem der Atem stockt und man schreien möchte – perfektes Helmkamera-Videomaterial. Er ist ein wirklich waghalsiges Unterfangen: Der Wanderweg wurde jahrzehntelang vernachlässigt und befindet sich in einem entsprechend desolaten Zustand mit großen Lücken im Steinweg, die die Wanderer überwinden müssen. Schon die intakten Stellen des Weges und die paar Stellen, an denen die ursprünglichen Handläufe noch vorhanden sind, reichen aus, um für ein flaues Gefühl im Magen zu sorgen. An den schlimmsten Stellen hingegen ist der Wanderweg komplett weggebrochen. Hier muss man ein paar einfache Kletterwandgriffe nutzen, um wieder auf (einigermaßen) sicheren Grund zu gelangen. An „besseren“ Stellen ragen Betonstahlstangen als Trittmöglichkeit aus der Felswand. Entlang des Wanderweges verläuft ein Sicherheitsstahlkabel, an dem sich die Wanderer befestigen und so vor dem Fall in die Tiefe schützen können. Der Pfad wird dadurch zu einem Klettersteig, ist aber trotzdem noch furchterregend.
Der schmale Wanderweg war nicht immer so grauenhaft. Der Caminito del Rey wurde einst 1905 für Wasserkraftarbeiter gebaut, damit diese sich zwischen Chorro Falls und Gaitanejo Falls hin- und herbewegen konnten. Er erhielt seinen Namen im Jahr 1921, als der spanische König Alfonso XIII. ihn beschritt, um den neuen Staudamm Conde del Guadalhorce zu eröffnen. Zehn Jahre später floh Alfonso XIII. aus Spanien, nachdem er nach Ende des blutigen Spanischen Bürgerkriegs abgedankt hatte. Sein Fußweg fiel gleichermaßen in Ungnaden – bis jetzt.
Nervenkitzel: Dieser Wanderweg ist derart gefährlich, dass er nach dem Tod von vier Wanderern seit 2000 offiziell geschlossen ist. Da er aber dennoch scharenweise abenteuerlustige Wanderer anlockt und sogar Tourguides Touristen auf ihm entlangführen, hat die spanische Regierung mehr als 10 Millionen Euro in die Restaurierung des Caminito del Rey gesteckt, um ihn sicherer zu gestalten und ein Besucherzentrum zu errichten. Er soll im Jahr 2015 wiedereröffnet werden. Dann wird der Wanderweg viel sicherer sein – aber leider nicht mehr annähernd so beängstigend.
Für die, die es etwas einfacher mögen: Sie können die atemberaubende Aussicht des El Chorro Gorge auch ohne die 90 Meter Leere unter Ihren Füßen genießen, wenn Sie den sieben Kilometer langen Wanderweg hinauf zur oberen Klamm wählen.
Foto von Bild: Rod Kirkpatrick, F Stop PressIdeal für: Wanderer, die schon mal einen Klettersteig ausprobiert und die richtige Ausrüstung (und vielleicht auch einen Guide) dabei haben und den Gipfel über einen Klettersteig erklimmen möchten
Wanderstrecke:
1.000 Höhenmeter
Die italienischen Dolomiten sind die geistige Heimat der Klettersteige. Hierbei handelt es sich um Systeme aus schwindelerregenden Metallleitern, Stahlseilen und teilweise auch Klettergelände, die Kletterer an einem Sicherungsseil erklimmen können. Viele dieser Wanderwege, die an Felswänden entlangführen, wurden einst für die Nutzung durch die italienischen Millitärstreitkräfte während des Ersten Weltkriegs erbaut. Auch wenn sich der Großteil der besten Klettersteige Europas in den Dolomiten befindet, ist der Leukerbadener Klettersteig beeindruckend. Der Eisenweg führt entlang der gewaltigen Felswand des 2.940 Meter hohen Daubenhorns, der sich über den Kurort Leukerbad erhebt, und ist der längste Klettersteig der Schweiz. Obwohl er technisch anspruchsvoll wirkt, können ihn auch Wanderer ohne Klettererfahrung meistern.
Zunächst gilt es, zwei Kilometer bis zum Startpunkt des Klettersteigs entlang der Felswände zu wandern. Danach geht es entlang des „kleinen“ Klettersteigs vertikal in die Höhe – ein zweistündiger Aufstieg entlang den Seilen und der Felswand, der mit einem vertikalen Aufstieg von 76 Metern in drei Leitern endet. Hier legt die Strecke an der Spitze der Oberen Gemsfreiheit auf 2.000 Metern eine Verschnaufpause ein. (Dies ist auch der Wendepunkt für Wanderer, die genug haben oder eine kürzere Strecke wollen.) Der „große“ Klettersteig dauert etwas länger als drei Stunden. Er führt bis hoch zum Gipfel, wobei es Felswände, Metallsprossen und weitere Leitern zu erklimmen gilt. Die gesamte Strecke dauert acht Stunden, fühlt sich aber an wie eine Ewigkeit im freischwebenden Zustand über den grünen Wiesen und Dächern der tief unten im Tal gelegenen Miniaturstadt.
Nervenkitzel: Riskant, aber man ist auf der sicheren Seite, solange man weiß, was man tut. Wählen Sie diesen Wanderweg auf keinen Fall, wenn Sie unter Höhenangst leiden. Testen Sie zunächst lieber einen kürzeren und leichteren Klettersteig. Leukerbad hat laut der französischen Bewertungsskala ein ED-Rating (Extrêmement Difficile) und gemäß deutschsprachigem System ein Rating von K5-K6 (wobei K1 dem leichtesten Grad und K6 einem extrem schwierigen Grad entspricht).
Für die, die es etwas einfacher mögen: Sollte es nicht Ihr Fall sein, an Leitern zu baumeln, während Sie an einem dünnen Sicherungsseil befestigt sind, wählen Sie alternativ den 13 Kilometer langen Wanderweg zum alpinen Gemmi-Pass hinauf, wo der Klettersteig beginnt, bis hin zum Berner Oberland. Die Start- und Endpunkte erreichen Sie per Seilbahn.
Foto von Bild: Olivier MaireIdeal für: Wanderer, die eine Herausforderung an der Ostküste der USA suchen. Die anstrengende Tagestour auf mehrere Gipfel erfordert starke Nerven und Beine.
Wanderstrecke:
38 Kilometer
Dieser Wanderweg gleicht einer Achterbahnfahrt. Er führt über sieben Gipfel immer wieder steil hinauf und wieder hinab. Dabei häufen sich irrwitzige 5.500 Höhenmeter an (durchsetzt mit großen Höhenverlusten). Der Devil's Path nimmt den direktesten Weg, was bedeutet, dass die Wanderer nicht im Zickzack geführt werden, sondern sich ihren Weg durch Lockergestein sowie an Felswänden und steilen Abhängen entlang bahnen müssen. Oftmals dienen Wurzeln als Nothandgriffe, oder die Wanderer müssen sich durch schmale Schächte hindurchzwängen. All das Klettern und die vertikale Haltung führen dazu, dass der Wanderweg als einer der anstrengendsten der Ostküste gilt. Und diesem Ruf wird er auch gerecht, wenn man ihn an einem Tag bestreiten möchte (alternativ besteht die Möglichkeit, im Freien zu übernachten, ihn in kleinere Ost- und Westetappen einzuteilen oder die Gipfel einfach einzeln zu erklimmen).
Auch das hat etwas Gutes für sich. Sechs der sieben Gipfel auf der Wanderstrecke gelten nämlich für den Catskill 3500 Club (Mitglieder müssen alle 35 über 1.000 Meter hohen Gipfel der Bergkette bestiegen haben). Wenn Sie die Gipfel erreicht haben, wird Sie die Aussicht über die grünen Weiten, die sich bis zum Horizont erstrecken, vergessen lassen, dass Sie nur drei Stunden von Manhattan entfernt sind. Der Indianerstamm der Lenni Lenape gab diesem Gebiet den Namen Onteora bzw. „Land im Himmel“. Sicherlich sind diese Berggipfel nicht mit den Rocky Mountains zu vergleichen, aber sie stellen dennoch eine gute Herausforderung dar.
