Sieben Wahrheiten über den Klimawandel

Auch im Jahr 2017 gibt es noch Menschen, die an der von uns verursachten Erderwärmung zweifeln. Umso wichtiger ist es, durch aktuelle Zahlen und Studien daran zu erinnern, was wir über den Klimawandel sicher wissen.

Von Redaktion National Geographic Magazin
bilder von Nick Cobbing
Veröffentlicht am 9. Nov. 2017, 03:30 MEZ
Klimawandel, Grönland
Ein Wissenschaftler in rotem Overall untersucht Schmelzwasserseen auf dem Grönländischen Eisschild. Seit 2002 gingen hier jährlich im Schnitt 287 Milliarden Tonnen Eis verloren
Foto von Nick Cobbing

Sieben Argumente für die Debatte um unsere Zukunft. Sieben Wahrheiten über den Klimawandel:

1) Es wird jetzt wärmer
2016 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Es brach den Rekord von 2015, der den von 2014 übertroffen hatte: Der Klimawandel ist in vollem Gang. Die globale Durchschnittstemperatur, errechnet mithilfe Tausender Messstationen, lag voriges Jahr 0,94 Grad höher als der Durchschnitt des 20. Jahrhunderts. Satellitendaten bestätigen diese Entwicklung.

2) Wir heizen die Erde auf
Der Trend zur Erderwärmung hält seit einem halben Jahrhundert an. Er lässt sich mit keiner natürlichen Ursache erklären, weder mit dem Auftreten von El Niño noch mit der schwankenden Sonnenstrahlung. Gewiss ist: Die von uns produzierten Treibhausgase bilden eine dicker werdende Schicht in der Atmosphäre und halten die Wärme an der Erdoberfläche fest.

3) Und wir wissen es
In der Wissenschaft geht es nicht um Meinungen, sondern um begründete, gesicherte Erkenntnisse, die überprüft werden können. Es ist weitestgehend Konsens, dass Kohlenstoffemissionen die Erwärmung verursachen. Den Treibhauseffekt kennt man seit dem 19. Jahrhundert. Der anthropogene Klimawandel ist also keine Theorie, die sich als falsch erweisen könnte 

4) Das Eis schmilzt - schnell
Im vergangenen Sommer fanden Wissenschaftler vor King William Island in Nordkanada das Wrack der H. M. S. „Terror“ – des Expeditionsschiffs des Polarforschers John Franklin, das 1846 vom Eis eingeschlossen worden war. Er hatte nach der Nordwestpassage gesucht, die heute zeitweise eisfrei und sogar für Kreuzfahrtschiffe passierbar ist. Der Fund wurde durch das schwindende Eis begünstigt – Hinweis darauf, wie dramatisch die Eisdecke des Arktischen Ozeans geschrumpft ist.

Diese Entwicklung beschleunigt die Erderwärmung, weil weniger Eis weniger Sonnenlicht in den Weltraum zurückwirft und mehr Licht vom Ozean absorbiert wird. Das schmelzende Eis an Land hat den Meeresspiegel seit 1900 bereits um bis zu 23 Zentimeter steigen lassen. Die Folge: deutlich mehr Überschwemmungen wie 2012 während des Wirbelsturms „Sandy“ an der US-Ostküste. Die größte Gefahr geht von den polaren Eiskappen aus, die bereits schmelzen. Experten erwarten bei ungebremstem Wachstum der Emissionen einen Meeresspiegelanstieg um etwa einen Meter bis 2100. Er könnte weltweit 180 Millionen Menschen betreffen.

5) Extremes Wetter nimmt zu
Das Wetter mag ein Glücksspiel sein, aber der Klimawandel prägt die Würfel. Kein einzelnes Unwetter, keine Dürre lässt sich direkt auf ihn zurückführen – aber Extremwetter tritt häufiger auf. Außergewöhnliche Hitze wie jene, durch die 2003 in Europa rund 70.000 Menschen starben, kommt statistisch gesehen höchst selten vor.

