Sloweniens Abenteuerlandschaften

Von Alpenbergen und Karstplateaus über gletschergespeiste Flüsse bis hin zu hügeligen Wiesen: Die Landschaften Sloweniens wecken den Abenteuergeist bei Besuchern und Einheimischen.

Von Andrew Bisharat
Veröffentlicht am 3. Aug. 2022, 18:24 MESZ
Sloweniens Abenteuerlandschaften
Von Alpenbergen und Karstplateaus über gletschergespeiste Flüsse bis hin zu hügeligen Wiesen: Die Landschaften Sloweniens wecken den Abenteuergeist bei Besuchern und Einheimischen.

Bergsteigerlegende Steve House ist eigentlich US-Amerikaner. Seine „Superkraft“, die ihn zu einem der besten der Welt macht, erarbeitete sich der Extremsportler jedoch fernab seiner Heimat: Während seiner Studentenzeit arbeitete er als Alpenkletterer in Slowenien. Dort entwickelte er ein präzises Gespür für die Berge, das ihn im Laufe seiner Kletterkarriere immer wieder weitergebracht hat.

Steve House ist nicht der Einzige, der in der Landschaft Sloweniens zu Superkräften gekommen ist. Das Land hat allgemein den Ruf, ganz besonders talentierte Bergathleten hervorzubringen: Janja Garnbret, geboren in Slovenj Gradec und seit ihrem siebten Lebensjahr als Kletterin am Berg, hat gerade erst die Olympische Goldmedaille im Sportklettern gewonnen. Mit ihren 23 Jahren gilt sie heute als beste Wettkampfkletterin aller Zeiten. Auch Silvo Karo und Marko Prezelj gehören zu Sloweniens hochgefeierter Bergsteigerelite. Prezelj ist vierfacher Gewinner des Piolet d‘Or, der wohl bedeutendsten Auszeichnung für außergewöhnliche Leistungen im extremen Bergsport. Und Tina Maze ist eine der besten alpinen Skirennfahrerinnen aller Zeiten – zwei Mal gewann sie Olympisches Gold. 

Weiter geht es mit Tadej Pogačar und Primož Roglič, die zu den besten Radrennfahrern der Welt zählen. Und Luka Kovačič: Im Alter von nur sieben Jahren bestieg er zum ersten Mal den Triglav, Sloweniens höchsten Gipfel. Als Erwachsener stellte er dann den Rekord für die schnellste Besteigung Sloweniens fünf höchster Berge auf – in nur 14 Stunden.

Alle diese gefeierten Athleten haben eines gemeinsam: ihre Liebe zu Sloweniens reicher Abenteuerkultur. Diese beruht auf der vom Himmel bis zum Meeresgrund so vielseitigen Landschaft des Landes. Obwohl Slowenien ein kleines Land ist, bietet seine Geografie viele Optionen für Sportliebende.

Petra Klinar, eine Felskletterin aus dem kleinen Dorf Javorniški Rovt in den Karawanken, berichtet, dass sie Slowenien gerade wegen der überschaubaren Größe liebt. „Slowenien ist wirklich klein, aber die Landschaft ist so facettenreich“, sagt sie. „Es gibt für alle Sportarten die richtige Umgebung; am Morgen gehst du klettern oder schwimmst im Meer, und am Nachmittag wanderst du in den Bergen, um dort später den Sonnenuntergang zu genießen.“

Alpine Wintersportarten

Es ist eine seltsame Vorstellung: Die hoch aufragenden Gipfel der Julischen Alpen war einst Meeresgrund. Das Gebirge, das sich durch den Nordwesten Sloweniens zieht, besteht aus Kalkstein, der sich vor Millionen von Jahren am Meeresboden absetzte. Durch plattentektonische Zusammenstöße hoben sich diese Kalkablagerungen – nun als Felsgestein – mit dem Triglav (2.864 Meter) als höchstem Gipfel der Bergkette himmelwärts.