Nervenkitzel: Um die Gefahren des Devil's Path wird viel Rummel gemacht. Im Grunde ist der Wanderweg jedoch vielmehr schwierig als gefährlich. Es kann jedoch brenzlig werden, wenn die Felssteine nass oder, noch schlimmer, vereist sind. Vorsicht: Sie benötigen zwar keine Kletterschuhe, aber Approachschuhe mit gut haftender Laufsohle sind von Vorteil.
Für die, die es etwas einfacher mögen: Die nahegelegene Overlook-Mountain-Wanderroute ist ein knapp 15 Kilometer langer Rundweg, der zum Gipfel des Overlook Mountain hinaufführt. Hier finden Sie einen Feuerwachturm und ein wunderbares Panorama, ohne die Anstrengungen des Devil's Path auf sich nehmen zu müssen.
Foto von Bild: John P. O'GradyIdeal für: Den Anblick eines lavaspeienden Vulkans
Wanderstrecke: 400 Meter vertikaler Aufstieg
Einst aus dem Meeresboden hervorgestoßen, schweben sie nun über dem Tyrrhenischen Meer: Die sieben vulkanischen Liparischen Inseln werden mit dem offenen Sternhaufen der Plejaden verglichen und gelten als mythologische Heimat des Aiolos, dem griechischen Gott der Winde. Diesem Mythos machen die Inseln alle Ehre, denn die starken Winde und Wellen können die zwischen den Inseln und dem sizilianischen Festland hin- und herpendelnden Tragflächenboote zum Kentern bringen.
Der Stromboli ist das Kronjuwel dieses magischen Archipels. Dieser 20 km2 kleine, kegelförmige Vulkan spuckt den ganzen Tag lang Feuer und Magma. An sich ist der Vulkan gefährlich, doch seine Aktivität ist regelmäßig und damit so berechenbar, dass Wanderer den 925 Meter hohen Gipfel besteigen und einen Blick in drei aktive Krater mit speiender, flüssiger Lava werfen können. Man geht davon aus, dass die atemberaubenden Lavafontänen bereits seit 2.000 Jahren im 20-Minuten-Takt aus der Vulkanmündung in die Höhe schießen. Dabei kommt es gelegentlich zu Lavaströmen und massiven Ausbrüchen (das letzte Mal traten die Lavamassen im Jahr 2007 über den Vulkanrand, und der große Ausbruch im Jahr 2003 sorgte dafür, dass der Gipfel zwei Jahre lang gesperrt wurde).
Die nächtliche Wanderung zu den Vulkankratern hinauf ist ein einmaliges Erlebnis. Je nach Vulkanaktivität kann man sich auf bis zu 150 Meter an den Kraterrand heranwagen und so das beste Naturfeuerwerk genießen. Selbstverständlich besteht ein gewisses Restrisiko eines großen Ausbruchs, doch die Vulkanaktivität war über Jahrtausende hinweg derart beständig, dass sie den Begriff „Strombolianische Aktivität“ geprägt hat. Der Gipfel darf nur zusammen mit einem einheimischen Guide bestiegen werden, der den Zustand des Vulkans im Auge behält. Die Wanderroute selbst, die durch aromatische Wildkräuter und Busch-Eichen hindurch nach oben führt, wurde im Jahr 2004 neu festgelegt und verbessert. Hierbei wurden die Wege mit Bänken und die Felsvorsprünge mit Geländern ausgestattet.
Nervenkitzel: Es gibt weltweit nur wenige Orte, an denen man einen aktiven Vulkan beobachten kann, ohne sich dabei in allzu große Gefahr zu begeben.
Für die, die es etwas einfacher mögen: Wenn Sie nicht unbedingt am Rande eines lavaspuckenden Vulkans stehen möchten, können Sie stattdessen eine der nächtlichen Bootstouren mitmachen, die aus sicherer Distanz vom Wasser aus einen Blick auf das Lavaspektakel bieten.
Foto von Bild: Raffaele Celentano, REDUXIdeal für: Wanderer, die Bergkämme und Gefahren ohne Sicherheitsseil mögen
Wanderstrecke: 9,25 Kilometer
Gratwanderungen sind gefährlich. Aber der einer Messerschneide gleichende Aonach Eagach ist ein Fall für sich. Nördlich von Glen Coe erstreckt er sich wie das zackige Rückgrat eines Drachens entlang der Autobahn A82. Das Aonach Eagach Bergmassiv dominiert die zerfurchten, lückenhaften Felshänge im Herzen der Schottischen Highlands. Nur etwa die ersten drei Kilometer des Wanderpfads, der 1.097 Meter in die Höhe reicht, sind wirklich furchterregend – hier geht es zu beiden Seiten den tiefen Abgrund hinunter, und der Pfad kraxelt über zwei Munros (die Bezeichnung von schottische Berge mit einer Höhe über 3.000 Fuß (914,4 Meter): den 953 Meter hohen Meall Dearg und den 967 Meter hohen Sgorr nam Fiannaidh.
Zwischendurch schlängelt sich der abenteuerliche Pfad durch Schächte, krabbelt Felsvorsprünge hinunter, schnellt senkrechte Felstürme hinauf und wieder hinab, und man wird durch zahlreiche weitere vertrackte Stellen navigiert. Er lässt sich zwar ohne Seil bestreiten, doch man darf keinen Fehler machen. Nachdem man die kniffligen Abschnitte hinter sich gebracht hat, nimmt man vielleicht sogar den weiten Ausblick über die hohen Munros von Glen Coe wahr, der einen umgibt – darunter auch der 1.345 Meter hohe Ben Nevis, der höchste Gipfel der Britischen Inseln. Wenn man das Ende des Pfades unweit der Ortschaft Glencoe erreicht hat, tut man es am besten den Einwohnern gleich und kehrt in einem Pub ein oder nimmt an einer Verkostung der lokalen Single Malt Whiskys teil. Beides sind hervorragende Möglichkeiten, um die Nerven zu beruhigen oder im richtigen Rahmen bereitwilligen Zuhörern von seiner wagemutigen und erfolgreichen Besteigung des Aonach Eagach-Bergmassivs zu berichten.
Nervenkitzel: Die Wanderung sollte nur angetreten werden, wenn man keine Probleme mit exponiertem Gelände hat. Sie ist nicht schwer, man darf nur keinen Fehler machen. Einige Wanderer seilen sich an, um den Pfad zu bestreiten, was die Überquerung allerdings stark verlangsamen kann und technische Kletterkenntnisse voraussetzt. Im Winter erhöht sich die Schwierigkeitsstufe auf den 2. Grad der schottischen Winterskala, sodass Eisaxt und Steigeisen (sowie höchstwahrscheinlich ein Seil) zwingend erforderlich sind.
Die einfachere Variante: Es ist schon amüsant, dass ein Wanderweg derart beängstigend ist, dass die einfachere Alternativroute den Namen Teufelstreppe trägt. Und tatsächlich erreicht dieser 9,6 Kilometer lange Wanderweg großartige Aussichten über Glen Coe, ohne dass man sich überwältigenden Gefahren aussetzen muss.
Foto von Bild: William BlakeIdeal für: Gipfelsammler; Menschen, die eine schwierige Route zur Spitze des sagenumwobensten Gipfels Neuenglands bevorzugen
Wanderstrecke: Eine Strecke ist 3,3 Kilometer lang; der Rundweg zum Gipfel beträgt gut 13 Kilometer.
Der Mount Washington in New Hampshire thront über den White Mountains und erfreut sich großer Beliebtheit. Nur wenige Wanderer, die ihn besteigen, haben jedoch den Mut, den Huntington Ravine Trail zu bestreiten.
