Fünf Gründe, warum es Hoffnung für unsere Korallenriffe gibt

Wir sehen uns fünf hochmoderne Techniken an, die die Wiederherstellung und den Erhalt von Korallenriffen unterstützen.

Ein Taucher erkundet die komplexe und wunderschöne Unterwasserlandschaft eines restaurierten Korallenriffs.

Mit freundlicher Genehmigung von Sheba
Von Jon Heggie
Veröffentlicht am 8. Okt. 2021, 19:02 MESZ

Korallenriffe gehören zu den schönsten und artenreichsten Ökosystemen der Welt. Sie repräsentieren weniger als ein Prozent des Meeresgrundes, beherbergen aber ein Viertel aller Meereslebewesen. Doch das Unterwasserparadies ist in Gefahr. In den letzten 20 Jahren haben wir etwa die Hälfte aller Korallenriffe verloren, und die verbleibenden Riffe sind durch Umweltverschmutzung, Überfischung und Klimawandel bedroht. Um die Zukunft der Korallenriffe zu sichern, müssen wir den Klimawandel umkehren, die Ozeane schützen und Riffe, die sich nicht selbst erholen können, aktiv wiederherstellen. Das ist eine zunehmend anerkannte Tatsache. Im Folgenden stellen wir fünf innovative Methoden zur Wiederherstellung unserer farbenfrohen Korallenriffe vor, die Hoffnung machen.

LarvalBot: Der Beschützer der Meere

Korallen sehen zwar wie Pflanzen aus, sind aber Tiere, die sich hauptsächlich durch Laichen fortpflanzen – winzige Eier und Spermien werden ins Wasser abgegeben, wo sie zu Korallenlarven werden. Bei einem sogenannten Massenlaichen können Milliarden von Larven produziert werden, aber Riffe mit schlechter Abdeckung und angeschlagener Gesundheit brauchen etwas Hilfe. Hier kommt der LarvalBot ins Spiel. Die autonome Unterwasserdrohne wurde an der Queensland University of Technology in Australien entwickelt und bringt Korallenlarven an die Orte im Great Barrier Reef, an denen sie am meisten gebraucht werden. Eier und Spermien werden gesammelt und in schwimmenden Behältern aufbewahrt, wo sie sich ungestört entwickeln können. Anschließend werden etwa 100.000 winzige Korallenlarven mit dem LarvalBot zu beschädigten Teilen des Riffs gebracht, wo sie sich ansiedeln und wachsen können. So werden Bereiche wiederhergestellt, die sich von selbst nicht erholt hätten. Der LarvalBot navigiert mithilfe von Kameras durch das Riff und setzt die Larven genau am richtigen Ort ab. Die Drohne kann aber noch mehr: Sie führt Untersuchungen unter Wasser durch, testet die Wasserqualität, entfernt Schädlinge – und prüft das Wachstum der neu gepflanzten Kolonien.

Eine Mischung verschiedener Korallen im Riff erhält die genetische Vielfalt. 

Foto von Robert Harding Picture Library

Riffsterne: Wie aus Trümmerhaufen gesunde Riffe werden

Vor rund 30 Jahren warfen Fischer vor der Küste von Sulawesi in Indonesien selbst gemachte Sprengkörper ins Meer – eine destruktive Fischereitechnik, die „Dynamitfischen“ genannt wird. Dabei wurde auch das Korallenriff in Schutt und Asche gelegt. Da Korallenlarven nicht an bewegliche Oberflächen – in diesem Fall dem Geröll, das vom Riff übrig blieb – andocken können, erholte sich das Riff nicht von allein – das Ökosystem war zerstört. Mithilfe von MARRS (Mars Assisted Reef Restoration System – System zur Korallenriff-Wiederherstellung von Mars) werden aus diesen Trümmerhaufen nun bunte Riffe – wie am SHEBA® Hope Reef zu sehen ist. Herzstück des Projekts sind speziell konstruierte „Riffsterne“. Diese knapp ein Meter breiten, sternförmigen Stahlkonstruktionen, die mit Korallensand bedeckt und mit Korallenfragmenten bestückt sind, werden im losen Gestein am Meeresgrund befestigt und miteinander verbunden. So bilden sie eine solide Plattform, auf der Korallen wachsen können. Die Riffsterne werden vor Ort hergestellt und können schnell angebracht werden: Ein Team von Tauchern kann innerhalb eines Tages Riffsterne auf einer Fläche von der Größe eines Tennisplatzes auslegen. Dabei werden mehr als 5.000 Korallenfragmente verteilt. In knapp über 18 Monaten ist die Korallenabdeckung am SHEBA® Hope Reef von weniger als fünf Prozent auf über 55 Prozent gestiegen. Zahlreiche Fische sind bereits zurückgekehrt und bevölkern den zuvor leblosen Ort.

BELIEBT

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    Ein Stapel vor Ort hergestellter, einsatzbereiter Riffsterne am Hope Reef in Indonesien.

