Forschende hinter der Kamera: Naturwunder durch die Linse der Wissenschaft
Von Dinosaurierblut, Zombie-Parasiten und invasiven Pilzarten: Zum zehnten Mal kürt der BMC-Bildwettbewerb „Ökologie und Evolution“ die besten wissenschaftlichen Fotografien aus der ganzen Welt.

Nachdem dieser neugeborene Schwarzspitzen-Riffhai untersucht und markiert wurde, entlässt ihn Forschungsleiterin Jodie Rummer in seine tropische Kinderstube. Ihr Projekt Physioshark erforscht die Auswirkungen des Klimawandels auf die physiologische Leistung neugeborener Haie in Mo’orea, Französisch-Polynesien. Obwohl die flachen Gewässer sich besonders stark erhitzen, geben Victor Huertas Foto und das Projekt Grund zur Hoffnung. Denn die jungen Haie haben eine außergewöhnliche Widerstandsfähigkeit.
Das Gewinnerfoto der Kategorie „Schutz unseres Planeten“ zeigt das nachhaltige Imkereiprojekt des Chimpanzee Conservation Center in Guinea. Durch die traditionelle Honigernte kommt es zur Abholzung von Bäumen und damit zur Zerstörung eines wichtigen Ökosystems: dem Lebensraum der Schimpansen, der durch die Abholzung verkleinert wird. Die innovative Art des Honiganbaus stellt für den Naturschutzfotografen und Evolutionsbiologen Roberto García-Roa eine klassische Win-Win-Situation dar – denn die erzielten Gewinne aus dem Honig-Projekt kommen wiederum dem Schutz der Menschenaffen zugute.
Technologie mit Tiefgang: Forschende des Hoey Reef Ecology Lab lassen ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug am Diamond Reef im Coral Sea Marine Park zu Wasser. Das Gerät ist mit modernster Technik ausgestattet – gleich mehrere Foto- und Videokameras helfen bei der Beschreibung neuer, noch nie zuvor dokumentierter Arten. Es dringt in Tiefen vor, die für die Wissenschaftler*innen unerreichbar sind. Victor Huertas, Postdoktorand am Hoey Reef Ecology Lab der James Cook University in Australien, erreichte mit der Aufnahme unterdessen den Gewinn der Kategorie „Forschung in Aktion“.
Forschende des Scottish Marine Animal Stranding Scheme der Universität Glasgow untersuchen einen gestrandeten und verstorbenen Buckelwal im Nordosten Schottlands. Die Obduktion am Strand offenbart eine traurige und vor allem vermeidbare Todesursache: Ertrinken durch Ersticken. „Die Erholung der Buckelwalpopulationen im Nordatlantik nach dem Walfang hat zu einer Zunahme der Sichtungen dieser Art in den Küstengewässern des Vereinigten Königreichs geführt, was jedoch auch das Risiko einer Verhedderungin Fischerleinen und -netzen in Küstengewässern erhöht“, sagt Paul Thompson von der University of Aberdeen, der das zweitplatierte Foto der Kategorie Forschung in Aktion von James Bunyan eingereicht hatte.
Makroaufnahme mit Gruselfaktor: Das Gewinnerfoto der Kategorie „Pflanzen und Pilze“ wurde von dem Mykologen João Araújo eingereicht. Es zeigt, wie ein noch unbekannter Pilz den Fruchtkörper eines sogenannten Zombie-Ameisenpilzes parasitiert und sich an diesem zu schaffen macht. Der Zombie-Ameisenpilz hatte zuvor das Verhalten seines Wirtes manipuliert, um ihn zu zwingen, an einem für sein Wachstum günstigeren Standort zu wandern.
Auch diese Spinne fiel einem parasitären Pilz zum Opfer. Die faszinierende wie beunruhigende Aufnahme bescherte Roberto García-Roa den zweiten Platz der Kategorie Pflanzen und Pilze. „Obwohl es in freier Wildbahn nicht ungewöhnlich ist, von „Zombie“-Pilzen befallene Insekten zu treffen, ist es eine Seltenheit, dass große Spinnen diesen Pilzeroberern zum Opfer fallen“, sagt der Fotograf.
Kein Foto, aber dennoch preiswürdig: Diese digitale Rekonstruktion zeigt das Innenleben eines Hadrosaurier-Embryos. Die originalen Eier waren zuvor in China entdeckt worden und sind schätzungsweise 72 bis 66 Millionen Jahre alt. Durch gemeinsame Bemühungen von Jordan Mallon vom Canadian Museum of Nature und die digitale Rekonstruktion von Wenyu Ren gelang dieser preisverdächtige Einblick in die Vergangenheit. Das Gewinnerbild der Kategorie Paläoökologie verdeutlicht die Fülle an Informationen, die weltweit in Fossilien verborgen sind.
Paradoxe Konservierung: Der zweite Platz in der Kategorie Paläoökologie zeigt ein extrahiertes Blutgefäß eines Diplodocidae-Dinosauriers. Möglich gemacht hat diesen faszinierenden Anblick die molekulare Paläobiologin Jasmina Wiemann. Dass die Überreste der Zellen 150 Millionen Jahre überdauerten, ist laut Wiemann „das Ergebnis der chemischen Umwandlung ursprünglicher Proteine, Lipide und Zucker während der Fossilisierung.“ Durch diesen Prozess könnten auch fragile Zeugnisse vergangenen Lebens Millionen von Jahre überdauern.