Dieser Weg ist kurz, aber dafür verläuft er fast vertikal, indem er auf gut 3 Kilometern mit einer senkrechten Steigung von über 609 Metern in die Höhe schießt. Der Huntington Ravine Trail geht oberhalb der Baumgrenze in ein Geröllfeld über, gefolgt von Granitvorsprüngen und mit Flechten bedeckten Felsen. Damit sind die Wanderer seinen berüchtigt schonungslosen Elementen ausgesetzt. Nichtsdestoweniger ist es die aufregendste Strecke zur Bergspitze und bietet zwischen den Klüften etwas Ruhe. Es gibt aber sogar noch kompliziertere Wege, um auf den Gipfel zu gelangen, und zwar die technischen Kletterrouten von Huntington, die die steileren Bergwände hinaufführen, sowie eine klassische New-Hampshire-Eiskletterroute, die hier, im Pinnacle Gully, im Winter entsteht.
Der Gipfel selbst ist beeindruckend (mit einer Höhe von 1.917 Metern ist er der höchste Gipfel Neuenglands), zugleich aber auch ein bisschen enttäuschend, weil er über einen Parkplatz verfügt und von Selfies-schießenden Horden aufgesucht wird, die das Auto den Wanderschuhen vorgezogen haben. Man sollte das Beste daraus machen und sich im Besucherzentrum einen heißen Teller Chili con Carne bestellen. Beim Essen kann man dann die Aussicht über die Weiten des Bergrückens der Presidential Range sowie den Großteil des Bundesstaats, der sich unter einem erstreckt, zu genießen. Wie bei allen Kraxeltouren ist der Abstieg der deutlich schwierigere Teil. Im Jahr 2013 rutschte ein Wanderer aus, stürzte gut 60 Meter in die Tiefe und musste mit dem Rettungshubschrauber abtransportiert werden. Daher ist es sinnvoll, ihn als Rundweg zu gestalten und die Tuckerman Ravine/Lion Head-Route für den Abstieg zu wählen.
Nervenkitzel: Der Huntington Ravine ist in Klasse drei eingestuft, man benötigt also noch kein Seil, muss aber seine Hände einsetzen. Nur Wanderer, die keine Probleme damit haben, zu klettern und sich Gefahren auszusetzen, sollten sich hier heranwagen. Selbst erfahrene Wanderer sind hier schon sehr schwer gestürzt. Die eigentliche Gefahr geht auf dem Mount Washington von den Wetterbedingungen aus, die permanent und schnell wechseln. Auf dem Gipfel wurden einige der höchsten Windgeschwindigkeiten der Geschichte gemessen (darunter 372 Stundenkilometer im Jahr 1934), und der Großteil der mehr als 135 Todesfälle, die sich auf dem Berg ereignet haben, ist auf Unterkühlung zurückzuführen.
Die einfachere Variante: Der 6,5 Kilometer lange Standardpfad Tuckerman Ravine/Lion Head zum Mount Washington hinauf ist zwar nicht so schwindelerregend wie der Huntington, aber dennoch ernst zu nehmen. Er führt 1.295 Meter in alpines, exponiertes Gelände hinauf, das den standardmäßigen Gefahren durch Gewitter und unvorhersehbare Witterungsbedingungen ausgesetzt ist.
Foto von Bild: AlamyIdeal für: Dschungelerforscher und Geschichtsfans mit einem Faible für den Zweiten Weltkrieg
Wanderstrecke: Eine Strecke beträgt 97 Kilometer
Er wartet zwar nicht mit der erschütternden Gefahr oder geschmolzenen Lava auf, die andere Pfade auf dieser Liste zu bieten haben, aber der Kokoda Track ist trotzdem nichts für Zartbesaitete. Der Wanderweg führt schonungslos steil hinauf und hinab und durch mehrere Wildbäche, während er sich seinen Weg in das Zentrum des Dschungels von Papua-Neuguinea bahnt. Die gesamte Tour dauert drei bis zwölf Tage (wobei sie laufend bereits in 16 Stunden und 25 Minuten bewältigt wurde). All diese Höhen und Tiefen summieren sich auf rund 6.100 Höhenmeter mit einem Gipfelpunkt von 2.190 Metern auf dem Mount Bellamy. Das Gebiet ist äußerst isoliert und wird von den sadistischen Launen des tropischen Wetters dominiert. Die Luft strotzt nur so von krankheitsübertragenden Moskitos, und der einheimische Stamm der Koiari hat ihn schon mehrfach aus Protest darüber, dass er nicht von der zu entrichtenden Weggebühr profitiert, spontan gesperrt. Die Erfahrung, sich auf diesem historischen Pfad auszupowern und die Einsamkeit zu genießen, die diese hemmungslose Wildnis des Dschungels zu bieten hat, ist jedoch all die Risiken wert. Zudem investiert die Regierung Millionen von Euro in die Verbesserung des Pfades, an dem sich Ortschaften und einzelne Hütten von recht gastfreundlichen einheimischen Stämmen befinden.
Keine Sorge, man ist nicht allein auf weiter Flur: Trotz der Beschwerlichkeit gewinnt der Wanderpfad zusehends an Popularität. Vor 15 Jahren wären einem auf der Route kaum andere Trekker begegnet, aber in den vergangenen Jahren haben ihn bis zu 3.000 Wanderer pro Jahr bestritten. Ein Großteil von ihnen sind Australier, die für einen Übergangsritus und als Erinnerung an die Schlacht von 1942 hierherkommen, die während des Zweiten Weltkriegs entlang des Pfades stattfand. Damals versuchten die japanischen Streitkräfte, die Inselhauptstadt Port Moresby einzunehmen, um von dort aus die Invasion von Australien zu starten. Die zahlenmäßig überlegenen alliierten Truppen, der Hauptteil von ihnen Australier, wehrten sie jedoch ab und konnten Papua-Neuguinea unter ihrer Kontrolle halten. Viele der Wanderer, die den Pfad aufsuchen, haben Verwandte, die hier gekämpft haben.
Nervenkitzel: Dieser Wanderweg erfordert großes Engagement und setzt Wanderer den gängigen Gefahren und Gesundheitsrisiken aus, die eine Reise in Urwaldgebiete mit sich bringt. Angesichts der zahlreichen Risiken und die Tatsache, dass die Route durch das Terrain einheimischer Stämme führt, ist es außerdem nicht ratsam, ihn auf eigene Faust ohne geführte Tour zu bestreiten.
Die einfachere Variante: Das Gegenteil des rigorosen Kokoda Tracks findet man auf der Insel Loloata, außerhalb von Port Moresby, wo man zwischen Schnorchel- und Tauchausflügen im Dschungel wandern kann. Es besteht sogar die Möglichkeit, das Wrack eines Kampfflugzeugs aus dem Zweiten Weltkrieg zu bestaunen.
Foto von Bild: Alex Hutchinson, The New York Times/REDUXIdeal für: Erkundung von Slot-Canyons und Spaß für jedermann – von waghalsigen Canyon-Liebhabern bis hin zu Kindern
Wanderstrecke: Etwa 5,5 Kilometer Rundweg
Willkommen im Vergnügungspark der Natur. Eine kurze Wanderung hinein in die Sandsteinwände des Canyons Dry Fork – der neben dem Hole-in-the-Rock-Trail liegt, wo die Mormonischen Pioniere einst die erste Route durch diese schwere, abgelegene Ecke des Colorado-Plateaus fanden – genügt, um einige der faszinierendsten und am einfachsten zugänglichen Slot-Canyons in Utah zu erreichen. Der Dry Gulch ist ein Wunder für sich. Seine Felswände wurden aus alten Sanddünen geformt, die lange Zeit verschüttet waren und zu Stein wurden, bevor die tektonische Hebung sie wieder zutage beförderte, wo sie durch äonenlange Sturzfluten und starke Winde herausgearbeitet wurden. Es sind aber vielmehr die wenige Meter stromaufwärts gelegenen, seitlichen Spalten-Canyons, die so viele Touristen in das Naturschutzgebiet Grand Staircase-Escalante locken. Und hier geht der Spaß erst richtig los.
