Monumente des Glaubens: 23 heilige Stätten Europas
Von mystischen Steinkreisen bis hin zu den Burgen der Katharer: Spirituelle Orte und jahrhundertealte Pilgerstätten finden sich überall in Europa.

Skellig Michael
Zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert kehrten asketische Mönche ihren ursprünglichen Klöstern den Rücken, um auf dieser kargen Insel im Atlantischen Ozean ein neues Kloster zu errichten, dass ihnen eine engere Verbindung zu Gott bringen sollte. Skellig Michael – was so viel heißt wie Michaels Felsen – liegt etwa 12 Kilometer vor der Küste der irischen Grafschaft Kerry. Ganz in der Nähe befindet sich die Schwesterninsel Little Skellig. Obwohl die Mönche im 13. Jahrhundert wieder auf das Festland zurückkehrten, blieben die beiden Inseln über Jahrhunderte oft besuchte Pilgerstätten. Neben ihrer historischen und spirituellen Bedeutung erfüllen sie außerdem einen wichtigen Zweck für die Natur, indem sie Seevögeln einen Platz zum Brüten bieten.Callanish
Die Ruinen der Kultstätte aus der Megalithkultur, die vermutlich während der Jungsteinzeit um 3000 v. Chr. errichtet wurde, befinden sich auf der Isle of Lewis auf den Äußeren Hebriden vor der Küste Schottlands. Insgesamt zwölf der zwanzig vermuteten Steinsetzungen der Anlage wurden bis zum Jahr 2021 entdeckt und ausgegraben. Die zentrale Formation der Caldragh Idols ist vollständig erhalten: Der symmetrische, eiförmige Kreis, besteht aus dreizehn hochaufragenden Steinen – sogenannten Menhiren – die einen sieben Tonnen schweren Monolithen umstellen. Sie dienten vermutlich der Berechnung der Mondbahn, wurde aber, wie der Rest der Anlage, während der Bronzezeit aufgegeben.
Metéora
Lediglich die autonome Mönchsrepublik des Berg Athos hat für die orthodoxen Christen dieser Welt eine noch größere Bedeutung als die Metéora-Klöster, die Mönche im 11. Jahrhundert in den schwer zugänglichen Sandsteinfelsen in der Mitte Griechenlands errichteten. Von den 24 Klöstern und Eremitagen des UNESCO-Weltkulturerbes sind heute nur noch sechs bewohnt.
Le Mont-Saint-Michel
Die Felseninsel im Wattenmeer der französischen Normandie ist Standort der Abtei Mont-Saint-Michel, in der bis in die Sechzigerjahre benediktinische Mönche lebten. Der dramatische Anblick und die verschlungenen Gassen des mittelalterlichen Orts machen das UNESCO-Weltkulturerbe zu einer der am häufigsten besuchten Attraktionen Frankreichs. Um dem Ansturm von Touristen und Pilgern Herr zu werden, haben die örtlichen Behörden einige Umbauten vorgenommen und ein Shuttlesystem eingeführt, dass 2022 seinen Betrieb aufnehmen soll.
Baikalsee
Einer lokalen Legende nach sollen die Felsen der Insel Olchon am Westufer des sibirischen Sees von einer Gottheit bewohnt sein. Sie sind die heiligste Stätte der Burjaten, einer mongolischen Ethnie, die an den Schamanismus und Buddhismus glaubt. Der Baikalsee ist der größte und tiefste Süßwassersee der Welt und UNESCO-Weltkulturerbe.
Sacra di San Michele
Die Abtei, deren deutscher Name „Sankt Michael bei der Klus“ lautet, wurde im 10. Jahrhundert auf dem Gipfel des Monte Pichiriano errichtet und ist dem Erzengel Michael gewidmet. Dank ihrer Höhenlage von über 900 Metern bietet sie eine atemberaubende Aussicht über Turin und das Susatal in der norditalienischen Region Piemont. Die Hauptkirche des Klosters stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist letzte Ruhestätte der Mitglieder des Hauses der Savoyen, eines der ältesten Adelsgeschlechter der Welt.
