Vulkanausbruch Fagradalsfjall: Feurige Szenen
21 Stunden am Stück dokumentierte der Fotograf Stephen Wilkes einen Vulkanausbruch in Island.
Die Komposition beginnt rechts unten mit einem Foto, das um 13.54 Uhr entstand, und verläuft diagonal nach links oben.
Die Farben eines Vulkans sind so intensiv, dass man sie fast fühlen kann. Die heißeste Lava des Vulkans Fagradalsfjall auf Island, etwa 30 Kilometer von der Hauptstadt Reykjavík entfernt, leuchtet weißlich gelb. Sie kühlt zu Orange, Rot und schließlich Mitternachtsschwarz ab. Es sind Phänomene von expressiver Farbenpracht, die der Fotograf Stephen Wilkes in seinem Bild von der Eruption festhält. Es zeigt den Übergang der Landschaft vom Tag in die Nacht in einer einzigen Aufnahme. Wilkes erzeugte den Effekt, indem er 70 der 1123 Fotos kompilierte, die er binnen 21 Stunden von ein und derselben Stelle aus aufgenommen hatte. Die Komposition beginnt rechts unten mit einem Foto, das um 13.54 Uhr entstand, und verläuft diagonal nach links oben. Dabei hat Wilkes seine Lieblingsmomente zusammengefügt. „Ich erschaffe in vielerlei Hinsicht meine Erinnerung neu“, sagt er.
Der Weg zum Bild verlief rasant. Nach einem Nachtflug nach Island, einem Coronatest und einem schnellen Mittagessen suchte Wilkes per Hubschrauber nach dem besten Standort. Seine Wahl fiel auf einen steilen Hügel östlich des Fagradalsfjall; von dort aus sollte die untergehende Sonne genau auf den feurigen Vulkangipfel treffen. Windgeschwindigkeiten von 70 Stundenkilometern quälten Wilkes und sein Team, während sie Pfosten in den Boden trieben, um das Stativ zu befestigen. Dann hielt Wilkes die sich ständig verändernde Szene fest. Er stand den ganzen Tag und die ganze Nacht auf dem felsigen Hang – doch müde Beine und eisige Finger lenkten ihn nicht von dem vulkanischen Lichtspektakel ab. Als die Sonne sich dem Horizont näherte, sah Wilkes mit Sorge, dass der Vulkan sich beruhigte. Plötzlich erwachte er wieder zum Leben, und ihm gelang das ersehnte Bild. Als er die sich vertiefenden Farben des Sonnenuntergangs über der goldenen Lava des Vulkans sah – Kräfte, die die Oberfläche unseres Planeten seit seiner Entstehung geformt haben –, habe er eine fast spirituelle Verbindung verspürt: „So hat alles begonnen.“
Die National Geographic Society setzt sich dafür ein, die Wunder unserer Welt zu zeigen und zu schützen. Seit 2017 unterstützt sie die Arbeit von NATIONAL- GEOGRAPHIC-Explorer Stephen Wilkes über die Welt der Natur.
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Vulkane erzeugten mehr als 80 Prozent des Gesteins auf der heutigen Erdoberfläche, sowohl über als auch unter Wasser. Welche Prozesse dabei vor sich gehen und wie aus dem feurigen Ausbruch schillernde Farben entstehen können, erfahren Sie in der Dezember 2021-Ausgabe des deutschen NATIONAL GEOGRAPHIC Magazins, in dem auch dieser Artikel erschienen ist. Verpassen Sie keine Ausgabe mehr: Sichern Sie sich die nächsten 2 Ausgaben zum Sonderpreis!