Insel inmitten der Sterne

Gran Canaria ist mit seinen goldenen Küsten und Stränden ein Paradies für Reisende. Richtig spektakulär wird das Erlebnis, wenn man auf den Sonnenuntergang wartet.

JACK NEIGHBOUR

Foto von Matthieu Paley

Einsamkeit im Sand

Wer seinen Blick über die geschwungenen Sanddünen von Maspalomas schweifen lässt, kann sich leicht in Gedanken verlieren. Das Naturschutzgebiet liegt nur wenige Meter von einer belebten Promenade entfernt und besteht aus drei Ökosystemen: Palmenhainen, Teichen und Dünen. Inmitten dieser Ruhe können die Gedanken abschweifen. Man bewegt sich am Strand auf den Spuren der indigenen Bewohner Gran Canarias.

Foto von GRAN CANARIA

Hundeheimat

Der Archäologe José De Léon sitzt zwischen alten Häusern, die in den Berghang von Acusa Seca gebaut wurden. Wahrscheinlich lebten die indigenen Bewohner Gran Canarias in Behausungen wie diesen zusammen mit dem Podenco Canario, einer Jagdhunderasse, die noch heute von den Bauern der Insel genutzt wird. Gran Canarias Verbindung zu Hunden zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte: Der ursprüngliche lateinische Name Canariae Insulae (Inseln der Hunde) geht möglicherweise auf die Begegnung einer frühen römischen Expedition mit wilden Hunden an der Küste zurück.

Foto von Matthieu Paley

In Stein gemeißelte Geschichte

In der archäologischen Stätte Risco Caído auf Gran Canaria sind die Zeugnisse der Altkanarier und ihres Glaubens in die heiligen Berge gemeißelt. Monumente, Monolithen und sogar eine symmetrische Kuppel, die mutmaßlich als Himmelskalender diente, zeugen noch heute von der Verehrung dieser Vorfahren. Die Altkanarier schufen ihre Gottheiten aus dem Himmel über ihnen und ihre Teufel aus dem Land unter ihnen. Besonders berühmt sind dabei die Tibicenas: Dämonenhunde, die Jagd auf Vieh machten. Sie sollen in Berghöhlen gelebt haben, die laut der Sage direkt in die Unterwelt führten.

Foto von National Geographic CreativeWorks

Das grüne Tal

Die Geschichte der Altkanarier lässt sich bis ins Agaete-Tal zurückverfolgen, wo die traditionellen Lebensweisen noch heute lebendig sind. Die Hänge sind von kleinen Höfen und Plantagen geprägt, die in einem gemäßigten Klima gedeihen und die saftigsten Produkte hervorbringen – darunter der Kaffee, der auf der Bodega los Berrazales angebaut wird, und artenreiche Nutzpflanzen wie Mangos und Zitrusfrüchte.

Foto von GRAN CANARIA

Kaffeebohnen und Stammbäume

Der Kaffeeplantagenbesitzer Victor Lugo Jorge pflegt sein kulturelles Erbe mit Hilfe von 500 Jahre alten Praktiken seiner Familie. Wie bei vielen Einwohnern Gran Canarias reicht seine Abstammung bis in die Zeit vor der Kolonialisierung zurück. Jorge sagt, das Blut der ersten Ureinwohner fließt durch seine Adern.

Foto von Matthieu Paley

Im Zentrum des Universums

Nirgendwo lässt sich der Nachthimmel besser bewundern als auf dem Roque Bentayga, einer Magmaformation in der vulkanischen Caldera von Tejeda. Hier, im Herzen der Insel, können Besuchende auf dieselben Sternbilder blicken, aus denen die Altkanarier ihre Schöpfungsmythen woben. Und in einer sternklaren Nacht inspiriert der Himmel vielleicht auch zum Sinnieren über die eigene Herkunft.

Foto von GRAN CANARIA

Sterngucker

Da es keine Lichtverschmutzung gibt und die Wetterbedingungen günstig sind, bleibt der Himmel über dem dünn besiedelten Inselinneren klar. Mit der richtigen Ausrüstung ist es möglich, in die dunklen Tiefen des Himmels zu blicken. „Die frühen Bewohner wussten, wie man den Himmel liest“, sagt der Astronom Fran Rodrígez, dessen Organisation AstroEduca Exkursionen für alle anbietet, die den Kosmos entdecken wollen. „Sie erstellten Kalender anhand der Sterne und kannten die Position der Planeten, der Sonne und des Mondes. Sie machten sie sich zu eigen und waren in der Lage, sie zu interpretieren.“

Foto von Matthieu Paley

Kulturen und Farben

Die Fäden der Geschichte Gran Canarias verflechten sich in der Inselhauptstadt Las Palmas de Gran Canaria. Dort vereinen sich Architektur, Farben, Gastronomie und Karneval zu einem Schmelztiegel der prä- und postkolonialen Kulturen. Die Stadt, die immer noch ein wichtiger Hafen für Kreuzfahrtschiffe ist, war um 1400 eine Boomtown für Kapitäne und Händler zwischen Europa und Amerika. Noch heute können Besucher in dieser historischen Stadt zwischen Gebäuden aus der Renaissance und dem 19. Jahrhundert einkaufen und essen gehen.

Foto von GRAN CANARIA

Hundeinseln

Auf der Plaza de Santa Ana in Las Palmas de Gran Canaria wachen acht gusseiserne Hunde aus grüner Bronze über die Kathedrale. Es gibt unterschiedliche Angaben darüber, wer genau diese Hunde angefertigt hat. Doch auch wenn unklar bleibt, warum sie in Auftrag gegeben wurden, unterstreichen sie die jahrhundertelange Beziehung Gran Canarias zu Hunden: seien es die wilden Tiere, denen die Römer begegneten, der Podenco Canario, der von den Altkanariern domestiziert wurde, oder die dämonischen Tibicenas aus den alten Mythen.

Foto von Matthieu Paley

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