Der erste dieser Spalten-Canyons trägt den Namen Peek-a-Boo, weil der Navajo-Sandstein hier eine Reihe großer, runder Fenster und Gewölbe aufweist und auf dem Boden darunter tiefe, mit Wasser gefüllte Strudellöcher lauern. Man muss ein paar herausgearbeitete Steinstufen erklimmen, um ihn zu erreichen, und etwas Vorsicht beim Navigieren walten lassen, aber im Grunde ist es ein spaßiges Unterfangen. Auf den Dry Gulch folgt Spooky, die wahre Attraktion. Diese perfekte, enge Spalte geht durchgängig 9,1 Meter in die Tiefe und ist über eine Strecke von mehr als 800 Meter hinweg nicht breiter als 46 Zentimeter. Sie ist derart schmal, dass so mancher Erwachsener Probleme bekommt, und an vielen Stellen kaum 25 Zentimeter breit, sodass man definitiv den Bäuche einziehen und sich seitwärts fortbewegen muss. Kinder erklimmen den hauchdünnen Spalt daher meist problemloser und schneller als ihre Eltern. Die letzte und am wenigsten besuchte Spalte, Brimstone, ist dunkel, bedrückend und sogar noch tiefer als Spooky. Brimstone verengt sich stellenweise derart, dass sich die Wanderer ihren Weg weit über dem sandigen Boden bahnen müssen.
Nervenkitzel: Dieser Ort ist ein Spielplatz der Natur, der, mit Ausnahme von klaustrophobischen und überdurchschnittlich großen Menschen, für jedermann geeignet ist. Brimstone ist die einzige wirklich gefährliche Spalte. Erzählungen zufolge hat ein Wanderer hier einmal festgekeilt und tagelang festgesteckt. Solange man vorsichtig ist und sich die Risiken von Wüstenwanderungen bewusst macht (man sollte immer mehr Wasser bei sich tragen, als man für nötig hält), ist Spooky selbst für Kinder sicher genug. Sie benötigen nur eventuell Hilfestellung bei ein paar kleinen Hindernissen. Man sollte stets die Gefahr von möglichen Blitzfluten in Slot-Canyons bedenken und im Hinterkopf behalten, dass das Flutwasser stets von stromaufwärts kommt.
Die einfachere Variante: Wenn man sich nicht so gern durch enge Spalten zwängen möchte, kann man einfach durch den schönen (und breiten) Slot-Canyon namens Dry Fork Coyote Gulch wandern, der sich stromabwärts vom Spielplatz befindet.
Foto von Bild: Tomas Kaspar, AlamyIdeal für: Schwimmer
Wanderstrecke: 8 Kilometer
Das Black Hole ist die Wasserrutsche unter den Nervenkitzel-Wanderungen – ein Slot-Canyon, der durchschwommen werden muss. Er ist tief, dunkel und ganzjährig mit kaltem Wasser gefüllt. Daher ist auch ein Neoprenanzug erforderlich, selbst wenn die Temperaturen oberhalb des Slot-Canyons brütend heiß sind. Nach einer kurzen Wanderung kann man sich in den schlammigen Strom stürzen, ihn 3,2 Kilometer lang hinabschwimmen (je nach Jahreszeit sind viele Stellen seicht) und die Sandsteinwände bestaunen, die sich in einigen Metern Höhe über einem befinden. Man wird auch Zeuge der Spuren, die die naturgewaltigen Blitzfluten des Colorado-Plateaus im Canyon hinterlassen haben: Wirft man einen Blick nach oben, so sieht man in einer Höhe von bis zu 15 Metern abgestorbene, in den Spalt eingekeilte Bäume, die einst von den sintflutartigen Wassermassen dorthin befördert wurden. Von Zeit zu Zeit haben diese Überbleibsel den Canyon blockiert, sodass manchmal Seile und eine ausgiebige Vorplanung nötig waren, um die unsicheren Anhäufungen von Blockaden zu umgehen.
Die Fluten stellen eine ständige Bedrohung in diesem friedlichen Gebiet dar. In den 1990er Jahren ertrank hier eine Teenagerin. Doch solange man das Wetter immer im Auge behält, kann man sich entspannt im Wasser treiben lassen und das Werk der stürzenden Wassermassen genießen, die diesen verwunschenen Canyon herausgewaschen haben. Manche Canyon-Liebhaber bringen sogar aufblasbare Schwimmreifen für Kinder mit und nutzen sie als eine Art Schwimmbrett, während sie sich stromabwärts treiben lassen.
Nervenkitzel: Man muss in der Lage und bereit sein, zu schwimmen, und selbst im Sommer einen Neoprenanzug tragen (im Hochsommer reicht eine kurzärmlige Variante aus). Es gibt zwar keine echten technischen Hindernisse, aber wer beim Klettern etwas unsicher ist, sollte zumindest ein kleines Seil bei sich tragen. Außerdem können die Fluten für veränderte Bedingungen sorgen. Im Jahr 2003 schufen sie neue technische Hindernisse, die aber inzwischen wieder verschwunden sind. Wenn man einmal drin ist, gibt es kein Zurück mehr – es gibt keinen Notausgang. Daher sollte man auch den Wetterbericht genau studieren, bevor man sich aufmacht. und stets bedenken, dass Stürme weit stromaufwärts zu Blitzfluten führen können.
Die einfachere Variante: Wenn man das erste Mal die Slot-Canyons in Utah besucht, eignet sich für einen ersten Eindruck der 14,5-Kilometer-Rundweg, der einen die Canyons Little Wild Horse und Bell im San Rafael Swell, unweit vom White Canyon, hinauf- und herabführt. Hierbei erfährt man ein echtes Canyon-Erlebnis, ohne technische Hindernisse überwinden oder schwimmen zu müssen.
Foto von Bild: Cameron L. Martindell, OffyonderIdeal für: Sogenannte Peakbaggers mit technischen Fähigkeiten; Wanderer, die keine Angst vor Gefahren haben
Wanderstrecke: 33,7-40 Kilometer Rundweg
Unter den höchsten Bergen der 48 kontinentalen Staaten der USA ist der 3.904 Meter hohe Granite Peak in Montana der wohl isolierteste, und es ist schwierig, seinen Gipfel zu bezwingen. Vor allem aufgrund des Wetters sind schätzungsweise nur 20 Prozent der Gipfelversuche hier erfolgreich.
Er wurde 1923 das erste Mal erklommen und war somit tatsächlich der letzte hohe Punkt der USA, der bestiegen wurde (ein Jahrzehnt nach der Erstbesteigung des Denali). Handelt es sich um das schwierigste Scrambling überhaupt oder um technisches Klettern? Das kommt ganz darauf an, wen man fragt. Die einfachste Route für fortgeschrittene Anfänger, die an der Südwand zum Gipfel hinauf führt, hat bereits die unterschiedlichsten Bewertungen vom Scrambling der Klasse 3 bis hin zur 5,7er-Kletterroute erhalten. Der beste Ratschlag ist, dass man zwar eigentlich kein Seil braucht, aber besser eines dabeihaben sollte. Auf dem Weg zum Gipfel setzt man sich unweigerlich schwindelerregender Gefahr aus. Wie ein Schneidezahn ragt der Gipfel aus dem großen weiten Plateau von Beartooth empor, und der Talboden befindet sich über 450 Meter unter einem, wenn man die Schächte passiert. Auf den letzten 60 Metern zur Spitze werden Klemmkeile und Balancevermögen benötigt. Es gibt auch eine Schneebrücke, die je nach Zustand den Einsatz einer Eisaxt erforderlich macht. Alles in allem wird der Wanderer hier an seine Grenzen gebracht.
Außerdem ist der Ort nicht leicht zu erreichen. Die Besteigung des Granite dauert lange: Es erwarten einen mindestens 1.524 Höhenmeter, eine Übernachtung, um das Wetter richtig abpassen zu können, und man schlägt sein Zelt auf einem Felsplateau namens Froze-to-Death auf. Wenn aber alles glatt läuft, gibt es kein besseres Gefühl, als die vielen Herausforderungen des Granite gemeistert zu haben und auf dem Gipfel über diesem so treffend benannten Treasure State („Staat der Schätze“) zu stehen. Dort oben gibt es kein Zeichen von Zivilisation – die gewaltige Wildnis von Beartooth und Absarokas erstreckt sich in alle Richtungen, und am Horizont zeichnet sich der Yellowstone-Nationalpark ab. Jetzt wird es Zeit für den Abstieg. Wir empfehlen, sich abzuseilen.
