Art Wolfe - Die Wucht der Natur

Ein Elch entfachte in Art Wolfe die Leidenschaft für Fotografie. Heute hilft der Amerikaner, die Schönheit der Erde zu bewahren.

Von Art Wolfe
bilder von Art Wolfe
Foto von Art Wolfe

Art Wolfe ist ein Meister der künstlerischen Naturfotografie. Der 65-Jährige hat bereits mehr als 65 Bücher veröffentlicht, sein neuer Bildband erscheint am 5. Oktober 2015. Darin erzählt er auch, wie er zur Fotografie kam:

Meine Kindheit verbrachte ich in Seattle im Nordwesten der USA . Man blickt von hier auf das eisige Wasser des Puget Sound. Dahinter ragen die Berge der Olympic-Halbinsel auf. Sie faszinierten mich als Kind besonders. Im Laufe der Jahreszeiten wandelte sich ihr Weiß zu Grün, manchmal verbargen sie sich in Wolken, stiegen dann wieder aus goldenem Licht empor, und immer tosten um sie die Stürme des Pazifiks.

Eines Tages nahm ich an einer Kanutour teil. Ich hatte meine erste Kamera dabei, eine Kodak Brownie Fiesta. Plötzlich sahen wir einen Elch, der im Wasser stand und Pflanzen abrupfte. Ich hatte Angst, aber zugleich war ich neugierig. Schließlich kamen wir ihm zu nahe, der Elch sprang unter lautem Protest aus dem Wasser – und ich machte meine ersten Fotos von einem Wildtier in Bewegung. Von da an wusste ich, worin meine Lebensaufgabe bestehen würde: die Natur in Bildern einzufangen.

Und damit meine ich nicht nur Tiere. Gern fotografiere ich auch Gebirgslandschaften. Ich will, dass der Betrachter die Magie des Lichtes, die Schroffheit des Terrains, die Kälte nachempfindet; ich will ihm die Stimmung vermitteln, die ich erlebte, als ich das Motiv sah.

Die meisten Menschen werden wohl nie nach Bhutan und Pakistan reisen. Ich möchte, dass sie durch das Betrachten meiner Bilder dennoch das Gefühl bekommen, selbst dort gewesen zu sein. Sie sollen spüren, was ich an diesen Orten empfand. Dafür muss ich so viel wie möglich von der Landschaft, der Natur und der Kultur der Völker erfassen, denen man als Reisender begegnet.

Etwa im Amazonasbecken. Hier leben scheue Raubkatzen, Frösche in allen Farben und bunte Vögel wie die Hyazinth-Aras, die vom Aussterben bedroht sind. Ein Exemplar kann auf dem Schwarzmarkt Zehntausende Euro einbringen.

Als Umweltschützer bin ich froh, dass die indigenen Völker meine Leidenschaft für diese Vögel teilen und für ihren Erhalt kämpfen. Die Ureinwohner haben den schonenden Umgang mit den begrenzten natürlichen Ressourcen gelernt und konnten so jahrtausendelang am gleichen Ort überleben. Sie sind eins mit der Natur, und das macht auch sie zum Motiv für mich.

Meine Aufnahmen zeigen Lebensweisen, die es wohl in absehbarer Zukunft nicht mehr geben wird. Auch das sollen die Betrachter spüren: Die Kostbarkeit dieser einzigartigen Welten, die so bedroht sind.

(NG, Heft 10 / 2015, Seite(n) 64 bis 75)

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