Wasser – Die nährende Seele Sloweniens

Slowenien ist durch und durch vom Wasser geprägt: Mehr als 60 Flüsse und Bäche, 300 künstlich angelegte und natürliche Seen und 7.500 mineralische Quellen formen seine Landschaft.

Von Matt Carroll
Veröffentlicht am 27. Sept. 2019, 16:19 MESZ
Wasser des Lebens - Slowenien

Wasser ist die Quelle allen Lebens. Geheimnisvolle Seen, eine artenreiche Küstenlandschaft und mineralreiche Thermalquellen – das Wasser Sloweniens nährt Körper, Geist und Seele seiner Menschen.

Oft wird Slowenien als Europas geheimes Juwel bezeichnet, doch tatsächlich kommen die Menschen schon seit Generationen hierher, um das sprichwörtliche Jungbrunnenwasser zu genießen – sei es nun in Form von Bädern, beim Schwimmen oder durch Trinkkuren. Jede Region des Landes bietet dabei Unterstützung für die unterschiedlichsten Beschwerden. Aber wie kommt es, dass die einzigartige Landschaft so besonderes Wasser hervorbringt?

„Die reine Landesfläche ist nicht besonders groß, doch Slowenien ist geomorphologisch außerordentlich vielfältig strukturiert“, sagt Borut Mavrič, ein Meeresbiologe und Ökologe am National Institut für Biologie in Ljubljana.

„Wir haben hoch gelegene, steile Alpenregionen, die pannonische Tiefebene, einzigartige Karstlandschaften und ausgeprägte Systeme unter der Erdoberfläche. All das beeinflusst das Wasser und die Tiere, die man hier findet.“

Artenvielfalt und Salztümpel an der slowenischen Küste

Meeresbiologe Borut Mavrič
Foto von Juan Trujillo Andrades

Mavrič Spezialisierung auf Meeresbiologie hat ihre Wurzeln in den Ferien seiner Kindheit, die er an der Westküste Sloweniens verbrachte. „Ich habe die meisten Sommer am Meer verbracht. Ständig draußen auf dem Wasser beim Schnorcheln oder Freitauchen – dabei ließ sich die Unterwasserwelt gut beobachten. Wenn ich dann wieder zu Hause war, konnte in Erinnerungen schwelgen und vom nächsten Sommer träumen, wenn ich endlich wieder dort sein konnte. Das hat meine Berufswahl als Meeresbiologe definitiv beeinflusst.“

Mavrič ist der Meinung, dass bestimmte Umstände in diesem Teil Sloweniens für seinen reichhaltigen mikrobiologischen Aufbau verantwortlich sind: „An der Westküste münden die wilden Bergflüsse aus den Alpen kommend ins Adriatische Meer. Sie bringen Nährstoffe – Mineralien – mit, die die große Artenvielfalt versorgen.“

Nur einen Katzensprung von der Küste entfernt liegen die Salzgärten von Sečovlje. In diesem Naturschutzgebiet erstrecken sich Salzpfannen und –tümpel unter dem schier endlos erscheinenden Himmel. Hier bauten die Slowenen jahrtausendelang Salz ab und auch diese Region weißt eine erstaunliche Biodiversität auf. Die Salzebene ist die Heimat von beinahe 300 Vogelarten.

„Im Herbst erwacht die ganze Gegend hier zum Leben, da sich die Halophyten oder Salzpflanzen durch die Aufnahme von Stickstoff aus dem Boden rot färben – es ist ein spektakulärer Anblick“, fügt Mavrič hinzu. Auch den Schlick kann man nutzen. Er ist voller alkalischer Sulfide und anderer Inhaltsstoffe, die bei Hauterkrankungen, Gelenkschmerzen und anderen Beschwerden helfen sollen.

Nur 15 Minuten mit dem Auto entfernt bieten zahlreiche Spas in Talaso Strunjan verschiedenste Anwendungen an. Zu ihnen zählen auch Schlammpackungen mit Material aus den nahe gelegenen Tümpeln, die von kompetenten Fachleuten durchgeführt werden. „Wenn man darin eingepackt wurde, merkt man direkt, wie es auf der Haut wirkt ... Es ist fantastisch“, meint Mavrič

Sportliche Abenteuer und Entspannung für die Seele

BELIEBT

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    Sara Isakovič – Lebensberaterin und Olympiasiegerin
    Foto von Juan Trujillo Andrades

    Fährt man von hier aus weg von der Küste Richtung Osten, gelangt man zu einigen der bekanntesten Seen Sloweniens wie dem Bohinj. Dieser ist einer der Lieblingsorte der Olympiaschwimmerin und Goldmedaillengewinnerin Sara Isakovič.

    „Der Bohinj ist wirklich etwas ganz Besonderes“, sagt sie. „Es ist der größte natürliche Dauersee in Slowenien und außerdem viel ruhiger als die anderen Seen.“ Isakovič kommt gerne zum Paddleboarding hierher, wo sie sich auf dem Wasser eine Auszeit vom Alltag nimmt. „Diese wunderschöne, ursprüngliche Landschaft ist nur eine Stunde von unserer lebendigen Hauptstadt Ljubljana entfernt, das macht es besonders reizvoll.“

    Isakovičs Beziehung zum Wasser geht noch ein Stück tiefer als die der meisten Slowenen. Bis vor Kurzem war sie Mitglied des Nationalschwimmteams, für das sie eine Silbermedaille bei den Spielen in Peking holte und mit der sie ihr Land 2012 in London repräsentierte. Inzwischen arbeitet Isakovič als Lebensberaterin.

