Fünf Merkmale, die typisch sind für Flugsaurier

In einer längst vergangenen Zeit flogen gigantische Wesen durch die Luft. Das machte sie aus.

Von Kathrin Fromm
Veröffentlicht am 27. Okt. 2017, 11:41 MESZ
 Flugsaurier-Fossil
Ein Flugsaurier-Fossil unter UV-Licht.
Foto von Helmut Tischlinger

Spitzer Kopf
Die meisten Flugsaurier hatten einen spitzen Kopf mit Schnabel (und teilweise mit Kamm). Die Flügel waren zur Nahrungsaufnahme unbrauchbar, deshalb die Schnäbel. Trotzdem gab es Unterschiede. Manche Flugsaurier hatten zum Beispiel Zähne, andere nicht. „Die Flugsaurier mit den langen Zähnen haben diese benutzt wie Spaghettizangen, um Zeug aus dem Wasser zu fischen. Die ohne Zähne haben ihre Beute eingeklemmt“, erklärt der Dino-Experte Eberhard Frey vom Naturkundemuseum Karlsruhe. Eine Ausnahme bildet nur die Gruppe der Froschgesichter: Statt eines Schnabels hatten diese kleinen Flugsaurier runde Köpfe mit kurzen, abgerundeten Mäulern, wie Frösche eben, daher auch der Name. Vermutlich haben sie sich von Insekten ernährt, die sie aus der Luft fingen.

Vierter Finger
Der vierte Finger ist eine Besonderheit der Flugsaurier. Die Hand liegt sozusagen in der Mitte der Flügelvorderkante; dort ragen drei Finger mit scharfen Krallen hervor. Der vierte, deutlich längere Finger ist Teil des Flügels und bildet die Verlängerung der Armknochen. „Wir wissen inzwischen, dass diese langen Fingerknochen, die sehr labbrig aussehen, durch einen Bindegewebskeil aus Faserknorpel stabilisiert waren, der dahinter lag", sagt Eberhard Frey. Die eigentümliche Handform stammt wahrscheinlich noch aus Vorflugzeiten. Eine Vermutung ist, dass die Saurier an Ästen gehangen haben. Zum Hangeln wurden die drei Finger benutzt (das würde auch die nach innen gebogene Form erklären), der vierte Finger konnte sich als Flügel ausbilden. „Im Gegensatz zu Vögeln heute sind Flugsaurier übrigens, wenn sie nicht in der Luft waren, auf allen Vieren marschiert, das ist durch Fährten gut belegt“, erläutert Frey.

Etwa 15 Zentimeter lang ist der Schädel dieses Flugsauriers.
Foto von Helmut Tischlinger

Durchblutete Flughaut
Die Flughaut spannte sich von der Spitze des vierten Fingers über die Zehen und weiter bis zur Schwanzwurzel. Große Tiere, hoch wie eine Giraffe, kamen so auf bis zehn Quadratmeter Segelfläche. Gesteuert wurde mit den seitlich abstehenden Beinen. Eine Besonderheit der Flughaut war ihr mehrschichtiger Aufbau: Die Oberfläche war fein gerunzelt und funktionierte so ähnlich wie Kühlrippen. Darunter lag eine Schaumschicht, die sehr wahrscheinlich mit Luft gefüllt war und die Flügel gegen die starke Sonneneinstrahlung isolierte. Die nächste Schicht bestand aus so genannten Aktinofibrillen. Diese knorpeligen, faserigen Gebilde sicherten die Flughaut gegen Flattern. „Anders als bei Fledermäusen, bei denen die Flughaut zwischen vier Fingern aufgespannt ist, war sie bei Flugsauriern nur an dem einen Finger befestigt und dadurch weniger gestützt. Die Aktinofibrillen gaben Stabilität“, sagt Eberhard Frey. Die untersten beiden Schichten bestanden dann aus Muskeln und Blutgefäßen für die Thermoregulation. Die Flugsaurier waren vermutlich Warmblütler, hielten also ihre Körpertemperatur auf einem konstant gleich warmen Niveau.

Behaarter Körper
An Hals und Körper waren Flugsaurier behaart, mit zotteligen und dennoch plüschigen Borsten. „Vermutlich fühlte sich das so ähnlich an wie die Daunen junger Vögel“, sagt Eberhard Frey. Die Haare hielten die Tiere warm, gerade nachts, wenn die Sonne nicht auf die Flügel schien, auch ein Indiz für die Warmblütigkeit. Lange gingen die Forscher davon aus, dass die Haut der Flugsaurier schuppig war, wie die von Echsen, schließlich werden die Tiere den Echsen zugeordnet. „Dabei wurde schon im 18. Jahrhundert die Haarstruktur an einem Fossil, das bei Eichstätt gefunden wurde, beschrieben – aber das wollte keiner wahrhaben“, erzählt Frey.

Hohle Knochen
Wie auch Vögel hatten Flugsaurier hohle Knochen, um leicht genug fürs Fliegen zu sein. Allerdings ist die Knochenwand anders gebaut. Bei Vögeln ist die Struktur ringförmig, bei Flugsauriern erinnert sie an Sperrholz. „Die Winkel der Knochenfasern wechseln von Schicht zu Schicht. Das sorgt für richtig viel Stabilität“, sagt Eberhard Frey und ergänzt: „Heute werden auf diese Weise ultraleichte Fahrradrahmen gebaut. Das ist schon faszinierend!“ Die Knochen der Saurier können dadurch noch dünnwandiger sein als bei Vögeln. Zum Fliegen werden die Knochen mit Luft gefüllt, was zusätzlich stabilisierend wirkt. Dafür sind die Knochen mit dem Atemsystem verbunden. Wie genau die Saurier geatmet haben, ist noch nicht sicher erforscht, vermutlich aber so ähnlich wie Krokodile mit Hilfe der Leber.

Eine Titelgeschichte über Flugsaurier steht in der Ausgabe 11/2017 des National Geographic Magazins. Jetzt ein Magazin-Abo abschließen!

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