Nervenkitzel: Diese Wanderung birgt ernsthafte Gefahren, und man sollte sowohl über technische Kletterkenntnisse als auch über die entsprechende Ausrüstung verfügen. Gleichwohl ist es bereits einem Neunjährigen, der beide Voraussetzungen erfüllte, gelungen, den Gipfel zu erklimmen. Das Wetter kann schnell umschlagen, und es gibt auf dem Plateau sowie auf der fordernden Route zum Gipfel kaum Schutz vor Gewitterstürmen. Im Jahr 1994 kam hier ein Kletterer ums Leben. Er war auf einer schwierigeren Route auf der Nordwand unterwegs, als er und sein Partner von einem Gesteinsbrocken getroffen wurden, den Wanderer auf dem Gipfel versehentlich losgetreten hatten.
Die einfachere Variante: Der 3.586 Meter hohe Gipfel des Froze-to-Death ist vielleicht nicht ganz so beeindruckend wie der Granite (er ist nur der höchste Steinhaufen auf dem leicht hügeligen Froze-to-Death-Plateau), aber trotzdem eine zufriedenstellende Alternative, wenn man sich gegen die Besteigung des schwierigeren Gipfels entscheidet. Von hier bietet sich auch eine fantastische Sicht auf den Granite in all seiner Pracht.
Foto von Bild: Jed Conklin PhotographyIdeal für: Wanderer, die nicht klaustrophobisch sind und die Unterwelt erleben möchten
Wanderstrecke: 2 Kilometer Rundweg, plus Wanderung zur Höhle
Willkommen zu unserer Wanderung durch den „Tunnel der Liebe“. In den Lavafeldern dieser aktiven Vulkaninsel befinden sich Hunderte von aufregenden, beängstigenden und erstaunlichen Lavahöhlen, von denen Búri nicht nur eine der schaurig-schönsten, sondern auch eine der am spätesten entdeckten ist. Sie wurde erst im Jahr 2005 erforscht und galt schon bald als eine der bemerkenswertesten Lavahöhlen ganz Islands. Sie ist aber nicht jedermanns Geschmack. Um Búri zu erreichen, muss man zunächst eine kurze Wanderung über die Leitahraun-Lavafelder auf sich nehmen. Dabei handelt es sich um die Überreste der erstarrten Lavaströme, die sich einst aus dem Leiti-Vulkan stellenweise bis hin zum Meer ergossen. Vor 5.000 Jahren bildeten sich hier Lavatunnel, als Teile des Magmas schneller abkühlten als andere und zu Höhlenwänden erstarrten, während die restliche Lava durch sie hindurch floss und so die langen glatten Höhlen entstanden. Leitahraun gleicht mit seinen zahlreichen Tunneln einem Schweizer Käse. Zwei von ihnen sind der 1,3 Kilometer lange Raufarholshellir-Lavatunnel und die kathedralenähnliche Arnarker-Höhle.
Búri ist nach einem der ersten nordischen Götter aus dem Geschlecht der Asen benannt. Der Sage nach wurde er durch eine riesige Ur-Kuh geboren, nachdem diese das salzige Eis geleckt hatte, das bereits vor Entstehung der Erde bestand. Der erste Teil von Búri ist mit Eis bedeckt, was an das mythische Salzlecken der Kuh erinnert, und mit seltsamen Tropfstein-Skulpturen gefüllt, die im Licht der Helmlampen fantastisch schimmern. Nach dem Eis folgt ein langer, 9 Meter hohen und 9 Meter breiten Tunnel aus Lavagestein, der einem stillgelegten U-Bahn-Tunnel gleicht, bevor die Höhle in einer 17 Meter tiefen Lavagrube endet. Wenn man anschließend wieder ins Tageslicht tritt, fühlt man sich wie neu geboren.
Nervenkitzel: Man sollte diese Wanderung meiden, wenn man Angst im Dunkeln hat oder klaustrophobisch ist. Der Tunnel ist nicht wirklich gefährlich, aber jeder, der ihn betritt, sollte Erfahrung im Höhlenwandern, eine Lampe (und eine Ersatzleuchte) sowie einen Helm mitbringen. Am besten nimmt man an einer geführten Wanderung teil. Viele der Guides holen ihre Teilnehmer direkt von ihren Hotels in Reykjavik ab.
Die einfachere Variante: Die große, mit Formationen gefüllte Arnarker-Lavahöhle befindet sich im Leitahraun-Lavafeld und beherbergt gegen Ende des Winters einige natürliche Eisskulpturen. Sie ist über eine Leiter leicht zugänglich und lässt sich dadurch auch einfacher erkunden.
Foto von Bild: Michel DetayIdeal für: Wanderer, die einen Adrenalinrausch suchen und Wasserfälle mögen
Wanderstrecke:
17,4 Kilometer Rundweg
Man sollte sich nicht von dem makaberen Namen abschrecken lassen – auch wenn einem womöglich ein kalter Schauer über den Rücken läuft, wenn man sich klammernd und kriechend seinen Weg zu diesem isolierten Platz hoch oben in den kanadischen Rocky Mountains bahnt.
Dieser relativ kurze Wanderweg ist so abenteuerlich wie eine ganze Expedition und bietet eine Fahrt mit der Fähre, leichtes Klettern, unglaubliche Wasserfälle, gefährliche Passagen, einen Tunnel und einen unberührten Alpensee als Belohnung. Man passiert auch eine Art Niemandsland, oder doch vielmehr Jedermannsland: Der Waterton-Lakes-Nationalpark, der an der südlichen Grenze der kanadischen Provinz Alberta liegt, und der Glacier-Nationalpark, der sich an der nördlichen Grenze des US-Bundesstaats Montana befindet, ergeben zusammen den rund 4.500 km2 großen Waterton-Clacier International Peace Park, der 1932 von Repräsentanten beider Staaten gegründet wurde. Die beiden Regierungen verwalten die Ressourcen der Parks gemeinsam – schließlich interessiert sich die biotische Gemeinschaft sich nicht für politische Grenzen. Außerdem ist der Peace Park ein von der UNESCO anerkanntes Weltkulturerbe.
Eine schöne 15-minütige Bootsfahrt über den Waterton Lake bringt einen an den Ausgangspunkt des Wanderweges, was ihm einen einzigartigen und isolierten Touch verleiht. Über eine Entfernung von 7,2 Kilometern überwindet man 700 Höhenmeter. Das Highlight der Wanderung, das ein wirkliches Gefühl von Abgeschiedenheit aufkommen lässt, ist der 30 Meter lange, natürliche Tunnel, der auf allen Vieren passiert werden muss. Auf dem Weg muss man außerdem über einen schmalen Felsvorsprung balancieren (es wurden Kabelhandläufe angebracht, die man bei Bedarf benutzen kann) und eine Metallleiter à la Klettersteig hochkraxeln. Wenn man genug Zeit hat, sollte man die Schönheit der langen, eleganten Kaskaden genießen, die sich die Sedimentgesteinswände der Gipfel hinabstürzen. Der Wanderweg führt an gleich vier solcher Wasserfälle vorbei, von denen Crypt Falls der beeindruckendste ist. Vom Hängetal, in dem sich der See befindet, stürzt er mehr als 180 Meter senkrecht in die Tiefe.
Nervenkitzel: Für die meisten Wanderer stellt die Route trotz der gefährlichen Passagen keine große Herausforderung dar. Die schlimmsten Stellen sind mit einem Stahlkabelhaltegriff abgesichert. Man ist hier wirklich ausgeliefert. Daher sollte man die Route definitiv meiden, wenn man unter Schwindel leidet, und immer ein Auge auf das schnell wechselnde Wetter haben.
