Wie Sie die Nacht noch nie gesehen haben
Sie ist seltsam und doch wunderschön. Geheimnisvoll und romantisch zugleich: die Nacht.
Sie ist seltsam und doch wunderschön. Geheimnisvoll und romantisch zugleich: die Nacht. Wie die Motten vom Licht werden wir Menschen von der Dunkelheit der Nacht magisch angezogen. Sie dient als Inspirationsquelle für Dichter und Künstler und fasziniert ihre Betrachter. So erging es auch den Fotografen des neuen Bildbands »National Geographic. Wie Sie die Nacht noch nie gesehen haben«. Der Titel könnte passender nicht sein. Denn mit dem menschlichen Auge können wir die Nacht nicht so wahrnehmen, wie sie eigentlich ist.
Unter unserer Netzhaut liegt eine Schicht von Sehzellen (Fotorezeptoren), die sogenannten Stäbchen und Zapfen. Erstere erkennen die Lichtintensität und können eine schwache Ausleuchtung spüren. Eulen sind Meister der Nacht, weil ihre Augen viele Stäbchen haben. Zapfen, die der Farbwahrnehmung dienen, benötigen eine bestimmte Lichtschwelle, um zu funktionieren. Mondschein ist für das menschliche Auge in der Regel nicht hell genug, um Farben zu erkennen. In dunkleren Verhältnissen sehen wir nur Schwarz-, Weiß-, Grau- und Silbertöne. Aber auf einer Fotografie – da Film und Pixel das tun, was die Retina nicht kann – können wir Farbe »sehen« und wahrnehmen.
»Bei unseren ersten Nachtaufnahmen von Landschaften waren wir erstaunt, dass ein Bild die Dunkelheit mit einer solch überraschenden Klarheit einfangen kann. Dieses unerwartete Ergebnis erinnerte daran zu sehen, wie sich ein Bild – zunächst schemenhaft – auf wundersame Weise in der Entwicklungswanne auf Fotopapier materialisiert«, schreiben Diane Cook und Len Jenshel in dem Vorwort zum Band »National Geographic. Wie Sie die Nacht noch nie gesehen haben.« Die Frage, die sich die Fotografen bei ihrer Nachtarbeit immer wieder stellen, lautet: »Wie kann Dunkelheit für einige so furchterregend sein und zugleich für andere so anziehend? Und was müssen wir tun, damit uns die Nacht all ihre Geheimnisse offenbart?«
Die technischen Herausforderungen bei Nachtaufnahmen haben es durchaus in sich: Durch Luftfeuchte vernebelte Kameralinsen, leere Akkus inmitten mehrstündiger Belichtungszeiten, hungrige Mücken und Schlafentzug, der es mühsam macht, experimentierfreudig und kreativ zu bleiben. Was bei Fotografen, die nachts arbeiten, wirklich passiert, ist ein unglaublicher Vertrauensvorschuss – denn was man sieht, ist nicht das, was man bekommt. Es ist ein Zusammenspiel aus Intuition, Instinkt, Glück und Geduld. Wie kann Dunkelheit für einige so furchterregend sein und für andere wiederum so anziehend? Warum also tun wir das angesichts dieser Unmenge an technischen Albträumen?
Die einfache Antwort ist, dass es nicht darauf ankommt, wie viele Hindernisse es zu überwinden gibt – unsere vielfache Belohnung sind Bilder voller Wunder. In diesem Bildband sind die diversen Techniken verschiedener Fotografen beeindruckend und aufschlussreich zugleich. Diese Seiten zeigen unzählige Sensibilitäten und spannende Interpretationen vom Leben nach Einbruch der Dunkelheit. Und ob man nun eine Vorliebe hat für Mondschein, künstliche Lichtquellen oder Stroboskopbeleuchtung – diese Bilder sind überraschend, erschreckend, aber vor allem inspirierend.
National Geographic – Wie Sie die Nacht noch nie gesehen haben – erschienen im National Geographic Verlag.
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