Naturcamping: 5 außergewöhnliche Plätze, für die man nicht weit fahren muss
Frische Luft und viel Grün: Viele Deutsche lieben Camping. Immer populärer werden dabei Plätze, die der Natur Raum lassen. Diese Orte zeigen, wie man Urlaub und Nachhaltigkeit verbinden kann.
Camping in der Natur und so klimafreundlich wie möglich – immer mehr Menschen achten bei ihrer Urlaubsplanung auf Nachhaltigkeit. Welche Campingplätze setzen das um? Und wie umweltfreundlich ist Camping überhaupt?
Nachhaltigkeit im Urlaub ist den Menschen in Deutschland so wichtig wie nie – das ergab eine Umfrage des Bundesumweltministeriums. Dabei ist der Campingurlaub im eigenen Land für viele die perfekte Lösung. Doch ist Camping tatsächlich so gut für die Umwelt?
Ja, sagt Uwe Frers von PiNCAMP, dem Camping-Portal des ADAC: „Grundsätzlich ist Camping eine der nachhaltigsten Urlaubsformen überhaupt.“ Vor allem im Vergleich zum Hotelurlaub, einer Flugreise oder einer Kreuzfahrt weise Campen eine sehr günstige CO²-Bilanz auf. Außerdem sparen die meisten Camper*innen im Vergleich mit dem alltäglichen Durchschnittsverbrauch der Deutschen im Urlaub sowohl Wasser als auch Strom.
Doch nicht jeder Campingausflug ist automatisch gut für die Umwelt. Laut Martin Rolletschek von ECOCAMPING, einem Verein, der nachhaltige Campingplätze auszeichnet, ist zu einem großen Teil die Anreise zum Campingplatz ein CO²-Treiber. „Durch den Trend zu großen Wohnmobilen wird der Fußabdruck der Reise ebenfalls schnell größer“, sagt er. Einen weiteren Unterschied macht die Wahl des Campingplatzes. Denn nur, weil Campingplätze allgemeinhin als klimafreundlich gelten, setzt nicht jeder Betreibende aktiv Maßnahmen um, die die Umwelt aktiv schützen.
Wie erkennt man einen umweltfreundlichen Campingplatz
Einen Weg, Campingplätze zu erkennen, die sich um Umweltfreundlichkeit bemühen, sind Zertifikate und Siegel. Dazu gehören neben der Mitgliedschaft bei ECOCAMPING, über deren Seite sich zertifizierte Campingplatze ganz einfach per Suchfunktion finden lassen, auch das EU Ecolabel oder das EMAS Zertifikat, bekannt als EU Öko-Audit.
Es gibt aber auch ganz offensichtliche Dinge vor Ort: Bodenversiegelungen am Campingplatz, also asphaltierte Straßen und Stellplätze, schaden laut Rolletschek der Natur vor Ort – vor allem, wenn große Bereiche nur für Wohnmobile eingeplant werden. Am besten achtet man also auf Plätze, die bei den Stellplätzen auf wenig Asphaltierung setzen und alternative Schlafmöglichkeiten und autofreie Zeltwiesen anbieten. Weitere wichtige Maßnahmen: Strom aus erneuerbaren Quellen, regionale Produkte und möglichst wenig Chemie bei der Pflege des Platzes.
Wir zeigen fünf Beispiele im deutschsprachigen Raum, die mit gutem Beispiel vorangehen.
Öko-Camping für alle: Uhlenköper-Camp
Der Pool des Uhlenköper-Camps wird nicht mit Chlor gereinigt und bietet den Gästen somit ein naturfreundliches Badevergnügen.
Der Öko-Campingplatz Uhlenköper-Camp liegt mitten in der Natur der Lüneburger Heide in einem Ortsteil der niedersächsischen Stadt Uelzen. Unter dem Motto „Öko-Camping für alle“ bietet der Platz unzählige naturnahe Übernachtungsmöglichkeiten: Neben herkömmlichen Stellplätzen für Wohnmobile auch gibt es eine autofreie Zeltwiese, Outdoor-Schlafkörbe, Schlaftonnen und Jurten. „Mietunterkünfte sind ein Schlüsselelement für Klimaschutz beim Camping, weil sie die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ermöglichen“, sagt Rolletschek.