Die einfachere Variante: Wer sich eine steile Waterton-Wanderung ohne den Nervenkitzel des Crypts wünscht, versucht am besten den 10,5 Kilometer langen Rundweg zum beeindruckenden Bergkessel und türkisfarbenen Wasser des Wall Lake.
Foto von Bild: Loraine TaiIdeal für: Wanderer, die die Hitze eines aktiven Vulkans spüren wollen
Wanderstrecke: 5,1 Kilometer langer Rundweg
Der 2.552 Meter hohe Pacaya liegt gut 32 Kilometer von der Metropole Guatemala-Stadt entfernt und zeichnet sich bedrohlich über deren Skyline ab. Er ist ein dauerhaft launisch gestimmter Vulkan – und im Prinzip ein Vulkankomplex, eine Caldera mit zahlreichen Schloten im Inneren des Gipfelkrater-Umfangs. Der Pacaya ist seit mindestens 23.000 Jahren aktiv, dampft fortwährend und spuckt Lava in Form von Strombolianischen Ausbrüchen (siehe Stromboli), und gelegentlich kommt es auch zu Ausbrüchen größeren Ausmaßes. Die jüngsten dieser großen Explosionen sorgten dafür, dass sich im Jahr 2006 Lavaflüsse über die Seiten des Berges ergossen und 2010 die Hauptstadt in Asche gehüllt wurde. Anfang 2014 wurde Pacaya wieder mürrisch und spuckte Asche- und Gasfahnen sowie Lavabomben und Geröll aus, während neue Krater mit Lava zuflossen.
Bekommt man da nicht Lust, hinaufzuwandern, um dieses Biest aus nächster Nähe zu betrachten? Es ist gar nicht so gefährlich, wie man vielleicht denken könnte. Natürlich gibt es aber keine hundertprozentige Sicherheit für die Launen eines Vulkans. Viele Reiseveranstalter bieten Ausflüge hinauf zur und in die Caldera an, und manche von ihnen lassen einen sogar dort sein Zelt aufschlagen und übernachten. Mit etwas Glück kann man vom Zelt aus feurige Strombolianische Ausbrüche beobachten und Marshmallows über den Fumarolen oder heißer Lava rösten. Der Aufstieg ist zwar kurz und leicht, aber auch steil und in Höhenlage, sodass man eventuell etwas schwer atmet. Richtig atemberaubend ist es dann, wenn man am Ziel angelangt ist und zu seinen Füßen die Ströme aus geschmolzenem Magma sieht.
Nervenkitzel: Der Aufstieg ist nicht zwangsläufig beängstigend, aber man bewegt sich immerhin auf einem aktiven Vulkan. Sein letzter großer Ausbruch ereignete sich 2013, und im Januar 2014 kam es zu einem kleinen unvermittelten Ausbruch. Man sollte sich daher immer über die aktuellen vulkanischen Aktivitäten informieren (Updates sind hier verfügbar) und im Krater stets achtsam sein, insbesondere in der Nähe der Hotspots und Fumarolen. Im Gegenzug hat man die Möglichkeit, die Tätigkeit im Inneren eines aktiven Vulkans mit eigenen Augen zu sehen – ein ziemlich beeindruckendes Spektakel.
Die einfachere Variante: Man braucht sich nicht um die feurige Stimmung des Ma Nature zu sorgen, aber man wird die obligatorische Polizeieskorte (zum Schutz vor Raubüberfällen) hinauf auf den Cerro de la Cruz zu schätzen wissen – der Hügel, der das Kreuz trägt und die Stadt Antigua überblickt.
Foto von Bild: Raoul Manten, Getty ImagesIdeal für: Wanderer, die neben einem archäologischen Erlebnis auch noch etwas Action haben möchten
Wanderstrecke: 360 vertikale Höhenmeter
Die Wanderung zum Machu Picchu, der von den Inkas hoch oben in den peruanischen Anden erbauten und vor 500 Jahren verlassenen Ruinenstadt, wird in unzähligen Wander- und Reiseberichten thematisiert und angepriesen. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass dieses Reiseziel nur so vor Touristen strotzt, die in der Höhe nach Erleuchtung suchen. Aus gutem Grund: Die Stätte dieses UNESCO-Weltkulturerbes ist eine der bedeutendsten archäologischen Sehenswürdigkeiten der Erde und noch dazu bis heute heilig. Außerdem befindet sie sich an einem spektakulären Ort, der wie das Rückgrat der Welt erscheint. Der große chilenische Dichter Pablo Neruda schrieb Folgendes darüber: „Wiege des Blitzes und des Menschen, als zwei parallele Linien sich wiegten im Dornenwind.“ Wer würde also nicht dorthin wollen?
Trotz seiner erhabenen Lage ist der eigentliche Inka-Wanderweg zum Machu Picchu, je nachdem wie man ihn bestreitet, nicht sonderlich aufregend. Viele schließen sich einfach einer geführten Tour an, die von REI oder ortsansässigen Tourveranstaltern angeboten wird. Die breiten Massen wählen aber den Zug. Manch einen bringen die Höhenlage und der steile Aufstieg über Tausende von Steinstufen zum Schnaufen, aber es ist nicht besonders beängstigend. Der Huayna Picchu hingegen schon. Der 2.720 Meter hohe, ikonisch pyramidenförmige Gipfel ragt mehr als 300 Meter über den Inkaruinen von Machu Picchu in die Höhe und bedarf einer lückenhaften Klettertour mit frei schwebenden Felsvorsprüngen, Trittsteinen, die aus dem Felsen ragen und unter denen der tiefe Abgrund lauert, Seilen als Haltegriffe und rutschige Steintreppen. Belohnt wird man mit einer sagenhaften Aussicht auf die Ruinenstätte und die umliegenden Anden. Es wird davon ausgegangen, dass die Ruinen, die sich auf dem Gipfel befinden, zum Hohepriester von Machu Picchu gehörten, der von hier aus die Sonne begrüßte.
Nervenkitzel: Huayna Picchu, oder auch Wayna Picchu, ist steil, und wenn man an der falschen Stelle stürzt, kann das ernsthafte, wenn nicht sogar tödliche Folgen haben. Zum Glück dürfen ihn pro Tag nur 400 Menschen besteigen, was die Überfüllung zumindest etwas in Grenzen hält. Das bedeutet aber auch, dass es recht vielen Menschen gelingt, ihn erfolgreich zu besteigen. Er ist also nicht wirklich gefährlich, sondern bringt eher Spaß.
Die einfachere Variante: Den Huayna Picchu zu meiden und stattdessen eine andere der zahlreichen Routen zum Machu Picchu zu wählen, ist für die meisten Abenteuer genug. Man kann den weniger bekannten Ancascocha-Pfad ausprobieren (über den wir hier berichten).
Foto von Bild: Guillaume Flandre, National Geographic Your ShotIdeal für: Pilger und Wagemutige
Wanderstrecke: 12 Kilometer vom Tor bis zum Gipfel des South Peak
Der Weg zum Gipfel des chinesischen Bergs Huashan, der über wackelige Holzbretter entlang führt, die über dem Abgrund schweben, ist zu einer Videosensation geworden und taucht auf allen Listen der „verrücktesten Wanderwege“ auf. Diese Kategorie ist allerdings etwas irreführend. Der lebensgefährliche Ein-Tritt-daneben-und-du-stirbst-Wanderweg, der so aussieht, als wäre er von den kleinen Strolchen gebaut worden, ist nur ein kleiner Pfad von vielen, die den massiven Huashan hinaufführen. Letzterer ist der westlichste der fünf großen Berge Chinas (von denen jeder nach einer Himmelsrichtung und einem Zentralgipfel benannt ist). Allesamt sind sie alte kaiserliche Pilgerstätten, die für Taoisten heilig sind und noch immer spirituelle Reisende und Touristen zu den Tempeln locken, die sich auf ihnen befinden. Der Huashan hat keine einzelne Spitze, sondern setzt sich aus einem Komplex von fünf massiven Gipfeln zusammen. Der höchste davon ist der South Peak mit einer Höhe 2.160 Metern. Die Chang Kong Zhan Dao (oder Sky Plank Road) ist der kühnste Weg hinauf zum South Peak (der wiederum aus drei kleineren Gipfeln besteht). Es ist ein verrücktes Unterfangen mit Leitern, gut 30 Zentimeter breiten Holzbrettern, Seilen und in die Felswand gearbeiteten Stufen – über dem Abgrund schwebend, versteht sich. Man kann sich eine klettersteigtaugliche Ausrüstung leihen, um sich beim Passieren des Weges abzusichern.
