Queen Elizabeth: Stationen ihres Lebens
Queen Elizabeth war oberste Repräsentantin des Vereinigten Königreichs und zugleich Oberhaupt einer Dynastie. Das neue NATIONAL GEOGRAPHIC Special zeigt Stationen ihres Lebens mit exklusiven Archiv-Bildern.
Als die Königin ihren Sohn Charles III., damals Prince of Wales, im Jahr 1969 zum Thronfolger ernennt, setzt sie ihm eine prachtvolle, mit Diamanten besetzte Krone aus Gold und Platin aufs Haupt.
Als der Erzbischof von Canterbury in den späten 1920er-Jahren bei George V. eintraf, kroch der König gerade auf Händen und Knien über den Boden. Seine Enkelin schaukelte auf seinem Rücken und hielt sich am Bart fest. Die ungestüme Reiterin war die spätere Königin Elizabeth II. Sie sollte nicht nur das Herz ihres Großvaters, sondern das vieler Menschen erobern. Elizabeth Alexandra Mary – „Lilibet“ genannt, weil sie ihren eigenen Namen anfangs nicht aussprechen konnte – wurde in ein privilegiertes Leben hineingeboren. Von klein auf war sie als folgsames, fleißiges Kind bekannt, das kleinen Späßchen jedoch nicht abgeneigt war. Während Elizabeths Kindheit waren ihre Eltern, ihr Vater Prinz Albert (der spätere König George VI.) und ihre Mutter Elizabeth, oft abwesend. Albert, genannt „Bertie“, war ein zurückhaltender Mensch, der unter seinem herrschsüchtigen Vater und einem Stottern litt, das er nur mühsam überwinden konnte. 1923 hatte er Elizabeth geheiratet, die Tochter eines schottischen Adligen; sie war warmherzig und liebevoll, und sie hatte Humor.
Während die Eltern ihren Verpflichtungen nachkamen, lag die Erziehung von Prinzessin Elizabeth und ihrer Schwester, Prinzessin Margaret, größtenteils in der Hand von Marion Crawford, ihrer geliebten Gouvernante. Alles änderte sich mit der Abdankung von Edward VIII. im Jahr 1936. Prinzessin Elizabeth lebte nun in einem Schloss und erhielt die Bildung, die sie brauchte, um ein Land im Wandel zu regieren. Ihre Gouvernante „Crawfie“ war entschlossen, ihr dennoch ein normales Leben zu ermöglichen, und sorgte dafür, dass die Prinzessin mit der U-Bahn fuhr und einkaufen ging; ihre Tante, Prinzessin Mary, half ihr, einer Pfadfindergruppe beizutreten. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, war die Prinzessin 13 Jahre alt. Man hielt es aus Sicherheitsgründen für angeraten, dass sie immer wieder ihren Aufenthaltsort wechselte. Als sie 18 Jahre alt war, bestand Elizabeth darauf, ihren Beitrag zur Verteidigung des Landes zu leisten. Sie setzte sich über die Einwände ihres Vaters hinweg und diente als Lastwagenfahrerin und Mechanikerin.
Herrscherin und Dienerin des Vereinigten Königreiches
Lange bevor sie die Krone trug, war sich Elizabeth bereits ihrer Verantwortung bewusst. Dem Wohle des Landes, erklärte sie 1947, „müssen wir uns voll und ganz widmen“. Diese geradezu heilige Pflicht bedeutete zunächst zahllose Unterrichtsstunden und monatelange Trennungen von den Eltern während der Bombenangriffe auf London im Zweiten Weltkrieg. In den letzten Lebensjahren ihres Vaters übernahm Elizabeth die öffentlichen Auftritte. Als sie 1952 Königin wurde, stellte die noch junge Frau ihr Leben schließlich ganz in den Dienst ihres Landes. Ihr Arbeitsplatz mag zwar ein Palast gewesen sein, aber Elizabeth war 24 Stunden am Tag Königin. Offiziell hatte sie nur zwei Tage frei – den Weihnachtstag und den Ostersonntag. Jeden Morgen nach dem Frühstück öffnete sie die roten Truhen mit den offiziellen Papieren und der Korrespondenz und machte sich an die Arbeit.