Betrieben wird der Campingplatz ausschließlich mit zertifiziertem Öko-Strom, Solarthermie und Photovoltaik-Anlagen. Auf dem Platz gibt es E-Ladesäulen, um die Anreise mit E-Fahrzeugen zu fördern. Ein Highlight des Platzes ist außerdem das platzeigene Naturbad, ein Schwimmbecken, das ganz ohne Chlor und chemische Zusätze funktioniert und stattdessen mithilfe einer Pflanzenfilteranlage sauber gehalten wird.
Für seine Nachhaltigkeits-Initiativen war der Platz 2020 der erste Preisträger des ADAC Camping Awards in der Kategorie Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein.
Urlaub mit gutem Gewissen: Insel-Camp Fehmarn
Das Insel-Camp Fehmarn liegt direkt am Meer und bemüht sich, die Natur um den Platz herum zu pflegen.
Das Insel-Camp Fehmarn am Ostsee-Strand Fehmarns kommt zunächst wie ein ganz gewöhnlicher Campingplatz daher. Die Anfahrt erfolgt in der Regel mit dem eigenen Auto oder Wohnmobil, die Wege auf dem Platz und einige Stellplätze sind teilweise gepflastert. Aber der Schein trügt: Schon beim Bau des Campingplatzes vor fast 25 Jahren hat sich das Gründerehepaar Klimaschutz und ökologisches Urlauben auf die Fahne geschrieben. Tochter Katherin Kleingarn, die den Campingplatz vor einigen Jahren übernommen hat, führt diese Überzeugung unter dem Motto „Urlaub mit gutem Gewissen“ weiter.
So besteht der Strom des Campingplatzes mittlerweile zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen und die Warmwasserbereitung geschieht mithilfe von Solarthermie. Das Camp hat sich außerdem auf umweltfreundliche Mobilitätsangebote spezialisiert. Dazu zählt eine Bushaltestelle und eine Mitfahrbank direkt am Platz, dazu Mietfahrräder sowie Elektroroller zum Ausleihen. Diese sollen zum klimafreundlichen und leisen Erkunden der Insel mit ihren vielen Radwegen einladen.
Auch an die Fehmarner Tier- und Pflanzenwelt wurde gedacht: In den Außenbereichen hat das Team des Insel-Camp Fehmarn Nistplätze für Schwalben geschaffen, pflegt, standorttypische Pflanzen und hat eine insektenfreundliche Beleuchtung installiert. Die Mitgliedschaft bei ECOCAMPING, das EMAS-Siegel und das Europäische Umweltzeichen bescheinigen dem Platz Erfolg in ihren Maßnahmen zum Umweltschutz.
Aktiv-Camping in den Bergen: Grubhof Österreich
Baden im Fluss mit Blick auf die Alpen: Der Grubhof in Österreich vereint Klimaschutz und naturnahes Campen.
Der Campingplatz Grubhof in den österreichischen Alpen zwischen den Ortschaften St. Martin und Lofer besticht vor allem durch seine Lage: Gecampt wird vor einem Bergpanorama und direkt am Fluss.
Diese atemberaubende Natur, in die der familiengeführte Campingplatz eingebettet ist, wollen die Betreiber*innen Maria und Robert Stainer schützen. Gemeinsam mit sechs weiteren Campingplätzen in Österreich haben sie die Initiative GreenCampings gegründet, die für nachhaltiges Campen steht und bereits mit dem österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet wurde.
