Lebenslang verstörte Elefanten
Nach grausamen Erfahrungen leiden Elefanten unter ähnlichen posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) wie Menschen. Das haben englische Forscher an einer Gruppe Elefanten im kenianischen Amboseli-Nationalpark erforscht.

Nach grausamen Erfahrungen leiden Elefanten unter ähnlichen posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) wie Menschen. Das fanden die Verhaltensforscher Graeme Shannon und Karen McComb von der Universität Sussex in Großbritannien heraus, als sie in Südafrika eine Gruppe von Elefantenwaisen untersuchten. Die Jungtiere waren in den Nationalpark Pilanesberg umgesiedelt worden, nach dem man zuvor ältere Mitglieder eines Familienverbandes getötet hatte.
In Südafrika war das Keulen von Elefanten bis 1995 gängige Praxis, wenn Herden zu groß wurden. Um die Effekte auf das Verhalten der Überlebenden zu überprüfen, verglichen Shannon und McComb Herden am Pilanesberg und im Amboseli Nationalpark in Kenia. Dort wurde der Bestand nie durch selektive Abschüsse reguliert. Für ihre Untersuchung spielten die Forscher den Elefanten unterschiedliche Rufe von Artgenossen vor. Die Amboseli-Elefanten reagierten wie erwartet: alarmiert, wenn die Rufe eine echte Gefahr verkündeten, entspannt, wenn sie weniger Bedrohliches meldeten. Die Tiere vom Pilanesberg dagegen verhielten sich unvorhersehbar auf Signale unterschiedlicher Gefahrenkategorien.
Zwei Ursachen sehen die Forscher für dieses Stressverhalten: das Trauma, die Tötung von Artgenossen miterlebt zu haben; und die Zerstörung der Sozialstruktur des Verbandes. „Diese Verhaltensänderung könnte nicht nur langfristig bestehen bleiben“, fürchten die Biologen, „sie könnte auch auf kommende Generationen übertragen werden, weil Elefanten bekanntlich Wissen weitergeben.“
(NG, Heft 12 / 2014, Seite(n) 30 bis 31)