    „Ich habe mit zweieinhalb Jahren mit dem Schwimmen angefangen und seitdem hat mich die Liebe zum Wasser nicht mehr losgelassen. Als ich noch ein kleines Mädchen war, tat ich immer so, als wäre ich eine Meerjungfrau und irgendwie mache ich das heute manchmal wohl auch noch ... Für mich ist das Wasser der meditativste Ort, den ich mir vorstellen kann. Ich kann meine Gedanken Gedanken sein lassen und den Luftblasen lauschen, während ich ein- und ausatme, einfach nur dahingleite ...“

    Als jemand, der sich beruflich mit Achtsamkeit beschäftigt, weiß Isakovič die wohltuenden Auswirkungen von Wasser auf unsere geistige Gesundheit sehr zu schätzen. „Meiner Meinung nach hat Wasser einen sehr positiven Effekt auf unser psychisches Wohlbefinden, einen meditativen Effekt. Man kann seinen Geräuschen zuhören und es beobachten und wird dabei zur Achtsamkeit angehalten, allein dadurch, dass man seinen Bewegungen zuschaut, zum Beispiel an einem Fluss oder Wasserfall. Das kann sehr heilsam sein.“

    Mineralreiches Thermalwasser

    Auf dem Weg ins Thermalwasser im Bad Terme 3000 in Moravske Toplice
    Foto von Juan Trujillo Andrades

    Neben dem Lebensraum für große Artenvielfalt und der Unterstützung des mentalen Wohlbefindens entspringen Wasser in Slowenien außerdem in Form zahlreicher Thermalquellen. „Jedes Kurbad hat seine eigene mineralische Thermalquelle, deren Wasser jeweils durchaus unterschiedliche Inhaltsstoffe aufweist“, erklärt Dr. Tanja Rauter Pungartnik, Rehabilitation Managerin für Health und Wellness im Sava Resorts.

    „So hat das Wasser in Radenci – im Nordosten des Landes – beispielsweise den höchsten CO2-Gehalt in ganz Europa, was bei Durchblutungsstörungen helfen kann. In Moravske Toplice – ganz im Osten – wird das Wasser aufgrund seiner dunklen Färbung „Schwarzes Gold“ genannt. Es stammt aus Quellen, die im Mura-Zala-Basin 967 bis 1.467 Meter unter der Erdoberfläche liegen. Die von Natur aus hohe Temperatur und die dichte mineralische Struktur kann die Durchblutung anregen, Gelenkschwellungen lindern und das Immunsystem stärken.“

    Gesundheits- und Wellnessexpertin Dr. Tanja Rauter Pungartnik
    Foto von Juan Trujillo Andrades

    Schon während ihrer Kindheit hegte Rauter Pungartnik einen großen Traum, der schließlich in ihrem beruflichen Interesse an Sloweniens Thermalwasser mündete: „Seit ich ein kleines Mädchen war, habe ich davon geträumt, Ärztin zu werden. Wir haben in der Nähe eines Kurbads gelebt und das war eine große Inspiration für mich. Menschen zu helfen ist überhaupt eins der schönsten Gefühle der Welt. Zu sehen, wie Patienten mit weniger Schmerzen oder gesünder wieder abreisen, ist absolut unbezahlbar“, sagt sie. „Wenn Patienten mich aufsuchen, verschreibe ich ihnen ein Anwendungsprogramm, das auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Morgens können sie im Heilwasser baden und nachmittags gibt es Schlammpackungen.“

    Gesundheit im Glas – Sloweniens zahllose Quelle

    Man muss sich allerdings keine nassen Füße holen, um von den gesundheitlichen Vorteilen von Sloweniens Wasser zu profitieren. Bei mehr als 7.500 Quellen, die über das ganze Land verteilt sind, ist man nie weit von einer natürlichen Trinkwasserressource entfernt.

    In den Bergen rund um das Soča-Tal dringt bestes Wasser aus dem Gestein, wo es zuvor jahrelang durch verschiedene Gesteinsschichten gefiltert wurde. Bei einer Wanderung auf einem der zahlreichen Wege, die diese Gegend durchziehen, kann man seine Wasserflasche direkt an der Quelle auffüllen.

    In der Hauptstadt Ljubljana gibt es beinahe an jeder Straßenecke öffentliche Trinkbrunnen und Sloweniens Förderung wiederverwendbarer Wasserflaschen wird somit auch durch leichten Zugang zu dem mineralreichen Nass unterstützt.

    Iztok Altbauer von der slowenischen Kurbädervereinigung
    Foto von Juan Trujillo Andrades

    Aus Rogaška Slatina, etwa 90 Minuten mit dem Auto von Ljubljana entfernt, stammt das berühmte Mineralwasser Donat Mg, das nicht nur den Durst löscht.

    „Donat Mg hat den höchsten natürlich vorkommenden Magnesiumgehalt der Welt“, berichtet Iztok Altbauer, Direktor der slowenischen Kurbädervereinigung. „Kein anderes Wasser hat mehr als 1.040 Milligramm Magnesium pro Liter. Diesem Inhaltsstoff sagt man eine Verbesserung der Verdauung und eine ganze Bandbreite anderer gesundheitlicher Vorteile nach“, erklärt Altbauer. „Die Menschen kommen schon seit Jahrhunderten hierher, um dieses Mineralwasser zu trinken. Es ist tatsächlich so gesundheitsförderlich, dass es in Österreich sogar in Apotheken verkauft wird.“

    Egal, wie man Sloweniens Wasser entdecken möchte – ob nun aus dem Glas und durch das Eintauchen in seine Fluten –, eins steht dabei fest: Hier findet man Nahrung für Körper, Geist und Seele.

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