Zu Besuch bei den Sámi im Norden Norwegens

Das Volk der Samen lebt im nördlichen Skandinavien, wo es traditionell Rentiere hütet. Wir haben eine Sámi-Familie getroffen, um ihre einzigartige Kultur zu entdecken.

Von Josephine Price
Veröffentlicht am 26. Juni 2020, 15:13 MESZ
Der Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark liegt direkt am Polarkreis. Die Topografie dieser Region ist vielfältig, von hohen Bergen und ...

Der Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark liegt direkt am Polarkreis. Die Topografie dieser Region ist vielfältig, von hohen Bergen und Gletschern bis hin zu alpinem Weideland.

Foto von Josephine Price

In „Die Eiskönigin II“ wagen sich zwei Schwestern in einen verzauberten Wald, um etwas über ihre Vergangenheit zu lernen. Hier treffen sie auf das fiktive Volk von Northuldra (inspiriert von der samischen Bevölkerung Skandinaviens) und ihre Rentierherde. Auf einer Reise zu den Drehorten, die den Film inspiriert haben, machten wir uns auf zum Polarkreis. Dort trafen wir die beiden Samen-Schwestern Elin und Anne Oskal und ihr geliebtes Rentier Angel.

(The Walt Disney Company ist Mehrheitseigner von National Geographic Partners. „Die Eiskönigin II“ ist seit 3. Juli als Stream auf Disney+ verfügbar.)

Angel ist das Lieblingsrentier der Familie Oskal, hier zu sehen auf ihrem Gehöft auf dem Saltfjellet im Norden Norwegens.

Foto von Josephine Price

Wie sieht eurer Verhältnis zu den Rentieren aus?

Elin: Ein Same hat mir mal erzählt, dass es wie folgt ist: Während ihres Lebens kümmern wir uns um die Rentiere, die sich im Gegenzug am Ende ihres Lebens um uns kümmern. Sie schützen uns vor wilden Tieren und im Gegenzug schützen wir sie vor Gefahren. Im Sommer führen wir sie zu ihren Weiden und im Winter, wenn das Gras in den Bergen spärlich wächst, kaufen wir ihnen Nahrung. Im Gegenzug geben sie uns Kleidung, bringen Essen auf den Tisch und vieles mehr.   

BELIEBT

    mehr anzeigen

    Die Oskal-Schwestern Elin (links) und Anne tragen Gákti, die traditionelle Kleidung der Samen. Das Gewand wurde sowohl für zeremonielle Zwecke als auch beim Hüten getragen. Es ist praktisch und warm und wurde oft mit Rentierfellen, Pelzen, Wolle und Ziergarn hergestellt. Heute tragen die meisten Samen allerdings normale Alltagskleidung.

    Foto von Josephine Price

    Wie alt werden die Rentiere?

    Elin: Wenn sie gesund sind, können sie bis zu 15 Jahre alt werden. Aber viele von ihnen werden von Adlern, Vielfraßen oder Bären gefressen. Adler können tatsächlich neugeborene Rentierkälber schnappen. Sie sind sehr starke Tiere – einer hat sich diesen Sommer den Hund meiner Schwester gekrallt.  

    Was definiert die Kultur der Samen?

    Anne: Unsere Kultur dreht sich um Rentiere. Sie sind unser Essen, unsere Kleidung, unsere Sprache und alles andere. Ich denke, dass wir immer noch unsere samische Sprache haben, verdanken wir den Rentierzüchtern, die von Ort zu Ort reisen. Wir haben verschiedene samische Sprachen – einige unterscheiden sich so sehr voneinander, dass wir uns untereinander nicht verständigen können. Aber wenn es um die Rentiere geht, sind die Worte immer dieselben. Es gibt ein samisches Sprichwort, das besagt, dass wir unser Zuhause in unserem Herzen tragen, und es reist mit uns. Aber eigentlich ist es eher so, dass unser Zuhause bei den Rentieren ist, und wir reisen mit ihnen.

    Die Rentierherden sind der Lebensmittelpunkt für die traditionell nomadisch lebenden Samen. Ihr Siedlungsgebiet erstreckt sich von Schweden über Norwegen und Finnland bis an die Küste Russlands.

    Foto von Josephine Price

    Wie klug sind Rentiere?

    Elin: Sie sind klug, aber nicht die auf die Art, wie es ein Hund wäre. Sie würden es nicht verstehen, wenn ich „sitz“ oder „zurück“ sagen würde. Aber ich habe sehr viel von ihnen gelernt. Ich erkenne ihre Stimmungsschwankungen, ich sehe, wann sie glücklich sind. Früher waren Rentiere für mich eben einfach nur Tiere, aber heute weiß ich, dass sie alle sehr individuell sind.

    Eine Gamme – ein traditioneller Wohnsitz der Samen. Der Bau besteht in der Regel aus gewölbten Baumstämmen, die mit Torf oder Moos bedeckt werden.

    Foto von Josephine Price

    Wie sieht eure Wohnsituation aus?

    Elin: Wir leben in Gruppen, die Siida heißen: Meine Familie bildet eine Siida; mein Cousin, seine Frau und seine Kinder sind eine weitere Siida. Wir sind ein Volk und ein Bezirk, aber in Siidas unterteilt.
    Anne: Im Winter teilen wir uns auf verschiedene Gebiete auf, damit wir die Rentiere besser schützen können. Die Menschen in einer Siida sind wie Kollegen. Im Winter sind wir alle in Siidas und im Sommer kommen die Rentiere dann wieder zusammen – also kommen auch wir wieder alle zusammen.

    Die Oskals leben in der Nähe des Saltfjellet-Svartisen-Nationalparks inmitten von Birkenwäldern in der Nähe des Polarkreises.

    Foto von Josephine Price

    Der Artikel wurde ursprünglich in englischer Sprache auf NationalGeographic.co.uk veröffentlicht.

    Die Familie Oskal empfängt Gäste, die lokale Gerichte probieren, ihr Gehöft besichtigen und die Rentiere treffen können. Für weitere Informationen kann man sie unter amkoskal@gmail.com kontaktieren.


    „Die Eiskönigin II“ ist seit 3. Juli als Stream auf Disney+ verfügbar.

     

    loading

    Nat Geo Entdecken

    • Tiere
    • Umwelt
    • Geschichte und Kultur
    • Wissenschaft
    • Reise und Abenteuer
    • Fotografie
    • Video

    Über uns

    Abonnement

    • Magazin-Abo
    • TV-Abo
    • Bücher
    • Disney+

    Folgen Sie uns

    Copyright © 1996-2015 National Geographic Society. Copyright © 2015-2024 National Geographic Partners, LLC. All rights reserved