Aquaponik: So ist nachhaltiger Fischkonsum möglich
Fisch schmeckt und ist gesund. Seine Fettsäuren sind ein Booster für Herz, Hirn und Immunsystem. Aber welcher Konsum ist schädlich für die Ökosysteme?
Fisch schmeckt und ist gesund. Seine Fettsäuren sind ein Booster für Herz, Hirn und Immunsystem. Aber welcher Konsum ist schädlich für die Ökosysteme?
Jährlich lädt sich jeder Deutsche durchschnittlich 14 Kilo auf den Teller. Doch ist unser Hunger auf Fisch nachhaltig? „Die Menge ist nicht das Problem“, sagt Philipp Kanstinger vom WWF. „Aber wir greifen im Supermarkt zu den falschen Arten.“ Raubfische wie Thunfisch, Rotbarsch oder Schwertfisch seien häufig überfischt. „Uneingeschränkt empfehlenswert ist Karpfen, nur schmeckt er vielen nicht so gut“, so Fischereibiologe Kanstinger.
Gütesiegel Fisch: Kontroverser Mindeststandard
Daneben rät er zu kleineren Schwarmfischen wie Sardine, Hering oder Sprotte.
Wer es genau wissen will, wirft einen Blick in den Fischratgeber des WWF. Er spricht Empfehlungen auf Basis der Art, Fangmethode und Herkunft aus. „Der Fang mit Grundschleppnetzen ist meist nicht nachhaltig“, so Kanstinger. „Sie durchpflügen den Meeresboden und zerstören das Ökosystem.“
Daneben bieten Zertifizierungen eine gute Orientierung. „Das bekannte MSC-Siegel für wild gefangenen Fisch erfüllt einen Mindeststandard, auch wenn es hier immer wieder Kontroversen gibt“, so der Experte. Kritisiert wird unter anderem, dass zu viel Beifang in den Netzen lande. Schätzungen zufolge werfen Fischer in der Nordsee rund ein Drittel ihres Fangs als „Abfall“ über Bord, nur weil sich diese Fische weniger gut kommerziell verwerten lassen.
In Aquakulturen können gezielt Fische gezüchtet werden. Laut WWF stammt aus diesen Farmen fast die Hälfte des weltweit konsumierten Speisefisches. Doch sie haben teils erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Hier: Eine Lachszucht in Norwegen.
Aquaponik als Modell der Zukunft
Aquakulturen, in denen gezielt bestimmte Arten gezüchtet werden, könnten die Lösung sein. Allerdings ist gerade der außereuropäische Markt schlecht reguliert. „Bei vielen Anlagen gelangen Kot und Antibiotika in die umliegenden Gewässer“, warnt der Biologe. „Über die Zukunft der Fische entscheidet jeder selbst am Supermarktregal“, so Kanstinger.
Konsumenten sollten bei Fisch aus Aquakultur zu Produkten mit Biosiegel greifen. Zukunftsweisend sind Aquaponik-Anlagen. Hier gedeihen Basilikum, Gurken oder Chilis ohne Erde in großen Regalen. Nährstoffe ziehen die Pflanzen aus den Abwässern der angrenzenden Fischzucht. Das geschlossene Kreislaufsystem spart Wasser und Dünger und benötigt weniger Platz. So können die Anlagen in Großstädten stehen und die Bewohner mit frischen und nachhaltigen Lebensmitteln versorgen.
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Dieser Artikel erschien in voller Länge im NATIONAL GEOGRAPHIC Magazin 4/22. Verpassen Sie keine Ausgabe mehr: Sichern Sie sich die nächsten 2 Ausgaben zum Sonderpreis!