Die Besteigung des Huashan lässt die Wanderer in die spirituelle Geschichte des Berges und Chinas eintauchen. Über Jahrtausende – bevor es die Seilbahnen und Touristenschwärme gab – sollte der Weg zum Huashan hinauf schwer und ein Test für die Pilger sein, die ihren Weg (bzw. das Tao) suchten. Jeder der Granitgipfel kann über unterschiedlicher Wanderpfade (zwei von ihnen auch per Seilbahn) oder über einen neuen Rundweg auf dem Gipfel erklommen werden. Man kann die anderen Bergkuppen zwar auch erklimmen, ohne den Chang Kong Zahn Dao zu passieren, aber das bedeutet nicht, dass die alternativen Wege angenehmer sind. Auf den Wanderpfaden gilt es wahnsinnig steile Treppen zu erklimmen (von denen manche mit Ketten versperrt sind) und sich an Kettengeländern entlang zu hangeln, an denen Hunderte von Schlössern angebracht sind. Diese wurden von Paaren und Familien als Symbol für ihre Liebe oder als Glücksbringer angebracht.
Nervenkitzel: Der Chang Kong Zhan Dao ist selbst mit Sicherheitsausrüstung wirklich gefährlich. Der restliche Berg wird von Tausenden Touristen (der Rekord liegt bei 47.000 Besuchern an einem einzigen Tag im Jahr 2013) erklommen, die alle unterschiedlich fit sind. Somit sollte es einem auch gelingen, die Spitze zu erreichen, selbst wenn man nicht den gruseligen Weg wählen möchte. Seit 2014 hat die chinesische Regierung auch einen neuen Weg direkt auf dem Gipfel eröffnet, über den Besuchern leichter auf alle fünf Kuppen gelangen. Außerdem wurde kürzlich eine 7,5 Millionen Euro teure Kommandozentrale eingerichtet, die die Wege per Videokameras überwacht und so die Überfüllung eindämmt.
Die einfachere Variante: Viele Besucher wandern im Dunkeln auf den East Peak, um sich dann den Sonnenaufgang anzusehen. Auch er ist nicht leicht zu erklimmen, aber doch nicht annähernd so verrückt wie der Chang Kong Zhan Dao. Der einfachste Weg hinauf auf den North Peak führt selbstverständlich über die Seilbahn (Yuntai Feng oder Cloud Terrace Peak) oder seit 2013 auch zum West Peak (Lian Hua Feng oder Lotus Peak), von wo aus man über Wanderwege zu den anderen Gipfeln gelangt.
Foto von Bild: Vivian LeeIdeal für: Nervenkitzel und eine tolle Aussicht unweit des Stadtzentrums
Wanderstrecke: 4 Kilometer Rundweg
Kapstadt ist wohl eine der schönsten Städte auf dieser Erde – sie liegt am Fuße des Tafelbergs, ist mit einem mediterranen Klima gesegnet, bietet Surfbedingungen der Weltklasse und befindet sich am südlichen Zipfel Afrikas. Diesen Fleck der Erde genießt man am besten, indem man von den Straßen Kapstadts hoch auf den Lion's Head wandert, eine markante Sandsteinklippe, die inmitten der Stadt herausragt. Der neben dem riesigen und größeren Tafelberg thronende Lion's Head war einst mit diesem verbunden. Durch Erosion erhebt sich der 669-Meter-Block nun allein als markanter Wächter über der Stadt.
Der Wanderweg, der auf den Lion's Head führt, ist nur leicht mühsam (er führt 610 vertikale Höhenmeter über eine Strecke von gut 1,6 Kilometer hinauf), ansonsten aber hauptsächlich malerisch und zum Genießen – bis kurz vorm Gipfel. Auf dem letzten Abschnitt erwarten einen eine Reihe von Ketten, Metallsprossen und Leitern, die den vertikalen Felsen mit seiner markanten, kahlen Kuppe hinaufführen. Er ist nicht sonderlich schwierig, aber es empfiehlt sich auch nicht zu fallen. Abgesehen vom Adrenalinrausch sollte man etwas Zeit einplanen, um den Ort auch zu genießen. Die üppige Vegetation trägt hier den Namen Fynbos, die Afrikaans-Bezeichnung für die einheimische Flora – Büsche und Wildblumen, die man nur hier antrifft. Aus einigen dieser Pflanzen wird der Rooibos-Tee gewonnen. An den schönsten Tagen weht einem nach dem anstrengenden Aufstieg eine sanfte Meeresbrise um die Nase. Es ist eine lokale Tradition, den Lion's Head bei Vollmond zu besteigen – also mit gesteigertem Nervenkitzel. Oben angekommen, spiegelt sich auf der einen Seite das blasse Licht auf den Wellen des Atlantischen Ozeans wider, und auf der anderen Seite sieht man die Table Bay mit den Lichtern Kapstadts.
Nervenkitzel: Zahlreiche Menschen passieren täglich diesen Wanderweg, was aber nicht bedeutet, dass er ungefährlich ist. Man sollte den Weg hinauf zum Lion's Head über die Sprossen und Ketten nur dann wählen, wenn man auf sein Geschick vertrauen und kein Problem mit etwas Risiko hat – schließlich kann man sich nur an dem Metall festhalten. Tatsächlich sind hier schon Wanderer ums Leben gekommen. Die Ketten sind im Jahr 2012 erneuert worden, wodurch der Aufstieg über diese Route zwar sicherer geworden ist, aber ein Restrisiko bleibt.
Die einfachere Variante: Es gibt auch einen einfacheren Weg auf den Lion's Head, der die Ketten umgeht. Dieser ist zwar nicht ganz so aufregend, dafür aber viel sicherer (besonders, wenn man an einer Mondscheinwanderung teilnimmt).
Foto von Bild: Heiko Meyer, LAIF/REDUXIdeal für: Eine Canopy-Tour, bei der man aus der Höhe einen der artenreichsten Regenwälder der Erde beobachten kann
Wanderstrecke: 350 Meter
Der Kakum-Nationalpark wurde einst von Einheimischen eingerichtet, um die unberührte Schönheit dieses dichten, artenreichen Regenwaldes zu bewahren. Seit seiner Errichtung im Jahr 1992 lockt der Nationalpark immer mehr ausländische Touristen an. Diese kommen hierher, um einen kleinen Teil der seltenen Flora und Fauna zu erleben. Afrikanische Waldelefanten trampeln hier durch das Unterholz. Zibetkatzen und Leoparden machen sich in der Nacht auf die Jagd. Bongos und kleine Ducker tummeln sich zwischen den Bäumen. In den Baumwipfeln von Kakum sind Stummelaffen und die vom Aussterben bedrohten Roloway-Meerkatzen heimisch. Außerdem flattern 200 verschiedene Vogelarten und 550 Schmetterlingsarten hier um die hohen Äste. Wie man dieses Paradies am besten erkundet? Bei einer Wanderung hoch oben im Himmel.
