Wie uns die Artemis-Mission Mond und Mars näher bringt
Das Artemis-Programm der NASA bringt uns dem Mond und dem Mars einen riesigen Schritt näher – und geht sogar darüber hinaus.
Um 1:47 Uhr nachts (Eastern Time) am 16. November 2022 erhob sich die Artemis I-Mission in den Himmel, der zu diesem Zeitpunkt stärkste Raketenstart, den es je gab. Um dieses Bild sicher einzufangen, platzierte der Fotograf Dan Winters eine schallgesteuerte Kamera in einer Entfernung von tausend Fuß von der Startrampe. Während des Starts mussten Winters und andere Zuschauer fünf Kilometer entfernt stehen. Selbst in dieser Entfernung war die Rakete lauter als ein Rockkonzert.
„Ich liebe es, wenn sie zum Stern wird“, rief Christina Koch. Die Astronautin stand mit drei Kollegen in blauen Fluganzügen auf einem Hügel des Kennedy Space Centers in Florida und blickte in den Nachthimmel, während die stärkste je gestartete Rakete zu einem Lichtpunkt wurde. Wenige Minuten zuvor, um 1.47 Uhr am 16. November 2022, war die 32 Stockwerke hohe Rakete, prosaisch Space Launch System (SLS) genannt, abgehoben. Durch das Fernglas blendete die grell orangefarbene Abgassäule der Rakete. Das Prasseln ihrer 39100 Kilonewton Schubkraft – das entspricht 31 Jumbojets – rasselte bis in die Lungen.
Nächster Schritt: Bemannte Mondmission
Die gigantische Rakete, die ihrer Flugbahn entgegenraste, trug das Raumschiff Orion ins All. Es sollte Astronauten weiter in den Weltraum befördern als jemals zuvor. Um zu messen, wie der Raum jenseits des Mondes auf Astronauten wirkt, beförderte das Mannschaftsmodul ein männliches Dummy sowie zwei „Phantom“-Torsi, dem weiblichen Körper nachempfundene Messpuppen. In den folgenden 25 Tagen, 10 Stunden und 53 Minuten sollten sich diese Dummys fast eine halbe Million Kilometer von der Erde entfernen, ehe sie mit einer Geschwindigkeit von fast 40000 km/h zurückstürzten. Die nächste Orion wird bei ihrer Mondumrundung vier Menschen an Bord haben. Christina Koch hoffte zu diesem Zeitpunkt in Florida, einer von ihnen zu sein.
Der Start der Mission Artemis I 2022 war ein Meilenstein für die NASA. Sie will erstmals seit mehr als 50 Jahren wieder Menschen zum Mond bringen. Läuft alles nach Plan, könnte Artemis II bereits Ende 2024 mit Besatzung zur Umlaufbahn des Mondes fliegen. Artemis III – mit bemannter Mondlandung – ist für Ende 2025 geplant. Dann sollen weitere Missionen eine längerfristige Präsenz auf dem Mond etablieren. Warum? Die Mondoberfläche ist für die Wissenschaft nach wie vor ein Wunderland: Mondstaub und -gestein dokumentieren die wechselnde Sonnenaktivität über 4,5 Milliarden Jahre. Seine Krater könnten die Geheimnisse uralter Meteoriteneinschläge lüften, die es auch auf der Erde gab. Der eisige Schmutz am Nord- und Südpol des Mondes könnte Aufschluss darüber geben, wie Wasser seinen Weg durch das Sonnensystem findet.
Vorbereitung für eine Reise zum Mars
Die Astronauten sollen in der Nähe des Südpols landen, um diese vermuteten gefrorenen Wasservorkommen zu untersuchen. Auch politische Interessen spielen hinein: Es geht um internationale Zusammenarbeit, Lieferverträge und Arbeitsplätze im Hightech-Sektor. Darüber hinaus dient der Mond als Vorbereitung für eine bemannte Reise zum Mars, vielleicht in den 2030er-Jahren. Die NASA will herausfinden, ob es jemals Leben auf dem Roten Planeten gegeben hat. Das Artemis-Programm hatte mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Jahrelange Verzögerungen. Kostenüberschreitungen in Milliardenhöhe. Skepsis, ob der Mensch für die Forschung im All überhaupt gebraucht wird.
Doch im Erfolgsfall wird Artemis nicht nur Astronauten zurück auf die Mondoberfläche bringen. Das Projekt könnte auch eine Ära großer Möglichkeiten einläuten. Das bringt eine Verantwortung mit sich, die demütig stimmt: Es wäre eine Ära, in der die Menschheit regelmäßig auf Welten jenseits der unseren leben und arbeiten würde. „Wir schlagen damit die erste Seite eines neuen Kapitels der Weltraumforschung auf“, sagte Jacob Bleacher, der die explorative Forschung der NASA leitet.
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