Flüchtlinge: Die neuen Europäer
Veröffentlicht am 10. März 2022, 07:30 MEZ

„Uns geht es gut hier, wir wurden freundlich aufgenommen“, sagt Abed Mohammed Al Khader, 88, Patriarch einer 16-köpfigen Familie aus Syrien, „aber wir wollen zurück in die Heimat.“ Die Al Khaders kamen im Februar in Berlin an, wo sie mit 1500 anderen Flüchtlingen in einer großen Sporthalle untergebracht wurden.
Foto von Robin Hammond„Manche Menschen hier mögen uns und manche nicht. Sie wollen keine Araber “, sagt Obadah (l.). Der Elfjährige, sein Bruder Amer, 10, und seine Schwester Bailasan, 8, leben mit ihrer Mutter in Berlin und gehen zur Schule. Aber sie vermissen ihren Vater, der noch in Syrien ist.
Foto von Robin Hammond"So habe ich meine Tochter auf unserem Weg getragen“, sagt Mohammad Jumma, Hausmeister aus Damaskus. Während dieses Foto mit Farah, 10, in Berlin aufgenommen wurde, saßen Jummas Frau und Sohn in Griechenland fest. Der Syrer wünscht sich ein normales Leben. „Und dass dieser Albtraum endet.“
Foto von Robin Hammond„Die Menschen hier leben in wahrer Freiheit, und ich sehe das und freue mich für sie“, sagt Akram Koujer, 53, über Deutschland. Koujer ist Kurde. Sein Sohn war ein Soldat, der nicht töten wollte, seine Familie wurde bedroht. Er musste sein Haus und seinen Arbeitsplatz in einer Textilfabrik zurücklassen.
Foto von Robin Hammond„Die russischen Luftstreitkräfte schlagen am Mittag zu, die USA und ihre Verbündeten in der Nacht“, sagt Yasser, 36, über das Leben im Bürgerkriegsland Syrien. Seine Familie ist in Berlin in Sicherheit. Trotzdem wendet sie sich von der Kamera ab, denn ein Verwandter in Raqqa hat sich dem „IS“ angeschlossen.
Foto von Robin Hammond„Ich fühle mich als Türkin und Deutsche und Mensch und Lesbe. Ich habe viele Kulturen in mir“, sagt İpek İpekçioğlu. Die junge Frau ist in Berlin aufgewachsen und arbeitet dort als DJane. Deutschland, sagt sie, habe noch immer Probleme, die Kinder und Enkelkinder türkischer Gastarbeiter zu akzeptieren.
Foto von Robin Hammond„Ich bin Türke, und ich lebe wie ein Türke. Meine Heimat ist die Türkei. Für mich ist Deutschland nur der Ort, an dem ich wohne. Wenn es nach mir ginge, würde ich morgen zurückkehren“, sagt Ali Riza Durmus, 72. Er lebt seit 1970 in Berlin-Kreuzberg, wo er einen kleinen Lebensmittelladen hat.
Foto von Robin HammondAm Kottbusser Tor in Berlin begegnen sich ganz verschiedene Kulturen. Seit den 1960er-Jahren ist der Stadtteil Kreuzberg ein Zufluchtsort für türkische Einwanderer. Lange Zeit hat Deutschland wenig getan, um ausländische Neuankömmlinge willkommen zu heißen. Seit 2005 sind Integrationskurse Pflicht.
Foto von Robin HammondIm vergangenen Winter wurden etwa 2000 Flüchtlinge in einem Hangar auf dem alten Flughafengelände Tempelhofer Feld untergebracht – darunter auch Zainab, 55, eine syrische Kurdin, und ihr Sohn. Viele Flüchtlinge haben viele Monate in solchen Unterkünften auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge gewartet.
Foto von Robin HammondAm Vorabend ihrer Hochzeit mit Serkan Çavan in Berlin feiert Gözde Sakallı eine traditionelle türkische „Henna-Nacht“, in der die Brautjungfern tanzen, melancholische Lieder singen und Gözdes zukünftige Schwiegermutter ihre Handfläche mit Henna bemalt, um den Verlust ihrer Jungfräulichkeit anzudeuten
Foto von Robin HammondRobert Kunzig ist Redakteur bei NATIONAL GEOGRAPHIC in Washington. Seine Urgroßeltern wanderten im 19. Jahrhundert von Hessen in die USA aus. Als Kind wohnte Kunzig in Berlin, sein Abitur machte er in Brüssel.
Foto von Rebecca Hale, Ng Staff