Der Canopy-Weg wurde 1995 und ist die einzige hängende Brücke dieser Art in Afrika. Er verbindet sieben riesige Bäume über eine Reihe von frei schwebenden Netzen und Fußwegen, die gut 30 Meter über dem Waldboden baumeln, miteinander. Der wackelige Weg ist gerade einmal breit genug, dass eine Person mit beiden Füßen darauf gehen kann. Wenn man auf halbem Weg leicht von links nach rechts schaukelt, fühlt man sich in dem hohen Canopy inmitten der Äste und mit den Raubtieren tief unten am Boden irgendwie schon heimisch. Es gibt natürlich keine Garantie dafür, dass man auf dem Weg Tiere sieht, aber wenn man etwas Glück hat und sich leise verhält, ist es durchaus möglich. Wer sichergehen möchte, ein einheimisches Tier ganz aus der Nähe zu Gesicht zu bekommen, kann das Monkey Forest Resort, eine nicht weit entfernte privat geführte Auffangstation, besuchen. Zum Schutz des Regenwalds müssen die Canopy-Wanderer stets von einem Parkführer begleitet werden, was gleichzeitig den Vorteil bietet, dass diese einem viel über die einheimische Flora und Fauna sowie deren Erhalt berichten können.
Nervenkitzel: Wenn man nicht an Höhenangst leidet, ist dies eine witzige Möglichkeit, in den Regenwald einzutauchen.
Die einfachere Variante: Nicht jeder hängt gerne hoch oben über dem Boden des Regenwaldes. Man kann stattdessen auch an einer Wanderung auf festem Boden teilnehmen, die beim Besucherzentrum startet. Wie auch bei der Canopy-Tour muss man in Begleitung eines Tourguides sein.
Foto von Bild: Matt Griggs, AlamyIdeal für: Die kürzeste Route hinauf auf den höchsten Gipfel Malaysias
Wanderstrecke: 365 Meter vertikale Steigung
Der 4.095 Meter hohe Mount Kinabalu (oder Low's Peak) erhebt sich über dem umliegenden Regenwald Borneos und ist nicht nur der höchste Gipfel Malaysias, sondern belegt auf der Liste der weltweit prominentesten Berge den 20. Platz. Er schießt direkt vom Meeresspiegel empor und gleicht in seiner Prominenz damit noch höheren Gipfeln, wie etwa dem Mount Rainier und dem K2. Diese Graniterhebung sorgt für Abwechslung und eine alpine Umgebung ganz nah am Äquator. Auf den alpinen Wiesen des Bergmassivs ist die weltweit höchste Konzentration an endemischer Flora zuhause, darunter die höchste Dichte an wilden Orchideen.
Egal welchen Weg man nach oben wählt, der Aufstieg auf diesen monströsen Berg ist immer strapaziös. Am meisten Spaß macht jedoch der Klettersteig, der von dem Park als der höchste weltweit verkauft wird. Diese Route gleicht einer Achterbahnfahrt. Sie führt Felswände hinauf, überquert schwankende Hängebrücken und verlangt starke Nerven, wenn man einen Handgriff nach dem anderen setzt, sich an den Metallsprossen am Felsen ohne Seil und doppelten Boden festhält.
Nervenkitzel: Auch wenn einem unterwegs immer wieder der Atem stockt, ist dieser Klettersteig nicht sonderlich schwierig oder grundsätzlich gefährlich. Gemäß der französischen Schwierigkeitsskala ist er als AD eingestuft, was für Assez Difficile, also relativ schwer steht, und laut Fletcher/Smith System entspricht er einer 3. Geführt wird die Wanderung von Mountain Torq, dem Unternehmen, das Touren über den Klettersteig anbietet. Teilnehmer müssen mindestens 17 Jahre alt sein. Der Höhenunterschied zum Meeresspiegel kann anstrengend sein. Die meisten Wanderer benötigen zwei Tage, um den Gipfel zu erreichen.
Die einfachere Variante: Um den Gipfel zu erklimmen, muss man nicht zwangsläufig den Klettersteig wählen. Sowohl der Timpohon (8 Kilometer Rundweg) als auch der Mesilau (12,2 Kilometer Rundweg) führen zur Laban-Rata-Lodge auf einer Höhe von 3.272 Metern. Von hier aus können die Furchtlosen den normalen Summit Trail bestreiten, einen schwierigen, 5,8 Kilometer langen Rundweg mit einer vertikalen Steigung von 800 Metern, auf dem es steile Felsvorsprünge und Treppen zu überwinden gilt. Es gibt aber auch eine leichtere Variante dieses Klettersteigs. Sie trägt den Namen Walk the Torq und ist gemäß der französischen Bewertungsskala als PD, Peu Difficile bzw. „nur etwas schwer“ eingestuft. Für alle Wanderungen und Aufstiege über einen Klettersteig wird ein Guide benötigt.
Foto von Bild: Christian Kober, CorbisIdeal für: Diejenigen, die den Himalaya im Winter besteigen wollen
Wanderstrecke: 73 Kilometer Rundweg
Wenn der Winter in der abgelegenen indischen Region Ladakh, dem „Land der hohen Pässe“ Einzug hält, bleibt nur noch eine Wanderroute übrig, um von den hohen, einsamen Dörfern des Zanskar-Tals in die Hauptstadt Leh zu gelangen: Man muss eine tiefe, dunkle Schlucht auf dem gefrorenen Wasser des Flusses Zanskar durchqueren.
Das ist auch die Quintessenz dieser extremen Wanderung („chadar“ bedeutet im einheimischen Dialekt „die gefrorene weiße Decke“). Tourunternehmen bieten Wanderungen zwischen neun Tagen und drei Wochen an, die den Fluss hinauf zum tief im Tal gelegenen buddhistischen Kloster von Karsha und zurück führen. An den meisten Stellen ist der Chadar stabil. Doch gefrorene Flüsse sind unberechenbar: An anderen Stellen bricht er auf und bringt sein kaltes, schnelles Wasser zutage, was anstrengende Umwege durch Schnee und über glitschige Felsen erforderlich macht. Die durchschnittliche Temperatur liegt unter dem Gefrierpunkt und kann nachts auf bis zu minus 35 °C fallen. Auf dem Weg übernachten die Wanderer in Höhlen, wie es die Träger, die Tauschwaren und Proviant beförderten (beispielsweise Butter, die an einem kühlen Ort gelagert werden musste), seit Jahrhunderten tun. Es ist eine anstrengende Wanderung, und es führt kein Weg um die Schlucht herum, da alle Pfade und Straßen unter den Schneemassen des Winters verschüttet liegen.
Abgesehen von der realen Gefahr und der klirrenden Kälte – der Wanderpfad beginnt in einem Dorf namens Chilling, was eisig bedeutet – hält diese Wanderung zum Oberlauf des mächtigen Indus aber auch einige beeindruckende Belohnungen bereit. Neben der ständig wechselnden Schönheit des Chadar gehört dazu auch die am ganzen Körper spürbare Stille dieser tiefen Himalaya-Schluchten im Winter. Und die vereisten Wasserfälle. Beeindruckend sind auch Dörfer von Zanskar, die dem harten Winter trotzen. Mit etwas Glück kann man ein Stück mit den Einheimischen zu gehen, die diese Wanderung seit Generationen meistern (und einen in ihrer traditionellen Kleidung überholen, während man sich selbst in der neusten Funktionskleidung abmüht). All dies macht es wert, sich durch das Eis zu kämpfen und das Risiko auf sich zu nehmen.
Nervenkitzel: Der Chadar Trek ist eine Winterexpedition im Himalaya. Das Flusseis kann sich bewegen, einbrechen und andere Risiken bergen, aber die größte Gefahr stellt die Kälte dar. Gleichzeitig treibt es im Winter nur wenige Wanderer die höchsten Berge der Welt hinauf, und es hat etwas Elementares, sich tagelang seinen Weg über einen gefrorenen und sich ständig ändernden Fluss zu bahnen, ohne einen anderen Ausweg zu haben.
Die einfachere Variante: Man muss aber nicht im Winter durch die Ladakh-Region und das Zanskar-Tal marschieren. Eine dreiwöchige Wanderung in den wärmeren Jahreszeiten, die ausgehend vom Lamayuru-Kloster über zehn Bergpässe und offenes Hochland führt und in der Ortschaft Darcha endet, hält zwar auch einige Herausforderungen bereit, aber nicht eisige Gefahr von Chadar.
Foto von Bild: Thomas Böhm, Age Fotostock/Alamy