Die Auftritte und Verpflichtungen nahmen kein Ende. Audienzen mit dem Premierminister und anderen Beamten. Staatsdinner. Partys. Treffen und Ansprachen. Auftritte im Parlament und Staatsbesuche. Doch die Königin erfüllte alle ihre Pflichten bis zuletzt klaglos. Von ihrer Familie verlangte sie die gleiche Hingabe. Ihr Vater, König George VI., soll gesagt haben: „Wir sind keine Familie. Wir sind eine Firma.“ Das Geschäft der symbolischen Führung war eine Familienangelegenheit. Letzten Endes sah sich Königin Elizabeth II. jedoch vor allem persönlich in der Verantwortung – und sie trug sie besonders lange. Obwohl sie ihr Gelübde, zu dienen, bereits in jungen Jahren abgelegt hatte, sagte sie während ihres silbernen Regierungsjubiläums 1977: „Ich bereue kein Wort davon und habe nichts zurückzunehmen.
Glanzvolle Auftritte wie hier 1985 bei der Eröffnungszeremonie des britischen Parlaments gehörten zu Elizabeths königlichen Pflichten, denen sie kaum je fernblieb.
Familienoberhaupt und Oma
Elizabeth diente ihrem Land unermüdlich. Dennoch schaffte sie es, für ihre Familie da zu sein. Als Vorbild dienten ihre eigenen Eltern. Obwohl die beiden oft abwesend waren, kümmerten sie sich liebevoll um die Töchter. Als Königin befand Elizabeth sich in einer eigenartigen Situation: Sie war die Regentin ihrer eigenen Familie. Philip war zugleich ihr Gemahl und Lehnsmann, ihre Kinder waren königliche Untertanen. Davon unbeeindruckt, fand Elizabeth Mittel und Wege, enge zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen. Vor allem ihrer eigenen Mutter, in der Öffentlichkeit liebevoll „Queen Mum“ genannt, blieb sie eng verbunden. Und obwohl Erzieherinnen und die Großmutter allzu oft die wichtigsten Bezugspersonen für Elizabeths Kinder waren, genoss sie die gemeinsame Zeit mit ihnen. So soll sie sich über den freien Abend des Kindermädchens immer gefreut haben, weil sie dann „neben der Badewanne knien, ihre Kinder baden, ihnen vorlesen und sie selbst ins Bett bringen konnte“, wie ein Familienmitglied berichtete. Später im Leben glänzte sie als liebevolle Großmutter und Urgroßmutter.
Philip war dabei stets an ihrer Seite, ihre „Stärke und Stütze“ in einer Ehe, die 73 Jahre dauern sollte. In der Familie ging es mitunter turbulent zu. Berichten zufolge war die Königin verärgert und betrübt über die Ehekrisen, die so viel öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zogen, die Affären und Skandale, die ihren traurigen Höhepunkt im Vorwurf des sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen durch Prinz Andrew fanden. Elizabeth bemühte sich, Familienangelegenheiten privat zu regeln. Sie war es, die Charles und Diana nahelegte, sich scheiden zu lassen, anstatt noch mehr schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit zu waschen. Und als Meghan, die Herzogin von Sussex, gegen die königliche Familie den Vorwurf des Rassismus erhob, entschied die Königin, dass sich die Familie intern damit auseinandersetzen würde. „Hinter verschlossenen Türen ist sie unsere Oma“, erklärte Prinz Harry im Jahr 2012. „So einfach ist das.“
Dieser Artikel erschien in voller Länge im NATIONAL GEOGRAPHIC Special Nr. 11 mit exklusivem Bild-Material aus unseren Archiven. Verpassen Sie keine Ausgabe mehr: Sichern Sie sich die nächsten 2 Ausgaben zum Sonderpreis!
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