Eine Insel, die aus dem Feuer wuchs

Teufelstänze und dämonische Ziegenböcke, das beste Essen und spektakuläre Feste: Aus der vulkanischen Kruste Lanzarotes ist eine unglaubliche Kultur entsprungen.

JACK NEIGHBOUR

Foto von Matthieu Paley

Schicksalhaftes Duell

Die ausladenden, düsteren Lavafelder von Lanzarote sind der Ursprungsort der Legende von Pedro Perico: Der einheimische Hirte soll dort einst gegen einen gewaltigen Ziegenbock gekämpft haben, der angeblich vom Teufel besessen war. Lange hatte das Tier die Einheimischen und ihr Vieh terrorisiert, doch schließlich wurde es von Pedro in die Unterwelt zurückgeschickt – zog dabei jedoch den Hirten selbst mit in die höllischen Tiefen. Man kann sich den Höhepunkt des Kampfes bildlich vorstellen, während man auf den Wegen des Nationalparks Timanfaya wandert. Dort sind mächtige vulkanische Magmaströme zu den „Bergen des Feuers“ erstarrt.

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Spiel mit dem Feuer

Vor Jahrtausenden hat eine vulkanische Kraft die Insel geformt. Und diese Kraft brodelt noch immer unter der Oberfläche Lanzarotes: Auf dem Aussichtspunkt Islote de Hilario im Nationalpark Timanfaya erreichen die Temperaturen bereits weniger als zehn Zentimeter unter der Erde bis zu 140 °C. Für Besucher wird das durch eine Reihe von geothermischen „Experimenten“, die täglich von den Betreuern des Nationalparks durchgeführt werden, besonders anschaulich gezeigt: Strohballen werden in Gruben geworfen, in denen sie durch die extreme Hitze in Flammen aufgehen. An anderer Stelle wird kaltes Wasser in Rohre gegossen, die in den Boden eingelassen sind – von dort schießt die Flüssigkeit in Form von dampfenden Geysiren empor.

Foto von Matthieu Paley

Teuflisch gutes Essen

Besucher des Parks können (und sollten) im El Diablo einkehren. Das eindrucksvolle Restaurant wurde von dem verstorbenen lokalen Künstler und Architekten César Manrique entworfen. Hier werden Hähnchen, Schweinefleisch und dicke Rindersteaks mit Hilfe unterirdischer Hitze angebraten. Im schwarzen Schlund des natürlichen Ofens, auf dem das Fleisch brutzelt, erreichen die Temperaturen fast 300 °C.

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Trauben aus der Asche

Eigentlich ist die trockene Landschaft der Insel eher ungünstig für die Landwirtschaft. Doch die Vulkanausbrüche, die die Insel geformt haben, haben den Boden mit nährstoffreicher Asche angereichert. Besonders gut gedeihen hier nun Trauben, windgeschützt in flachen Senken. Rund 20 Weingüter gibt es hier. Reisende können Weine genießen, die die frische, mineralische Note Lanzarotes tragen.

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Feuer der Liebe

Die Winzer Maria Morales und Juan Parrilla ernten die Trauben aus der schwarzen Asche. Ihre Liebe zueinander ist ebenso feurig wie die seismische Geschichte der Landschaft. „Die Erde wurde von Feuer und den Vulkanausbrüchen heimgesucht“, sagt Parrilla. Morales isst eine Traube aus den Fingern ihres Partners und stimmt ihm zu. „Deshalb trägt sie so gute und schöne Früchte.“

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Lanzarotes ehemalige Inselhauptstadt

Ein Spaziergang durch die Stadt Teguise erinnert an die Kolonialzeit, denn es handelt sich bei ihr um eine der ersten Siedlungen auf den Kanarischen Inseln. Die malerischen Straßen beherbergen Gebäude von historischer und künstlerischer Bedeutung, darunter Schlösser, alte Kirchen und Klöster. Es gibt sogar ein Museum – das Casa-Museo del Timple –, das der Timple gewidmet ist, dem typischen Saiteninstrument der Kanaren.

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Tanz der Teufel

Jedes Jahr im Februar oder März kommen die „Diabletes“ mit Glockengeläut in Teguise an. Gekleidet in bunten Farben und teuflisch gearbeiteten Ziegenmasken jagen sie die freudig kreischenden Kinder durch die Straßen. Der Karneval findet hier schon seit mehreren hundert Jahren statt: ein Dämonentanz der Ureinwohner, der möglicherweise aus Nordafrika stammt und später von spanischen Eroberern mit der christlichen Vorstellung vom gehörnten Bösen vermischt wurde.

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Der Teufel steckt im Detail

Der Kunsthandwerker Carmelo Miguel Cejas Delgado gehört zu einer Gruppe von Maskenbauern, die den „Diabletes“ ihr furchterregendes Antlitz verleihen. Delgado, der die Masken sorgfältig aus Pappmaché formt und mit leuchtenden Farben verziert, ist sehr stolz auf den freudigen Schrecken, die seine Kreationen den Leuten einjagen. „Als der Vulkan ausbrach, kam der Teufel aus dem Timanfaya, aber wir haben ihn zum Karneval gebracht“, sinniert er über seine diabolischen Werke. 

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Fließende Pfade

Nachdem man den formgebenden Lavaströmen auf der Insel gefolgt ist, kann man die Reise in das Innere der Erde  fortsetzen. Die Cueva de Los Verdes ist eine Lavaröhre, die entstand, als Magma aus dem ausbrechenden Vulkan Monte Corona ins Meer floss. Angeblich nutzten Einheimische sie früher als Versteck vor plündernden Piraten. Es heißt, die Cueva de los Verdes sei nach einer Familie von Ziegenhirten benannt. Immerhin würde das ganz gut passen, denn hier könnte man im übertragenen Sinne einen ähnlichen Sprung in den Abgrund wagen wie einst der Hirte Pedro Perico: Die Pfade der Höhle, die durch fließendes Wasser geformt wurden, ziehen sich tief in eine vermeintliche Unterwelt.

Foto von Matthieu Paley

Heißes Magma, kühle Wellen

Jede Reise hat ihr Ende, jede Insel ihre Grenze. Und so fällt Lanzarote irgendwann ab und offenbart versteckte Buchten, schwarzen und weißen Sand und geschützte Strände. Hier locken Wind und Wellen die Surfer und andere Wassersportler an, die nach ihrem Tag auf dem Wasser erschöpft in die lokalen Restaurants einkehren. Dort gibt es köstliche Meeresfrüchte, die von kleinen Fischerflotten täglich frisch gefangen werden.

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