Ales stenar
Die Ursprünge des megalithischen Schiffssetzung in der schwedischen Gemeinde Ystad sind bis heute nicht geklärt. Sie besteht aus 59 bis zu 1,8 Tonnen schweren Steinen, die vor etwa 1.400 Jahren in der frühen Eisenzeit an einer Abbruchkante der Ostseeküste so platziert wurden, dass sie den Umriss eines Schiffs nachbilden.Château de Peyrepertuse
Die heutige Ruine der imposanten Felsenburg mit einer Gesamtfläche von 7.000 Quadratmetern überblickt aus einer Höhe von 800 Metern das Tal des Flusses Verdouble in der französischen Region Okzitanien. Nach der Erbauung der Festungsanlage im 12. Jahrhundert kontrollierten die Katharer von hier die Bergpässe der Umgebung und sendeten Nachrichten an das weiter im Süden gelegene Château de Quéribus.Avebury
Stonehenge mag Englands berühmtester prähistorischer Steinkreis sein, der von Avebury in der Grafschaft Wiltshire ist dafür der größte der Welt. 180 Sandsteine aus der Region bilden einen großen äußeren und einen kleineren inneren Ring, der teilweise das heutige gleichnamige Dorf umschließt. Die Gesamtfläche der Formation, die gemeinsam mit Stonehenge und anderen ähnlichen Stätten zu einem UNESCO-Weltkulturerbe zusammengefasst wurde, beträgt etwa 15 Hektar.
Das Ganggrab von Gavrinis
Auf der kleinen, unbewohnten Insel Gavrinis im Golf von Morbihan befindet sich eine der beeindruckendsten jungsteinzeitlichen Anlagen der Bretagne: ein stufenförmiger angelegter künstlicher Hügel – ein sogenannter Cairn – der ein Ganggrab beherbergt, dessen Wände auf einer Fläche von ungefähr 60 Quadratmetern mit zahlreichen Ornamenten verziert sind. Ihre Bedeutung ist bis heute unbekannt.
Die Steinreihen von Carnac
Ebenfalls in der Bretagne befindet sich eine weitere neolithische Stätte Frankreichs: 3.000 Menhire sind hier in Reihen aufgestellt und bilden die weltweit größte Struktur dieser Art der Megalithkultur. Die Steine bestehen größtenteils aus Granitfelsen von der nahen Atlantikküste. Teil der historischen Anlage sind auch mehrere Dolmen – Gräber aus Steinblöcken –, die am Ortsrand der Gemeinde Carnac gefunden wurden.
Skite Agia Anna
Ihre Gründung im 16. Jahrhundert macht die Skite – eine klosterähnliche Mönchssiedlung – zu der ältesten der autonomen Mönchsrepublik Berg Athos auf der Halbinsel Chalkidikí in der Region Zentralmakedonien. Sie ist mit einem Umfang von 50 Mönchszellen und -hütten, in denen etwa 85 Mönche Platz haben, außerdem die größte. Nur männliche Pilger dürfen den Ort besuchen – die einzige Frau, die zu Berg Athos Zutritt hat, ist die oberste Heilige der orthodoxen Kirche: die Gottesmutter Maria.
Kloster Devenish
Bei den Ruinen des im 6. Jahrhundert erbauten Klosters Devenish handelt es sich um die Überreste einer frühkirchlichen Inseleinfriedung in der nordirischen Grafschaft Fermanagh. Entlang des Lough Erne, zweier Seen im Flussgebiet des Erne, finden sich mehrere Strukturen dieser Art, doch Devenish ist die bekannteste. Das Kloster überstand einen Wikingerüberfall im Jahr 837 und ein Feuer im Jahr 1157, bevor es im Mittelalter als Augustiner-Stift wieder aufgebaut wurde und seine Hochzeit erlebte.
Château de Quéribus
Wie das Château de Peyrepertuse war auch das Château de Quéribus im 12. Jahrhundert eine Feste der Katharer. Sie liegt im Süden Frankreichs, nordwestlich der Stadt Perpignan auf 728 Metern Höhe im Bergland Corbières. Die extreme Lage machte die Burg so gut wie uneinnehmbar und bot vielen Katharern – Anhängern einer radikalen Strömung des mittelalterlichen Christentums – während des Albigenserkreuzzugs im 13. Jahrhundert Unterschlupf. Sie war der letzte Rückzugsort der Glaubensgemeinschaft, der nach langer Belagerung durch die Kreuzritter fiel.Stonehenge
In Hinblick auf seine Architektur ist der Steinkreis von Stonehenge im Südwesten Englands der anspruchsvollste prähistorischen Steinkreis der Welt. Der größte Stein der präzise ausgerichteten, konzentrischen Struktur wiegt mehr als 40 Tonnen. Noch ist nicht abschließend geklärt, wie die Blausteine, die in der Formation verbaut wurden und sonst nicht in der Region zu finden sind, von ihrem Ursprungsort in Wales an ihren jetzigen Standort gelangt sind. Manche Wissenschaftler nehmen an, dass sie im Pleistozän von einem Gletscher hierhergebracht wurden, andere glauben, dass der knapp 240 Kilometer lange Transportweg mit Menschenkraft zurückgelegt wurde.