Dem Vergleich mit dem Himalaya halten die slowenischen Hauptgebirge zwar nicht stand, doch immerhin gibt es in den Julischen Alpen, den Steiner Alpen und den Karawanken mehr als 300 Gipfel mit über 2.000 Metern Höhe. Außerdem warten die Gebirge mit 1.000 Metern hohen Felswänden, Gletschern, Felsüberhängen und Eis und Schnee auf und sind so für Bergsteiger und Skifahrer gleichermaßen eine ernstzunehmende Herausforderung. Über 50 Skiresorts machen diese alpine Umgebung auch im Winter leicht zugänglich.

Für abenteuerlustige Wintersportler ist Slowenien genau das richtig: Seine Gebirgsketten warten mit 1.000 Metern hohen Felswänden, Gletschern sowie vereisten und verschneiten Felsüberhängen auf.

Foto von Corey Rich

Wandern hoch oben

Im Sommer strömen die Wanderer nach Slowenien, um das 10.000 Kilometer lange Netz an Wanderwegen abzulaufen, das sich über das ganze Land ausbreitet. Dank gut erreichbarer Straßen im Hochgebirge können Wanderer ihre Abenteuer auf Höhen von bis zu 2.000 Metern beginnen. So werden sind Ziele wie der Mangart (2.679 Meter), Sloweniens dritthöchster Gipfel, leichter zu erreichen.

179 Berghütten, Unterschlupfe und Biwaks dienen Wanderern als Unterkunft – und Menschen wie Luka Stražar, einem IFMGA-zertifizierten Bergführer aus Javorniški Rovt, auch als Wegkontrollpunkte.

„Slowenische Berghütten sind immer eine gute Wahl, wenn man beim Mittagessen die Umgebung genießen möchte“, sagt Stražar. „Dank all der gut ausgebauten und markierten Wanderpfade können Besucher jeden Winkel dieser vielseitigen Landschaft zu Fuß erkunden.“

BELIEBT

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    Mit seinen 10.000 Kilometer langen Wanderwegen, die sich durch das ganze Land schlängeln, bietet Slowenien Wanderern die Möglichkeit, von Berggipfeln bis hin zu Talschluchten alles zu Fuß zu erkunden.

    Foto von Corey Rich

    Kajakfahrten

    Während viele landschaftliche Highlights Sloweniens zu Fuß erreichbar sind, lassen sich andere nur mit Booten und Kajaks erschließen. Schmelzwasser aus den Alpen speist Dutzende große Flüsse und Wasserscheiden, die sich hervorragend zum Paddeln eignen – von entspannt plätschernden Flussläufen bis hin zu Stromschnellen der Stufe V der Wildwasserschwierigkeitsskala.

    Sára Seprenyi, eine Kajakfahrerin mit 20 Jahren Erfahrung, stammt ursprünglich aus Ungarn, verliebte sich jedoch in das Land Slowenien. So zog sie nach Ljubljana, um einigen ihrer Lieblingsflüsse näher sein zu können.

    „In Slowenien kann man auf jedem Gewässer paddeln“, erklärt sie. „Das Wasser ist wirklich klar, man sieht jeden Fisch unter sich. Und mit all den Bergen fühlt es sich hier immer so an, als ob man Teil eines Postkartenmotivs wäre!“

    Der Savinja beispielsweise ist ein 102 Kilometer langer Fluss, dessen Oberlauf bei Kajakfahrern sehr beliebt ist. Er entspringt oberhalb des Rinka-Wasserfalls, einem der malerischsten Wasserfälle Sloweniens.

    „Savinja ist besonders, weil der Fluss sich wie ein verborgener Schatz zwischen den Bergen versteckt“, sagt Seprenyi. Der Fluss besteht aus unterschiedlichen Abschnitten, die sich für alle Paddler eignen. „Bei starken Regenfällen strömt das Wasser von den Bergen herab und der Fluss wird richtig wild, einfach fantastisch zum Paddeln!“

    Schmelzwasser aus den Alpen speist die slowenischen Flüsse mit kristallklarem Wasser und bietet den Menschen auf Kajaks oder in Booten spannende Erkundungsmöglichkeiten.

