Die Erforschung der Schmerzen
Liebe Leserin, lieber Leser!
Vergangenen Sommer, im Alter von 46 Jahren, erlebte ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Schmerzproblem am eigenen Leibe. Vier Wochen lang stach es heftig im oberen Rücken. Doch MRT-Aufnahmen zeigten nichts Auffälliges. Der ratlose Orthopäde riet zu Spritzen, die nicht halfen. Nach ärztlicher Anweisung nahm ich Schmerztabletten in einer Menge, die mir unheimlich war. Und dann war das Problem plötzlich weg. Einfach so. Mir ist klar, dass das keine große Sache war. Aber die Intensität, mit der sich diese grässliche Empfindung einen Monat lang in mein Leben hineinfraß, hat mich beeindruckt. Wie fühlen sich wohl die Millionen Menschen mit chronischen Schmerzleiden? Wie zermürbend muss die Pein für manche Krebspatienten sein, die lieber eine Chemotherapie abbrechen, als die Schmerzen weiter zu ertragen, die in manchen Fällen als Begleiterscheinung auftreten?
Ob Akupunktur, Magnetfelder, Bienengift, Gymnastik, Fango, Steroide oder – trotz Suchtgefahr – Opioide: Schmerzpatienten probieren alles, um Erleichterung zu bekommen. Und Forscher ringen um ein immer besseres Verständnis der neurologischen Schmerzmechanismen. Große Erkenntnisfortschritte gibt es etwa bei der Frage, wie Schmerzsignale im Gehirn weitergeleitet werden und welche Rolle die individuellen Gene oder die Psychologie dabei spielen. Unsere Titelgeschichte gibt einen Überblick über den Stand der Wissenschaft.
Und noch ein Hinweis in eigener Sache: Ich begrüße Sie in diesem Monat zum letzten Mal von dieser Stelle aus. NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND wird ab der Februar-Ausgabe 2020 vom Verlag GeraNova Bruckmann in München herausgegeben. Für Ihr Interesse und die vielen Zuschriften, konstruktiv wie kritisch, möchte ich mich im Namen unserer Redaktion bedanken und Ihnen weiterhin Freude an den folgenden Heften wünschen.
Jens Schröder (Chefredakteur)