Diese alte Zitadelle sieht aus wie eine riesige Sandburg

Nach der Zerstörung durch ein Erdbeben 2003 wurde der iranischen Lehmstadt Arg-e Bam durch einen Wiederaufbau zu alter Pracht verholfen.

Von Gulnaz Khan
Veröffentlicht am 7. Nov. 2017, 16:04 MEZ
Lehmmauern von Arg-e Bam
Die Lehmmauern von Arg-e Bam leuchten in der untergehenden Sonne.
Foto von George Steinmetz, Getty Images

An der südlichen Grenze des iranischen Hochplateaus, nahe der Grenze zu Pakistan, steht die Zitadelle Arg-e Bam auf einem Hügel. Laut einer Legende verdankt dieses Architekturwunder aus Lehm seine Existenz einem magischen Wurm.

In der epischen Dichtung Schāhnāme des persischen Dichters Firdausi spann ein Mädchen gerade Baumwolle, als sie einen Wurm in ihrem Apfel entdeckte. Als der Wurm weiter fraß und wuchs, sonderte er einen feinen Faden ab, der dem Mädchen und ihrem Vater großen Reichtum brachte. Dieser ließ die Stadt befestigen, um die Magie des Wurms zu beschützen. Laut dem Historiker und Geografen Hamdollāh Mostowfi stürmte ein einfallender Eroberer dennoch die Zitadelle und spießte den Wurm mit einer Metallstange auf. „Der Wurm von Haftvad platzte, und aus diesem Grund erhielt der Ort den Namen Bam (was zerplatzen bedeutet).“

Die überwölbten und überkuppelten Strukturen sind charakteristisch für eine befestigte mittelalterliche Stadt.
Foto von Martin Gray, National Geographic

Der magische Wurm im Epos von Firdausi war vermutlich ein Seidenspinner. Bam wurde zwischen dem 6. und 4. Jahrhundert v. Chr. erbaut, genau an einer Kreuzung wichtiger Handelsrouten. Es verdiente sich schon bald einen Ruf für die Herstellung von Kleidung aus Seide und Baumwolle. Berichten zufolge waren die Stoffe so fein, dass sie ihren Weg sogar in die Kleiderschränke von Königen fanden.

Der strategische Standort im Wüstenbecken zwischen den Kafut-Bergen im Norden und der Bergkette Jebal-e Barez im Süden waren entscheidend für den Reichtum der Stadt. Einst flossen Bergflüsse durch eine Reihe ausgeklügelter Qanate nach Bam. Die unterirdischen Bewässerungskanäle verwandelten die Stadt in eine Wüstenoase, in der man sogar Landwirtschaft betreiben konnte. Die überwölbten und überkuppelten Strukturen von Bam sind charakteristisch für eine befestigte mittelalterliche Stadt. Sie bestehen auch Chineh (Lehmschichten) und Khesht (sonnengetrocknete Lehmziegel).

Bis zum 19. Jahrhundert zog ein Großteil von Bams Einwohnern in Siedlungen außerhalb der Zitadelle. Aber die Gebäude und Moscheen der Stadt wurden weiterhin als Bildungseinrichtungen, für religiöse Zwecke und zu kulturellen Feierlichkeiten wie dem persischen Neujahr Nouruz genutzt. Doch in den frühen Morgenstunden des 26. Dezember 2003 richtete ein Erdbeben der Stärke 6,6 entlang der seismischen Verwerfung bei Bam verheerende Schäden in der Region an. Mehr als 30.000 Menschen starben, Zehntausende wurden verletzt und geschätzte 100.000 wurden obdachlos. Ein großer Teil von Arg-e Bams Verteidigungsmauern und vom Sitz des Gouverneurs wurden in Schutt und Asche gelegt. Die Qanate und die Grundmauern der Zitadelle belieben jedoch erhalten, sodass sogar neue Schichten der Besiedlungshistorie für die Archäologen zum Vorschein kamen.

BELIEBT

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    Ein Mann stellt Khesht her, die sonnengetrockneten Lehmziegel.
    Foto von Francesco Lorenzetti, Alamy

    Die UNESCO bereitete einen umfassenden Plan zum Wiederaufbau vor, laut dem die Stadt von 2008 bis 2017 mit den originalen Architekturtechniken und Materialien repariert werden sollte. 2013 wurde es von der Liste des gefährdeten Welterbes gestrichen und seit 2016 sind über 90 Prozent der Stadt wiederhergestellt.

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