    Foto von Corey Rich

    Mit dem Bike durch Berge, Täler und Minen

    An den Stellen Sloweniens, an denen es keine Berge oder Flüsse gibt, stößt man wahrscheinlich auf einen Wald: Slowenien ist eines der am dichtesten bewaldeten Länder Europas. Etwa 60 Prozent des Landes sind von Wäldern bedeckt, größtenteils von Buchen, aber auch von Tannen, Fichten, Ahornbäumen und Eichen.

    Mitten in den romantischen Wäldern der Gegenden Kranjska Gora, Cerkno, Vogel, Krvavec, Koroška, Kočevsko, Rogla und der Hügel von Maribor Pohorje wurden alte Wanderwege zu hunderten Mountainbike-Strecken umfunktioniert.

    Koroška ist eine besonders einzigartige Region, weil man dort nicht nur mit dem Mountainbike durch Wälder und über grasbedeckte Hügel rasen, sondern auch unterirdisch radeln kann: Ein alter Bergwerksschacht nahe dem Berg Peca führt in die verlassene Mežica-Mine, die zu einem fünf Kilometer langen Mountainbike-Pfad unter den Baumwurzeln umgebaut wurde.

    Slowenien ist eines der am dichtesten bewaldeten Länder Europas. Die uralten Wälder und endlosen Wegen kann man zu Fuß oder auf zwei Rädern erkunden.

    Foto von Corey Rich

    Felsklettern am Karst

    Das Karstplateau am Adriatischen Meer bestimmt die Topografie des slowenischen Südwestens. Die löslichen Kalk- und Dolomitfelsen befinden sich in einem ständigen Kampf mit dem Wasser, wodurch über die Zeit beeindruckende Felsformationen aus dem Gestein entstanden sind – von hoch aufragenden Felsen, die zum Klettern einladen, bis hin zu über 8.000 geheimnisvollen Höhlen, darunter die Schauhöhlen Postojna und Škocjan.

    Die Felsen von Osp, Mišja Peč, und Črni Kal sind einige der bekanntesten und geschichtsträchtigsten Sportkletter-Destinationen ganz Europas. 1988 waren die Felswände Schauplatz der ersten Sportkletter-Wettkämpfe Sloweniens. In den Neunzigerjahren begannen Kletterer, ihre Grenzen am Mišja Peč auszuloten – einem steilen Hang aus Kalk und Tuffstein, durchsetzt mit Einbuchtungen, die zwar zum Klettern einladen, jedoch auch eine große Herausforderung darstellen.

    „Klettern ist nicht nur ein wichtiger Teil der Bergkultur im Speziellen, sondern auch der slowenischen Kultur im Allgemeinen“, sagt Luka Stražar. „Bergsteigen, Alpinismus und Klettern haben schon immer eine wichtige Rolle für die Nationalidentität der Slowenen gespielt. Dank der Aufnahme von Klettern als Olympische Disziplin und Janja Garbrets Dominanz in den Wettkämpfen der Frauen hat der Klettersport in den letzten Jahren nochmal an Beliebtheit zugelegt.“

    Sloweniens einzigartige Landschaft zieht Abenteuerlustige an. Die hoch aufragenden, von der Witterung gezeichneten Felsen eignen sich perfekt zum Klettern.

    Foto von Corey Rich

    Ob man nun am Kalkstein klettert, schneebedeckte Berghänge hinabrodelt, mit dem Rad unterwegs ist oder versucht, Stromschnellen zu bändigen – das Wichtigste beim Erleben dieser Landschaften ist laut Stražar ein korrekter und respektvoller Umgang mit ihnen: „Respektiere die Natur, sauge die Atmosphäre des Landes auf, und du wirst Slowenien mit guten, lebendigen Erinnerungen verlassen.“

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