Erstaunliches Ergebnis: So nachhaltig ist veganes Leder

Vegan ist hip. Neben veganen Burgern wollen sich immer mehr Menschen auch tierfrei kleiden. Veganes Leder liegt daher im Trend. Doch heißt vegan tatsächlich nachhaltig?

Von Julia Graven
Veröffentlicht am 10. Aug. 2020, 16:00 MESZ
Veganes Leder aus Orangenschalen

Hersteller forschen an pflanzlichen Lederimitaten aus Ananasblättern, Apfeltresten, Kork oder Baumrinde. Doch der Einsatz der biologisch abbaubaren Leder scheitern oft an der fehlenden Haltbarkeit.

Foto von grey, Stock.adobe.com

Vegane Burger gibt es beim Discounter, vegane Milch im Café um die Ecke. Immer mehr Menschen möchten sich auch tierfrei kleiden. Die Textilindustrie forscht an veganem Leder. Doch heißt vegan tatsächlich nachhaltig?

Schlechte Haltbarkeit: veganes Leder aus Pflanzen

Die Textilingenieurin Franziska Uhl hat sich mit Lederimitaten beschäftigt. Eine einfache Antwort hat sie nicht, denn jedes vegane Material hat Stärken und Schwächen. Zunächst wären da die pflanzlichen Lederimitate. Hersteller bringen immer neue Materialien ins Spiel: Es gibt „Leder“ aus Ananasblättern, Apfeltrester, Kork oder Baumrinde. Durchgesetzt hat sich keines. Schuhhersteller wie das Hipster-Label Veja testen ständig neue pflanzliche Alternativen – und nehmen sie wieder aus dem Sortiment. Für Kai Nebel, Experte für textile Verfahrenstechnik an der Hochschule Reutlingen, liegt das an der schlechten Haltbarkeit von biologisch abbaubarem Material. Solange Menschen Fleisch essen, gibt es Leder, also könne man es auch nutzen, sagt er. Käufer sollten auf pflanzlich gegerbtes Leder achten, das umweltfreundlicher in Herstellung und Entsorgung ist als chromgegerbtes.

Achtung bei Kunstleder

Neben pflanzlichen Ledern gilt auch Kunstleder, das auf Erdölbasis hergestellt wird, als vegane Alternative. Sehr nachhaltig wirkt das nicht, doch laut Higg MSI-Index, der gängige Materialien aus der Modebranche in puncto Nachhaltigkeit bewertet, sind einige Arten von Kunstleder empfehlenswert. So schneidet Kunstleder aus Polyurethan (PU) fast doppelt so gut ab wie „Ananasleder“ – und viermal besser als echtes Leder. PU gehört wie Polyester zu den ungiftigen Kunststoffen. Nicht zu empfehlen ist Kunstleder aus PVC, das zwar auch vegan, aber alles andere als nachhaltig ist. Das Umweltbundesamt stuft die enthaltenen Weichmacher als „gesundheitsgefährdend“ ein. Trotzdem gibt es immer noch Hersteller, die den Vegan-Trend nutzen, um Taschen und Schuhe aus PVC-Kunstleder teuer zu verkaufen.

Kreislaufwirtschaft: Recycling-Kunststoff

Noch nachhaltiger sind Produkte aus Recycling-Kunststoff. Es gibt schon viele Sneaker aus wiederverwerteten PET-Flaschen. Einige Hersteller stellen auch aus recyceltem Kunstleder neue Schuhe her. Solange die Kreislaufwirtschaft in der Mode aber noch ein Wunschtraum ist, entscheidet das richtige Verhalten über die Nachhaltigkeit des Lederkonsums: weniger kaufen, länger tragen – und reparieren.

 

Dieser Artikel wurde ursprünglich in der Juli 2020-Ausgabe des deutschen National Geographic Magazins veröffentlicht. Keine Ausgabe mehr verpassen und jetzt ein Abo abschließen!

 

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