Saudi-Arabien: Aufruhr unter dem Schleier
Veröffentlicht am 10. März 2022, 07:30 MEZ

Aljazi Alrakan (stehend), Zahnärztin und Lifestyle-Bloggerin, trifft sich mit Freundinnen in einem angesagten Restaurant in Riad. Medizinische und pädagogische Berufe stehen saudischen Frauen schon lange offen. Heute belegen sie an den Universitäten aber auch andere Studiengänge. „Ich sehe Mädchen Anfang 20“, sagt Alrakan, „und denke mir: Die bewegen sich viel selbstbewusster.“
Foto von Lynsey AddarioIn einer männerfreien Zone wie dieser Modenschau in Riad können sich wohlhabende saudische Damen von verschiedenen Modestilen inspirieren lassen. Wie überall auf der Welt begeistern sich auch Frauen in Saudi-Arabien für Kleider, Schuhe und Handtaschen – selbst wenn vielleicht nur der Mann und Freundinnen das neue Partykleid oder ein aufwendiges Make-up zu sehen bekommen.
Foto von Lynsey AddarioAuch Lokale wie dieses Café in Riad müssen die strengen saudischen Gesetze einhalten: Beim Anstehen, am Tresen und beim Essen gibt es separate Bereiche für nicht verwandte Männer und Frauen. Wie in keinem anderen islamischen Land bestehen die Behörden in Saudi-Arabien auf Geschlechtertrennung. So soll die gesellschaftliche Ordnung und die Achtung vor Gott gewahrt werden.
Foto von Lynsey AddarioAn Winterwochenenden ist die saudische Tradition der Wüstenpicknicks nach wie vor beliebt. Während die Männer mit Dünenbuggys durch den Sand brausen und die Kinder herumtollen, haben diese drei Schwestern unweit von Riad Zeit zum Entspannen – und für ihre Smartphones. Im Sommer sind die klimatisierten Einkaufszentren in der Stadt das populärste Ausflugsziel für Frauen und Familien.
Foto von Lynsey AddarioLange Zeit war Sport für Frauen in Saudi-Arabien ein Tabu. Inzwischen trainieren viele Städterinnen in Clubs und Heimstudios, in denen keine Männer sind. Halah Alhamrani, 39, lebt in Dschidda und unterrichtet zu Hause Kickboxen. Trotz Ressentiments entscheiden sich immer mehr Frauen für den Beruf der Fitnesstrainerin. „Nicht nur Männer, auch viele bornierte Frauen halten das, was wir tun, für unehrenhaft“, sagt eine Trainerin aus Dschidda.
Foto von Lynsey AddarioNeuerdings dürfen auch Frauen in bestimmten Bereichen als Verkäuferinnen arbeiten. In einem Einkaufszentrum in Riad weist dieses Schild („Nur für Familien“) einen männlichen Kunden darauf hin, dass er in diesem Geschäft nicht bedient wird. In weiten Teilen Saudi-Arabiens ist Männern ohne Begleitung von Ehefrauen oder Kindern enger Kontakt mit weiblichem Verkaufspersonal verboten. Frauen dürfen zum Beispiel keine Hautpflegeprodukte für Männer verkaufen.
Foto von Lynsey AddarioFrau am Steuer! Die Autodesigner scheinen sich in Saudi-Arabien schon auf eine Zeit ohne das Fahrverbot vorzubereiten, das international so viele Schlagzeilen gemacht hat. Diese Frauen jedenfalls posieren auf einer Luxusgütermesse in Riad bereits in einem schnittigen Wagen. Sie sind überzeugt, dass sie bald auch auf der Straße ans Lenkrad dürfen.
Foto von Lynsey AddarioDie zwölfjährige Lama Mohammed Bolgari darf noch ohne Abaja und Kopftuch an der Uferpromenade von Dschidda spielen. Bleiben sie ihr auch als Erwachsene erspart? Ihre Generation wächst in einem Klima heran, das von heftigen Debatten über das richtige Verhalten von saudischen Männern und Frauen geprägt ist. „Wir müssen Veränderungen schrittweise umsetzen und unsere Identität bewahren“, sagt die königliche Beraterin Hanan Al-Ahmadi.
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