Auf Luxus muss hier trotzdem niemand verzichten. Der Platz bietet eine Sauna und einen Wellnessbereich mit buchbaren Massagen. Laut Rolletschek ein wichtiger Faktor, um naturnahe Campingplätze wettbewerbsfähig zu halten. „Camping hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt und damit auch die Ansprüche. Immer mehr Menschen, die zuvor Hotelreisen gemacht haben, machen mittlerweile auf Campingplätzen Urlaub“, sagt er. Die Kunst sei, dem Wunsch nach Luxus in der Natur auf klimafreundlichen Wegen nachzukommen.
Zu den Maßnahmen, die der Grubhof umgesetzt hat, gehört eine Photovoltaikanlage, mit denen der Grubhof 35 Prozent seines Strombedarfs selbst deckt und E-Ladestationen für Gäste. Außerdem bemühen sich die Betreiber*innen, im Campingladen regionale Produkte anzubieten und eine umweltfreundliche Gestaltung der Außenbereiche. Ausgezeichnet wurden sie dafür bereits mit dem EU Ecolabel und von ECOCAMPING.
Naturpark Hohes Venn-Eifel: Wildcampen im Einklang mit der Natur
Einer der Naturlagerplätze mitten im Naturpark Hohes Venn-Eifel. Schon die Namen der einzelnen “Parzellen” zeigen, was Besucher*innen erwartet: Neben den Plätzen „Mit Seeblick“ und „Walden“ gibt es auch „Abgetaucht“ und „Ich bin mal kurz weg“.
Mit über 2.700 km² erstreckt sich der Naturpark Hohes Venn-Eifel über NRW, Rheinland-Pfalz und die belgische Provinz Lüttich. Der Park hat sich der Erhaltung und Pflege der Landschaft und Natur der Region verschrieben und schon mehrere Auszeichnung im Bereich des nachhaltigen Tourismus gewonnen. Auch beim Camping wird das Ziel der Nachhaltigkeit seit einigen Jahren umgesetzt.
Im April 2016 wurden im Naturpark 22 Naturlagerplätze eröffnet, die über den gesamten Parkbereich verteilt liegen und Wandernden die Möglichkeit bieten, die Nacht ganz legal in der Natur zu verbringen.Die Standorte sind jeweils nur zu Fuß erreichbar und gut an die Wanderwege angebunden, die durch den Naturpark führen. Bodenversiegelung gibt es hier keine.
Abgesehen von den Komposttoiletten und erhöhten Holzplattformen sind die Lagerplätze ursprünglich: Zelte können mitten in der Natur aufgestellt werden; Verpflegung müssen Gäste selber mitbringen. Auf der Website des Naturparks wird mit ausgedehnten Wäldern, herrlichen Blicken über die wunderschöne Mittelgebirgslandschaft und einsame Abende in der Natur geworben.
Urlauben mit der Natur: Wildwoodcamping
Der Campingplatz von Wildwood Camping in der Lüneburger Heide liegt mitten in der Natur und bietet Aktivitäten an, die die Urlauber*innen diese genießen lässt.
Das Team von Wildwood Camping hat sich laut Geschäftsführer Benjamin Ruth ein Konzept überlegt, das die Schönheit der Natur erhalten soll und gesunde Natur in den Mittelpunkt stellt. Für ihren Campingplatz im niedersächsischen Südheide heißt das: Keine Flächenversiegelung und 100 Prozent Ökostrom. Außerdem wird auf regionale Produkte Wert gelegt, um die Transportemissionen zu verringern.
Der Gemeinschaftsraum des Platzes in der Lüneburger Heide: Auf Komfort muss auch auf diesem Campingplatz trotz der Naturnähe nicht verzichtet werden.
Um die Natur zu schonen, hat WildWood Camping außerdem Nistplätze für Vögel geschaffen und verzichtet auf chemische Düngemittel. Damit nutzt das Camp eine Chance, von der Rolletschek sich wünscht, dass sie öfter realisiert wird: „Campingplätze können als Oase für biologische Vielfalt funktionieren“, sagt er. „Gerade, wenn auf den Verzicht von Chemie bei der Reinigung und Landschaftspflege geachtet wird.“