    Mit freundlicher Genehmigung von Sheba

    Künstliche Korallenriffe: Damit Korallen die Chance haben, zu wachsen

    Positive Interventionen vonseiten der Menschen werden immer wichtiger für das Überleben und Wiederherstellen von Korallenriffen. Ein konstanter Nachschub an gesunden Korallen ist dabei entscheidend.  Um der Natur unter die Arme zu greifen, wurden Korallenzuchten entwickelt. Dort können die Korallen in einer sicheren Umgebung wachsen.  Dabei werden kleine Korallenfragmente beschädigten oder gesunden Riffen auf nachhaltige Weise entnommen und in Schutzgebieten im Meer oder sogar in Einrichtungen an Land an Unterwasserkonstruktionen befestigt. Innerhalb von sechs bis zwölf Monaten reifen die Korallenfragmente heran und werden verwendet, um neue Korallen zu produzieren und damit beschädigte oder sogar tote Riffe wiederherzustellen. Diese Korallenfarmen ermöglichen das Züchten Tausender Korallen aus einem relativ kleinen Bestand, ohne dabei gesunde, natürlich gewachsene Korallen zu beschädigen. Außerdem werden verstärkt Korallen gezüchtet, die Umweltereignisse wie die Hitzewellen, die Korallenbleiche verursachen, ohne Eingriffe vonseiten der Menschen überlebt haben. Mit diesen genetisch überlegenen „Superkorallen“ können gegebenenfalls Riffe gepflanzt werden, die gegen zukünftige Bedrohungen resistent sind.

    Mikrofragmentierung und Fusion: In Rekordzeit Korallenklone züchten

    2016 zerdrückte ein Meeresforscher versehentlich ein Korallenfragment im Labor. Der Ärger über das Missgeschick verwandelte sich in großes Interesse, als der Forscher drei Wochen später feststellte, dass die übrig gebliebenen Stücke bis zu 40-mal schneller als gewöhnlich gewachsen waren. Experimente zeigten, dass die Korallenfragmente miteinander verschmolzen sind, um eine große Kolonie zu bilden, und dass alle Korallenarten in den Florida Keys sich auf die gleiche Art verhalten würden. So entstand aus einem Fehler eine Technik namens Mikrofragmentierung und Fusion. Mit einer speziellen Säge werden die Korallen in winzige Stücke geschnitten – kleiner als ein Fingernagel –, um so innerhalb kurzer Zeit Korallenklone zu produzieren. Fragmente aus derselben Kolonie werden nebeneinander platziert, um durch Fusion größere Kolonien zu bilden, die sich in Rekordzeit fortpflanzen. Eine bahnbrechende Entdeckung für die Wiederherstellung von Korallenriffen, denn mit diesen Korallen ist innerhalb weniger Jahre ein Wachstum möglich, dass normalerweise 25 bis 100 Jahre dauern würde. Die Technik wurde bereits eingesetzt, um über 20.000 Korallen zu pflanzen und so stark beschädigte Korallenriffe zu retten.

    Heilende Klänge: Wenn die Akustik stimmt, ist das Riff gesund

    Es ist schon lange bekannt, dass Vogelgezwitscher im Garten Vögel anziehen kann. Das gleiche Prinzip wird nun auch auf Korallen angewendet. Man stellt sich Unterwasserwelten gern als ruhige Orte vor. In Wahrheit ist in einem gesunden Riff aber kontinuierlich das Klacken der Krebse und das Schnattern, Zwitschern, Quietschen und Brummen der unzähligen Fischarten, die es bevölkern, zu hören. Aber wenn die Gesundheit eines Korallenriffs nachlässt, verschwinden die Fische und es wird still. Das ist ein Problem, denn Fische sind ein wichtiger Bestandteil dieser komplexen Ökosysteme: Sie entfernen Seetang und Algen, recyceln Nährstoffe und legen diese am Riff ab. Wenn es gelingt, Fische in ein sterbendes Riff zurück zu locken, verbessern sich dessen Überlebenschancen erheblich. Um dies zu erforschen, haben Wissenschaftler mithilfe spezieller Geräte die Klänge eines gesunden Riffs aufgenommen und anschließend an wiederhergestellten Riffen über Unterwasserlautsprecher wiedergegeben. Innerhalb von sechs Wochen verdoppelte sich an den 33 Teststandorten die Anzahl der Fische und es konnten 50 Prozent mehr Arten beobachtet werden – genug, um die Erholung des Ökosystems anzustoßen.

    Der Schriftzug HOPE aus mit Riffsternen wiederhergestellten Korallen am SHEBA® Hope Reef in Indonesien.

    Mit freundlicher Genehmigung von Sheba

    Weitere Informationen zum SHEBA® Hope Reef und dazu, wie Sie die Wiederherstellung von Korallenriffen unterstützen können, finden Sie auf ShebaHopeGrows.com.  

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