St. Michael’s Mount
Wie sein französisches Gegenstück Le Mont-Saint-Michel befindet sich auch diese Anlage auf einer Gezeiteninsel, liegt allerdings nicht in Frankreich, sondern an der Südwestspitze Englands in Cornwall. Die Insel wurde im 11. Jahrhundert dem Benediktiner-Orden des Mont-Saint-Michels überlassen, die ersten Gebäude entstanden im 12. Jahrhundert.
Mên-an-Tol
Der Name dieser aus vier Steinen bestehenden bronzezeitlichen Formation im englischen Cornwall bedeutet zu Deutsch „Stein mit Loch“. Der auffälligste Stein des Monuments hat die Form eines aufrechtstehenden Rings mit einem Durchmesser von über einem Meter, dessen Öffnung einen Durchmesser von einem halben Meter hat. Der Legende nach wurde eine Frau, die bei Vollmond siebenmal rückwärts durch das Loch stieg, bald darauf schwanger. Dies ist jedoch genauso wenig bewiesen wie die Vermutung, dass die Stätte zum Zweck der Beobachtung von Himmelsbewegungen genutzt wurde.
Burg Puilaurens
Die kürzlich renovierte Ruine der Kammburg liegt auf fast 650 Metern Höhe auf dem südfranzösischen Mont Ardu. Die Anlage, die im 10. Jahrhundert erbaut wurde, ist eine der am besten erhaltenen Katharerburgen der Welt. Mitte des 13. Jahrhundert gelangte sie in den Besitz der französischen Krone, die dadurch ihr Herrschaftsgebiet nach Süden in das Königreich Aragon erweiterte. Seine strategische Bedeutung als Grenzfestung verlor die Burg mit dem Pyrenäenfrieden Mitte des 17. Jahrhunderts. Der Legende nach erscheint in trüben Nächten eine „Weiße Dame“ auf der Festungsmauer, und lässt ihren Nebelschleier über die Burg wallen.
Berg Athos
Schon seit dem 10. Jahrhundert hat der Berg Athos mit seinen 20 Klöstern, in denen heute um die 2.000 Mönche ihr Leben dem Gebet widmen, eine große Bedeutung für orthodoxe Christen. In den Stätten der autonomen Mönchsrepublik werden seltene historische Schriften, heilige Relikte, Fresken und Mosaike verwahrt.
Pentre Ifan
Bei dem bekanntesten megalithischen Monument von Wales handelt es sich um eine beeindruckende Grabkammer, deren gigantischer fünf Meter langer und 16 Tonnen schwerer Deckstein von drei aufrechtstehenden Tragsteinen in der Luft gehalten wird. Die Steine der Stätte, die ungefähr im Jahr 3500 v. Chr. entstand, stammen wie die Steine des 240 Kilometer entfernt liegenden Stonehenges, aus den nahegelegenen Preseli Hills.
Die Dolmen von Alcántara
In der Gemeinde Alcántara in der spanischen Extremadura, nur wenige Kilometer von der portugiesischen Grenze entfernt, befindet sich die größte Sammlung prähistorischer Dolmen auf der Iberischen Halbinsel. Die megalithische Grabdenkmalanlage besteht aus vierzig Grabkammern, die erst in den Sechziger- und Siebzigerjahren entdeckt wurden.
Lanyon Quoit
Als Quoit bezeichnet man ein Portalgrab aus der Jungsteinzeit, das aus mehreren Megalithen besteht, die eine einzige große Deckplatte tragen. Der Lanyon Quoit in Cornwall, der auch „The Giant’s Table” genannt wird, ist etwa 5500 Jahre alt und besteht aus drei zwei Meter hohen Pfeilern, dessen Deckplatte um die dreizehn Tonnen wiegt. Ein ursprünglich vierter Pfeiler stürzte bei einem Sturm im Jahr 1815 um.
Menhir von Saint-Uzec
Der acht Meter hohe und drei Meter breite Menhir ist der größte mit christlichen Symbolen versehene Menhir Frankreichs und befindet sich an der Küste der Bretagne. Der 60 Tonnen schwere Stein stammt aus dem Neolithikum und wurde im 17. Jahrhundert als Protest gegen das aufkommende Heidentum von dem als „Apostel der Bretagne“ bekannt gewordenen Jesuitenpriester Julien Maunoir mit christlichen Symbolen versehen. Seine ursprüngliche Funktion ist unbekannt.