Wir werden derartige Temperaturen jedoch öfter erleben. „Vier von fünf solcher anhaltenden Rekordhitzewellen gehen heute auf das Konto der globalen Erwärmung durch den Menschen“, sagt Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Dazu kommt: Die Erderwärmung entzieht Land und Ozeanen mehr Feuchtigkeit. Wo es ohnehin kaum regnet, verschärfen sich Dürren, wie etwa in Kalifornien und Äthiopien.

Wo Regen oder Schnee fallen, werden die Niederschläge extremer – das führt zu Überschwemmungen wie in Paris, London und Süddeutschland im Frühsommer 2016. Wie sich der Klimawandel auf tropische Wirbelstürme auswirkt, ist nicht endgültig geklärt. Sie beziehen ihre Energie aus den Ozeanen, die sich aufheizen. Daher werden diese Stürme wahrscheinlich heftiger.

6) Arten sterben aus
Nicht nur der Eisbär ist durch den Klimawandel bedroht, auch weniger prominente Arten sind betroffen. 2016 wurde bekannt, dass die letzten Bramble-Cay-Mosaikschwanzratten verschwunden sind. Die Nagetiere hatten auf einer Insel in der australischen Torresstraße gelebt und fielen neben anderen Ursachen dem steigenden Meeresspiegel zum Opfer.

Erstmals starb damit ein Säugetier nachweislich durch den Klimawandel aus. Steigende Temperaturen und die Versauerung der Ozeane durch erhöhte CO2-Aufnahme dezimieren die Arten, treiben sie in Richtung der Pole, verändern Wanderungsrouten und Verhalten der Tiere. Die Populationen der Adélie-Pinguine auf der Antarktischen Halbinsel sind stark zurückgegangen.

Knutts, arktische Küstenvögel, werden weniger groß. In Alaska zwingt das schmelzende Eis Tausende Walrosse, an Land zu gehen. Ganze Regionen wandeln sich: In den Hochgebirgen werden Ökosysteme verdrängt, Korallenriffe sterben ab. Es gibt auch Gewinner. Buckelwale gedeihen in den neuerdings eisfreien Gewässern der Arktis. Seeigel erweisen sich als flexibel.

Aber der Klimawandel ist nicht die einzige Gefahr, die von einer immer größer werdenden Erdbevölkerung ausgeht. Wir zerstückeln und zerstören natürliche Lebensräume. Manche Arten werden sich an die krassen Veränderungen ihrer Umwelt anpassen – aber wie viele und für wie lange?

7) Wir können etwas tun
Die gute Nachricht: Wir sind für die Erderwärmung verantwortlich. Ginge sie auf eine zunehmende Sonnenaktivität zurück, wären wir der Entwicklung ausgeliefert – so aber können wir gegensteuern. Deshalb ist das Klimaschutzabkommen von Paris so wichtig. 195 Staaten haben sich verpflichtet, den Temperaturanstieg auf unter zwei Grad zu begrenzen.

Um das Ziel zu erreichen, muss die Energiewende weltweit beschleunigt werden. Erste Schritte sind getan, erneuerbare Energien ersetzen allmählich fossile Brennstoffe. 2016 wurden rund 30 Prozent des Stroms in Deutschland mithilfe von Wind-und Sonnenenergie, Biomasse und Wasserkraft erzeugt. Jede CO2-Reduktion zählt: Eine Studie weist nach, dass jede Tonne Kohlendioxid, die freigesetzt wird, das sommerliche Meereis in der Arktis um drei Quadratmeter schmelzen lässt.

Jeder Deutsche verursacht damit im Schnitt den Verlust von 30 Quadratmetern pro Jahr. Jedes energieeffiziente Gebäude hilft also; jeder Hektar Wald, der erhalten bleibt und weiterhin CO2 speichert, ist von Nutzen. Und jeder Einzelne kann etwas tun: indem er seine Lebensweise hinterfragt und andere überzeugt, sich ebenfalls zu engagieren.

Der Artikel wurde gekürzt und bearbeitet. Die ganze Reportage findest Du in der Ausgabe 4/2017 von National Geographic. Jetzt ein Magazin-Abo abschließen. 

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